"Wir müssen uns in die Erziehung der Kinder einmischen"

Herr Schmitt, benötigt eine relativ kleine Kommune wie Perl ein solches Bündnis? Schmitt: Zu dieser Frage muss man weit ausholen. Vor 100 Jahren haben unter einem Dach etwa drei Generationen einer Familie gewohnt, deren Mitglieder sich um die Erziehung der Kinder kümmerten. Die Arbeitsstellen lagen überwiegend in unmittelbarer häuslicher Umgebung

Herr Schmitt, benötigt eine relativ kleine Kommune wie Perl ein solches Bündnis?

Schmitt: Zu dieser Frage muss man weit ausholen. Vor 100 Jahren haben unter einem Dach etwa drei Generationen einer Familie gewohnt, deren Mitglieder sich um die Erziehung der Kinder kümmerten. Die Arbeitsstellen lagen überwiegend in unmittelbarer häuslicher Umgebung. Heute hat sich dieses Bild gravierend geändert. Ein Elternteil arbeitet oft weit außerhalb, die Mütter, welche die Kinder versorgen, könnten einer Arbeit vor Ort nachgehen, wenn es die dazu gehörigen Freiräume oder Voraussetzungen gäbe. Also ist es heutzutage Aufgabe einer Kommune, hier unterstützend tätig zu werden. Wir müssen uns quasi in die Erziehung - sprich Betreuung der Kinder - einmischen. Das ist nicht nur in Ballungsgebieten so, sondern auch bei uns im ländlichen Raum.

Verfügt die Gemeinde über eine gesicherte Erhebung, nach der ein Bedarf an beispielsweise Betreuungsplätzen festzumachen wäre?

Schmitt: Nein, eine solche Erhebung gibt es nicht. Wir haben aktuell zu einer Infoveranstaltung heute, Dienstag, 18 Uhr, im katholischen Vereinshaus Vertreter der Vereine, der Kirchengemeinde, eines Betriebsrates und ganz normale Bürger eingeladen, um zum Thema "Bündnis" mehr zu erfahren. Erst dann können wir uns ein konkretes Bild machen. In einer Bedarfsanalyse werden wir dann feststellen: Was gibt es in der Gemeinde, wie kann man sich weiter einbringen?

Gibt es in Perl entsprechende Institutionen oder müssen hier noch Plätze und Einrichtungen geschaffen werden?

Schmitt: Wir werden neue Krippenplätze schaffen und die Kindergärten ausbauen. Dazu sind Gemeinschaftsräume entsprechend zu aktivieren, aber auch im privaten Bereich kann man tätig sein. Zur Hausaufgabenbetreuung lassen sich vielfältige Räumlichkeiten nutzen. Auch zur Unterstützung alter Menschen bedarf es nicht unbedingt spezieller Institutionen. Wenn das durch ehrenamtliche Helfer zu schultern ist, geht das wunderbar zu Hause. Es ist vorrangig eine Frage der Organisation.

Wie kann das Vorhaben bei knappen Kassen von Ihrer Gemeinde gestemmt werden?

Schmitt: Die Gemeinde hat einen Etat in Höhe von circa 3000 Euro. Wir werden schauen, dass aus unserem Amt eventuell eine Person sich um die organisatorischen Belange kümmert. Je nach Bedarf könnte man auch noch an eine 400 Euro-Kraft denken. Wie bereits gesagt, baue ich sehr auf das ehrenamtliche Engagement. Mit einer staatlichen Unterstützung können wir leider nicht rechnen. Trotzdem brauchen die Familien jegliche Unterstützung.

Die saarländische Sozialministerin, Annegret Kramp-Karrenbauer, fordert, dass diese Bündnisse auch auf pflegende Personen ausgeweitet werden. Würden Sie diese Forderung mittragen?

Schmitt: Selbstverständlich würden wir das. Bereits heute ist die Unterstützung und Entlastung pflegender Personen in unserer Gemeinde ein festes Thema. Es gibt schon in Ortsteilen hervorragend funktionierende Gruppen, von denen wir in dieser Hinsicht einiges lernen können. So wird seit geraumer Zeit in einigen Orten ein Einkaufsservice organisiert, der ältere Menschen, aber auch die Pflegenden sehr entlastet. Auch zu dieser Frage wird es gewiss kreative Vorschläge geben, denen wir uns nicht verschließen werden.

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