„Wir sind alle Europa“

Perl · Als lebendiges Beispiel für Europa hat Bundespräsident Joachim Gauck gestern das binationale Gymnasium in Perl gewürdigt. Die einstündige Stippvisite im Saarland war Teil seines Staatsbesuches in Luxemburg.

 Bundespräsident Joachim Gauck gibt Schülern Autogramme. Schulleiter Volker Staudt (links), Luxemburgs Großherzog Henri (2. v.l.) und Gaucks Partnerin Daniela Schadt schauen zu. Foto: Rolf Ruppenthal

Bundespräsident Joachim Gauck gibt Schülern Autogramme. Schulleiter Volker Staudt (links), Luxemburgs Großherzog Henri (2. v.l.) und Gaucks Partnerin Daniela Schadt schauen zu. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Als Joachim Gauck aus dem Auto steigt, kennt er nur einen Weg - hin zu den Schülern. Sie stehen für ihn klar im Mittelpunkt seines Besuchs mit dem luxemburgischen Großherzog Henri am deutsch-luxemburgischen Schengen-Lyzeum in Perl . Erst danach kommen die Landespolitiker, darunter Landtagspräsident Hans Ley (CDU ), Europaminister Stephan Toscani (CDU ) und Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ). Zu politischen Themen wie seinem schwierigen Verhältnis zur Linkspartei schweigt Gauck bei diesem Termin, der Teil seines Staatsbesuchs in Luxemburg war. Gauck schüttelt Hände, posiert für Selfies mit den Schülern mit ihren Smartphones. Seine Lebensgefährtin Daniela Schadt - gekleidet in ein schlichtes, beige-graues Kostüm - folgt ihm durch das Spalier der klatschenden Schüler und Schaulustigen, geht auf Menschen zu und sucht das kurze Gespräch. Die zehnjährige Chiara Martino aus Merzig-Besseringen überreicht ihr einen Strauß weißer Rosen.

Schulleiter Volker Staudt sieht man die Erleichterung an, dass es nun endlich losgeht. Sechs Wochen lang hat sich die Schule auf den Besuch vorbereitet. Die vergangene Stunde bis zum Eintreffen der Staatsoberhäupter war hektisch, die Ankunftszeit des hohen Besuchs erst vorverlegt und dann doch pünktlich anberaumt worden. Letztlich kommt die Limousine mit dem Bundespräsidenten und dem Grand-Duc 15 Minuten verspätet. Die Schüler warten bereits seit einer halben Stunde in der Kälte.

Der einstündige Besuch ist genau durchgetaktet, mit Bundeskriminalamt und Polizei , die mit Spürhunden das Gelände um die Schule absucht, genau abgesprochen, durch welche Tür die Gäste gehen werden.

Feierlich erklingt im Atrium "De Wilhelmus", die Hymne der Luxemburger Großherzöge , gespielt und gesungen von rund hundert Schülern. "Für die Schule ist es eine große Ehre, dass sie durch Ihren Besuch in ihrer Arbeit gewürdigt wird", sagt Staudt in seiner kurzen Präsentation des speziellen Schulkonzepts. Das im August 2007 eröffnete Schengen-Lyzeum ist die einzige deutsch-luxemburgische Schule. Die 825 Schüler , je zur Hälfte Deutsche und Luxemburger, werden auf Deutsch und Französisch unterrichtet und können die Abschlüsse beider Länder erwerben.

"Es ist aufregend, das alles hier zu erleben", findet die 19 Jahre alte Luxemburgerin Melanie Schons. Den Großherzog hat die Elftklässlerin schon mehrfach in Luxemburg gesehen: "Zuletzt im Supermarkt, als er Käse gekauft hat. Wir sind halt ein sehr kleines Land."

Nach dem Eintrag ins Gästebuch lassen sich der Großherzog und Joachim Gauck an fünf Stationen von Schülern ihre Projekte vorstellen, darunter Brückenkonstruktionen und Kunstprojekte zum Thema Europa. Interessiert hakt Gauck bei den jungen Künstlern nach und erfüllt den Wunsch, mit dem Großherzog und seiner Partnerin einige Gemälde zu signieren. "Dabei habe ich sie doch gar nicht gemalt", meint er leicht verwundert. Im Luxemburgisch-Unterricht für die neuen Fünftklässler muss er einräumen: "Alles habe ich nicht verstanden."

In einer kurzen Rede am Schluss ruft er den Schülern zu: "Das ist ein ganz besonderer Tag. Wir sind alle Europa." Dass der Besuch während eines Staatsbesuchs im Ausland möglich sei, zeige, "wie nah wir uns gekommen sind". Das Schengen-Lyzeum sei "ein Symbol für das vereinte Europa". Der Bundespräsident wirkt ergriffen, als zum Abschluss Orchester und Chor "Heal the World" (Heile die Welt) von Michael Jackson anstimmen. "Das ist ein großartiges Geschenk, das ihr uns allen gemacht habt. Das ist Europa. Das wollen wir bauen. Habt Dank. Macht's gut."

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