Vor Esther Jäger hat das Feuer Angst

Wochern · Esther Jäger kann das Staunen nicht lassen – wenn es um schnelle Autos und technische Geräte geht. Ihre Vorlieben und die Erfahrungen von Opa und Vater haben die heute 28-Jährige zur Feuerwehr gebracht.

 Ganz oben auf der Liste der technisch versierten Esther Jäger aus Wochern steht das Hobby Feuerwehr, bei der sie das Ehrenamt der Löschbezirksführerin ausübt. Foto: Erich Brücker

Ganz oben auf der Liste der technisch versierten Esther Jäger aus Wochern steht das Hobby Feuerwehr, bei der sie das Ehrenamt der Löschbezirksführerin ausübt. Foto: Erich Brücker

Foto: Erich Brücker

Technische Gerätschaften, schnelle Autos und in früherer Kindheit schon mehr Legotechnik als Puppen hatte Esther Jäger für sich in ihren bisherigen 28 Lebensjahren ausgemacht. "Ich bin schließlich unter Jungen groß geworden, von daher mehr das technische Interesse", nennt sie wohl den Grund für ihre Vorlieben. Ein kleiner und logischer Schritt war dann wohl auch, dass sie als 13-Jährige in die Jugend-Feuerwehr ihres Heimatortes in Wochern eingetreten ist.

Erblich vorbelastet nennt sie das, denn Opa und Papa hatten diesem Hobby ebenfalls gefrönt. Mittlerweile ist sie vor drei Jahren sogar zur Löschbezirksführerin gewählt worden, als zweite Frau in unserem Landkreis, die sich diesem Ehrenamt widmet. "Ich hatte als einzige Feuerwehrangehörige in unserem Ort die Voraussetzungen für dieses Amt erfüllt", klärt sie auf, denn nach der Jugendfeuerwehrzeit und Übernahme in die aktive Wehr hatte sie sich nach der Grundausbildung unter anderem auch an der Landesfeuerwehrschule in Saarbrücken fortgebildet, Lehrgänge besucht und weitere Ausbildungen als Atemschutzträger und Funker absolviert. "Nur die Maschinisten-Ausbildung habe ich nicht gemacht, denn unsere alte Handpumpe TS 8/8, die schon 45 Jahre auf dem Buckel hat, ist nicht so mein Ding", sagt die Feuerwehrfrau.

Aber für die Bedienung dieser Pumpe, die im Anhänger eines Neunsitzer-Feuerwehrfahrzeuges zu den Einsätzen befördert wird, hat sie schließlich noch 14 weitere Feuerwehrkameraden im Ort. Zwei Wehrmänner gehören der Altersabteilung an, zwei Jugendliche werden im Löschbezirk Besch zum Feuerwehranwärter geschult. "Hin wieder wird schon mal ein Späßchen gemacht, aber ansonsten akzeptieren die Männer meine Führungsposition", nennt sie das Miteinander sehr kollegial.

Einsätze sind im Jahr etwa zwei, drei zu fahren, so dass das Feuerwehrleben im rund 150 Seelen zählenden Ort doch eher ruhig verläuft. Da kommt es nicht von ungefähr, dass der Fortbestand des Löschbezirks auf lange Sicht wohl nicht gewährleistet ist. Durchaus kann sie sich vorstellen, dass man mit Tettingen-Butzdorf und Sinz zusammengelegt wird. Bis dahin sollte es aber noch etwas Zeit sein, und die Feuerwehr kann weiterhin im Ort den Maibäume aufstellen und St. Martin feiern. "Außerdem stellen wir schon viele Jahre den Nikolaus", nennt sie eine weitere Sache der Wehr.

Dorfleben gehört dazu

Public Viewing gibt es auch schon mal im Bürgerhaus, der Heimstatt der Feuerwehr. Bei entsprechenden Anlässen wie Fußball-Welt- und Europameisterschaften. "Es ist das beschauliche dörfliche und auch bäuerliche Leben, wo jeder jeden kennt, wo gelebt wird wie in einem Familienbetrieb, wo auch Zugezogene sich integrieren", nennt sie Pluspunkte für den Heimatort, auch wenn es keine Geschäfte mehr im Ort gibt und man ohne Auto aufgeschmissen wäre.

Bei Arbeit und Hobby ist der Platz der Mutter des dreieinhalbjährigen Julian auch mehr im Männermetier angesiedelt. Sicherlich ist es ihren Interessen geschuldet und somit auch nicht ungewöhnlich, dass sie als Verkäuferin von Autoteilen das Geld verdient, zumal sie mal eine Ausbildung als Medizinische Fachangestellte absolviert hatte. Zusammen mit Ehemann Berthold beschäftigt sie sich auch mit der Beschriftung von Autos.

Viel Freizeit verbringen beide zusammen bei den Tuningfreunden Obermosel, wo sie neben den üblichen Treffen mit allerlei Benzingesprächen noch die Kassengeschäfte erledigt. "Ein offener Sportwagen ist derzeit in alle Einzelteile zerlegt und wird allmählich wieder aufgebaut", so ist auch für Arbeit in diesem Metier gesorgt. Den früheren getunten Sportwagen musste man verkaufen, "denn der war zu hart gefedert für unseren Nachwuchs", sagte Julians Mutter.

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