Villa Borg Wo Antike auf Moderne trifft

Borg · Seit der Altsteinzeit wurde das Areal von Menschen aufgesucht, letzte Siedlungsspuren sind dem 5. Jahrhundert n. Chr. zuzuordnen. Heute besuchen jährlich Zehntausende den Archäologiepark, um die rekonstruierte Villa aus der Zeit der „römischen Kelten“ zu sehen.

 Die Römische Villa Borg ist die weltweit einzige vollständig rekonstruierte Villenanlage.

Die Römische Villa Borg ist die weltweit einzige vollständig rekonstruierte Villenanlage.

Foto: Deubel

Ein "Leuchturmprojekt", eine "Mainstream-Sehenswürdigkeit", ein "touristisches Objekt von überregionaler Bedeutung", heißt es in einem Schreiben des Landkreises Merzig-Wadern. Gemeint ist der Archäologiepark Römische Villa Borg, der dieses Jahr 30-jähriges Bestehen feiert und in Trägerschaft der Kulturstiftung des Landkreises geführt wird - unter dem Vorsitz der Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich .

Entdeckt wurde die Anlage um 1900 von Johann Schneider - einem Lehrer, der bei Ausflügen mit seinen Schülern immer wieder römische Keramik und andere römische Fundstücke auf dem Gelände fand. Eine fachgerechte Ausgrabung begann erst viele Jahre später, im Jahr 1986: "Das Landesdenkmalamt wurde in diesem Jahr wieder auf die Fundstelle aufmerksam, da der Bereich als eine mögliche Trassenführung der A8 von Merzig nach Luxemburg im Gespräch war", informiert die Pressestelle des Landkreises. Nach den ersten Jahren der Ausgrabung habe man großflächig römisches Mauerwerk freigelegt - das Gemäuer der heutigen Villa Borg .

Damals habe es drei Möglichkeiten gegeben: Nach der Dokumentation des Fundes hätte man den Befund wieder zuschütten und damit für die Nachwelt sichern können. Auch ein Schutzbau, der die Mauern vor der Witterung schützt, wäre möglich gewesen. Doch der damalige Landrat Michael Kreiselmeyer habe sich für die dritte Möglichkeit, die Rekonstruktion, entschieden.

Heute hat der Archäologiepark ein jährliches Haushaltsvolumen von 750 000 bis 800 000 Euro. Nach Angaben des Landkreises setzt sich dieses zu einem Drittel aus selbst erzielten Einnahmen und zu zwei Dritteln aus Zuschüssen der Stifter zusammen. Allein der Landkreis gewähre jährlich einen Zuschuss von 155 000 Euro an die Kulturstiftung für den Archäologiepark Römische Villa Borg , auch die Sparkasse Merzig-Wadern gehört zu den großzügigen Stiftern.

"Gäbe es die Villa Borg noch nicht, man müsste sie glatt erfinden", sagt Peter Klein, Geschäftsführer der Saarschleifenland Tourismus GmbH. Die Villa sei die einzige vollständig rekonstruierte antike Villenanlage weltweit. Das mache sie zu einer Hauptsehenswürdigkeit des Landkreises Merzig-Wadern, des Saarlandes und der gesamten Großregion. Durch die Rekonstruktion habe der Besucher die Möglichkeit, in die antike Geschichte und das Thema Römer einzutauchen.

Das Angebot an Veranstaltungen auf dem Areal reicht von Sonderausstellungen über Ausgrabungen , literarischen und kulinarischen Abenden, Backvorführungen bis zu Konzerten und den jährlich stattfindenden Römertagen.

In Zukunft sollen der Besucherparkplatz und die Zuwegung ausgebaut werden, damit die Räume im Archäologiepark den Ansprüchen als Tagungs- und Trauungsort gerecht werden. Nach Angaben des Landkreises ist ein experimenteller Werkstattbereich in Planung. Besucher sollen dort beispielsweise töpfern können. Weiter ist eine mediale Inszenierung des Parks angedacht: Geschichten aus dem römischen Leben sollen bei Berührung eines Gebäudeteils zu hören und zu sehen sein, teilt die Pressestelle des Landkreises mit.

Der Archäologiepark Römische Villa Borg ist in den Monaten Februar, März und November von 11 bis 16 Uhr geöffnet, April bis Oktober: 10 bis 18 Uhr. Montags sowie im Dezember und im Januar ist der Park geschlossen.

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