Aktion in Sinz Auf der Suche nach den namenlosen Toten

Sinz · Der Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa startet am Wochenende in Sinz die Suche nach Gefallenen des Zweiten Weltkriegs.

 Sucheinsatz im Wald bei Sinz: Mitglieder des Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa bei der Suche nach vermissten Gefallenen des Zweiten Weltkriegs

Sucheinsatz im Wald bei Sinz: Mitglieder des Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa bei der Suche nach vermissten Gefallenen des Zweiten Weltkriegs

Foto: Ruppenthal

Am Wochenende kommen wieder Mitglieder des Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa (VBGO) aus halb Europa ins Saarland, um im Wald bei Sinz nach Gefallenen aus dem letzten Weltkrieg zu suchen. Bei einem ersten Grabungseinsatz vor zwei Jahren hatte man Ausrüstungsgegenstände von Deutschen und Amerikanern gefunden. Und im vergangenen Herbst konnten die sterblichen Überreste eines amerikanischen Soldaten geborgen werden. Da hier im Bereich Bannholz von Sinz schwere und verlustreiche Gefechte stattgefunden hatten, werden in diesem Bereich weitere Opfer vermutet.

„Wir suchen nach den namenlosen Toten, die ohne würdigen Gedenkstein irgendwo in der Fremde im Erdreich liegen und zumeist als vermisst gelten“, führt Hans-Peter Jung, der zweite Vorsitzende des VBGO aus Dillingen, aus. „Wir suchen vordergründig nicht nach Deutschen, Amerikanern, sondern nach den Opfern eines grausamen Krieges, den sie nicht verschuldet und nicht gewollt haben, denn auch Soldaten sind Opfer“, betont Hans-Peter Jung. Für ihn und seine Mitstreiter aus ganz Deutschland, aus Frankreich, aus Holland und aus der Schweiz ist das Gedenken an ihren Tod eine stetige Mahnung für Verständigung und friedliches Zusammenleben.

Ursprünglich einmal in Osteuropa gestartet, sind die Helfer des VBGO längst auch in unserer Region im Einsatz – überall dort, wo ihre Historiker oder Zeitzeugen auf verschollene Opfer des Krieges hinweisen.

Und die Suche nach den Vermissten ist alles andere als einfach. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Landschaftsbild zumeist gravierend verändert, und es gibt immer weniger Zeitzeugen, die bei der Suche Hilfestellung bieten können.

Dennoch ist es Hans-Peter Jung und seinen Mitstreitern in den vergangenen Jahren immer wieder gelungen, die sterblichen Überreste vermisster Soldaten verschiedenster Nationalität zu finden und zu bergen, um ihnen so ihren Namen wiederzugeben, der ihnen vor über sechs Jahrzehnten genommen wurde. Viele Schicksale konnten auf diese Weise geklärt werden.

Kein Wunder also, dass die Arbeit des VBGO inzwischen weite Kreise zieht. Die Kooperationen mit vielen ausländischen Partnerorganisationen, aber auch den verschiedensten deutschen Dienststellen und Institutionen motiviert die Helfer und bringt oft wertvolle Erkenntnisse für die Sucheinsätze und ihre Ergebnisse.

Die Zahl der unsachlichen und inkompetenten Kritiker geht seit Jahren angesichts der engagierten Arbeit des VBGO und seiner Erfolge beständig zurück. Stattdessen erreichen Hans-Peter Jung und seine Mitstreiter immer wieder Dankschreiben, aber auch Anfragen aus aller Welt.

Er selbst war 1992 mit dem VBGO in Russland gestartet, in der Hoffnung, die drei gefallenen Brüder seiner Mutter zu finden. Inzwischen ist es ihm aber wichtiger, mit Mitstreitern aus ganz Deutschland, ja sogar aus Europa, mit derartigen Suchaktionen und entsprechenden Erfolgen einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.

 Hans-Peter Jung

Hans-Peter Jung

Foto: Ruppenthal

 Auch bei der Suchaktion an diesem Wochenende können die Helfer des VBGO wieder einen kleinen Bagger einsetzen. „Da wir ehrenamtlich arbeiten und fast alles aus eigener Tasche bezahlen müssen, sind wir bei derartigen Einsätzen auf Sponsoren und Unterstützer angewiesen“, betont Hans-Peter Jung. „Vielleicht haben wir dieses Mal erstmals auch amerikanische Freiwillige – es handelt sich um Soldaten aus Kaiserslautern – bei der Suche mit dabei“, führt der Dillinger weiter aus. Nach seinen Worten sind auch interessierte Bürger, die sich vor Ort ein eigenes Bild machen wollen, herzlich eingeladen, den Grabungseinsatz im Bannholz bei Sinz zu besichtigen.

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