Von Rittern und Kinderträumen

Tettingen-Butzdorf. Der Besuch bei Karl-Heinz Raczek und das Gespräch mit ihm, sind wie ein Eintritt in eine andere Welt, in die Welt der Ritter, die Welt der Märchen, die Welt der Kinderträume. Der in Saarlouis geborene, aber seit 25 Jahren in der Gemeinde Perl lebende Raczek betreibt einen Versand und Verkauf für Mittelalter-Kostüme aller Art - hauptsächlich für Kinder

Tettingen-Butzdorf. Der Besuch bei Karl-Heinz Raczek und das Gespräch mit ihm, sind wie ein Eintritt in eine andere Welt, in die Welt der Ritter, die Welt der Märchen, die Welt der Kinderträume. Der in Saarlouis geborene, aber seit 25 Jahren in der Gemeinde Perl lebende Raczek betreibt einen Versand und Verkauf für Mittelalter-Kostüme aller Art - hauptsächlich für Kinder. "Es soll aber nicht nur eine Verkleidung für Fasching sein", stellt der 50-Jährige fest, "sondern ist als ganzjähriges Rollenspielzeug gedacht, als Gegenbewegung zu Computer und Handy."Karl-Heinz Raczek erinnert sich noch gut an seine eigene Kindheit. Er gerät ins Schwärmen: Cowboy habe man damals gespielt, und Ritter, von draußen kam immer Kinderlärm. "Ich konnte es damals kaum erwarten, zum Spielen raus auf die Straße zu kommen. Heute ist alles tot", resultiert er nüchtern.Vom Musiker zum SchneiderNach der Schule und der Ausbildung als Elektriker war er viele Jahre Keyboarder bei der saarländischen Polit-Rock-Formation Captain Sperrmüll. Dort hatte er ein Schlüssel-Erlebnis: Ein Kostümteil für einen Auftritt wurde nicht rechtzeitig fertig, so dass er selbst mit Nadel und Faden Hand anlegen musste. Als Raczek dann aus der Band ausstieg, um sein Leben noch mal neu zu sortieren, kam er so zum Schneider-Beruf. "Ich wollte Kunst und Kommerz trennen und mein Geld mit etwas Handwerklichem verdienen." So fing er mit Lederbekleidung an, die in den 80er Jahren hochmodern war und beschäftigte zwischenzeitlich sieben Mitarbeiter in seiner Werkstatt in Borg. Den Niedergang der Bekleidungsindustrie, so sagt er, habe er hautnah miterlebt; habe man früher für eine Lederjacke viel Geld ausgegeben, kaufe man sie heute bei Aldi.Irgendwann kam Raczek zu dem Thema Mittelalter - und es lässt ihn nicht mehr los. "Die Ritter sind die Indianer unserer Region", sagt Raczek mit Blick auf die Geschichte. Aber längst hat er nicht mehr nur Kunden im Saarland, sondern beliefert mit seinen historischen Kostümen Kunden in ganz Europa, in Boutiquen, Burgen, Schlössern und Museen. Karl-Heinz Raczek wohnt im gleichen Haus, in dem auch die Firma untergebracht ist. Einerseits hat er es nicht weit zur Arbeit, aber, so sagt er lachend, "die Arbeit hat es auch nicht weit zu mir."Raczek ist auch viel auf Veranstaltungen und Märkten unterwegs. Längst ist er von der Bekleidung auch zu Events gekommen. Bereits zum dritten Mal organisiert er in diesem Jahr am dritten Adventswochenende den Mittelalter-Weihnachtsmarkt in Perl. Und er arbeitet an einem Programm für Kinder-Freizeitparks mit "Edutainment", also einer Mischung aus Unterhaltung und Bildung, wo Kinder neben einem Mittelalter-Szenario mit Kämpfen und Spielen auch lernen können, Brot zu backen, Kühe zu melken und Weizen anzubauen. Karl-Heinz Raczek hat viele Visionen. Eine ist auch eine engere Freundschaft zwischen Luxemburgern, Franzosen und Deutschen, denn das ist einer der Gründe, warum er so gern in Grenznähe wohnt. Mit einem grenzüberschreitenden Musikkonzert oder einem internationalen Kunsthandwerkermarkt schaffte er es, viele Besucher von jenseits der Grenzen anzulocken. "Diese Freundschaft zu fördern, ist mir ein Herzensanliegen."

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