Wies feiert an diesem Wochenende Kirmes

Nennig · Seit Freitag geht es im Nenniger Ortsteil Wies rund. Die Kirmes steht seit Freitag an – mit einer Besonderheit: Die Kapelle feiert 140. Geburtstag. Und schon früher gab es an ihrer Stelle ein Bethaus.

 Seit 140 Jahren gibt es die Kapelle in Wies schon. Foto: rolf ruppenthal

Seit 140 Jahren gibt es die Kapelle in Wies schon. Foto: rolf ruppenthal

Foto: rolf ruppenthal

Am Freitag, 20. Januar, dem Patronatsfest des heiligen Sebastian, feierte der Nenniger Ortsteil Wies seine Kirmes und gleichzeitig den 140. Geburtstag der Kapelle. Im luxemburgisch-deutschen Kulturkreis ist es die kleine Kirmes, und man spricht vom Döppenfescht (Topffest ), wenn die Kirmes genau am Patronatstag gefeiert wird. Der Ort mit Kapelle gehört zur Pfarrei Nennig .

Der Ort Wies (Wihsse) wurde erstmals im Jahre 1074 erwähnt. Der Name kommt aus dem Keltischen und heißt soviel wie Wasser oder Wasserlauf. In den mittelrheinischen Regesten ist 1280 auch die Rede von einem Priester von Wys. Ob ein eigenständiger Priester jemals in Wies war, geht allerdings aus den Kirchenbüchern nicht hervor. Nachweislich ist allerdings im Jahre 1754 ein Schlossgeistlicher namens Michael Thorn im ehemaligen und heute verfallenen Schloss Bübingen in Wies genannt.

Das jetzige Bauwerk wurde 1877 erstellt und feiert somit in diesem Jahr den 140. Geburtstag.. Im Jahre 1830 war an der gleichen Stelle schon ein Bethaus beurkundet. Die Kapelle ist schlicht und einfach ausgestattet. Der Altar im Chorraum trägt einen angemessenen Holzaufbau mit einem kleinen Tabernakel. Der Altar stammt angeblich aus der Pfarrkirche Palzem. Die Kapelle befindet sich heute im Eigentum der Zivil-Gemeinde Perl. Die ehemalige Gemeinde Nennig hatte die Kapelle der Pfarrgemeinde Nennig zur Nutzung überlassen. Der ehemalige Pfarrer Josef Kiesgen (1883-1890) textete und komponierte eigens ein Lied zum heiligen Sebastian mit fünf Strophen.

In den schweren Kämpfen während des Zweiten Weltkrieges (1944/45) wurde die Kapelle durch Granateinschlag stark beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte 1950 unter dem damaligen Pfarrer Heinrich Gierend. Die Glocke musste in den Jahren 1942/43 zu Kriegszwecken abgeliefert werden und wurde nach dem Kriege neu beschafft; sie trägt folgende Aufschrift: "Hl. Sebastian beschütze uns vor Pest , Hunger und Krieg. Zum Gedenken unserer Vermissten und Gefallenen. Gestiftet durch freiwillige Gaben der Bürger von Wies im Jahre 1951." Der Förderungsverein Wasserburg "Schloss Berg" hat an der Kapelle eine Gedenktafel anbringen lassen.

Im Inneren und am Äußeren des Gotteshauses hatte der Zahn der Zeit durch bedrohliche Bauschäden Spuren hinterlassen. In Anbetracht dieser Schäden wurden in den 70er-Jahren Sanierungsarbeiten an der Kapelle erforderlich, die dank einiger Wieser Frauen und Männer durchgeführt wurden. Der Erlös aus den Wieser Maatesfesten wurde ausschließlich für die Renovierung der Kapelle verwendet.

Durch seine gute geographische Lage hat der Ort Wies bis heute einige Vorteile aufzuweisen. Der erste Markt in Nennig fand 1856 am "Rot Haus" an der Mosel statt. Der Ort hat auch Postgeschichte geschrieben: 1860 wurde in Wies eine Post - Expedition II. Klasse eingerichtet. 1867 wurde die Moselbrücke Remich-Nennig eröffnet. Die Bahnstrecke Trier-Sierck wurde am 15. Mai 1878 in Betrieb genommen. Nach langer Diskussion kam der Bahnhof nach Wies, erhielt aber den Namen Nennig . Zu erwähnen bleibt noch der Bau der vielen Bahn - und Zollhäuser für die Beamtenfamilien. Verkehrstechnisch liegt Wies sehr günstig. Der Ort wird von zwei Bundesstraßen gekreuzt. Am Bahnhof führt die stark befahrene B 419 (Bübinger Straße) vorbei. Die Straße beginnt in Perl und führt entlang der Mosel bis nach Konz. Die Bübinger Straße hat somit sowohl eine Verbindungs- als auch eine Erschließungsfunktion in Nennig . Im Volksmund wird die Straße auch als "Obermoselstraße" bezeichnet und hat eine überörtliche Verkehrsbedeutung zwischen Frankreich und Deutschland. Bis zum Bau der Obermoselstraße gab es zwischen Nennig , Besch und Perl und weiter nach Palzem nur einfache kleine Gemeindewege, und der eigentliche Durchgangsverkehr vollzog sich überwiegend auf den besser ausgebauten Straßen der luxemburgischen Moselseite.

Erst 1925 legte der Regierungsbezirk Trier ein Straßenbauprogramm auf, das den Bau der Obermoselstraße von Perl (Landesgrenze) bis nach Konz vorsah. Anfang 1926 beschloss sodann der Kreistag des Kreises Saarburg, von den nicht gedeckten Baukosten als Zins- und Amortisationsanteil für die Dauer von zehn Jahren einen Jahresbeitrag von 27 000 Reichsmark zu übernehmen. Der gleiche Jahresbeitrag war von den anliegenden Gemeinden aufzubringen. Die Gemeinden hatten auch den erforderlichen Grund und Boden auf ihre Kosten zu stellen.

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