Siegfrieds Taktik holte Oberleuken ans Licht

Oberleuken · Einem gewieften Schachzug von Graf Siegfried I. verdanken die Oberleuker, dass ihr Ort erstmals erwähnt wurde. Die Urkunde trägt das Datum 17. September 964. Der Adlige, der dem königlichen Geschlecht der Karolinger entstammte, schenkte seine Besitztümer in Oberleuken (damals odowines luica) dem Trierer Erzbischof Heinrich I., um im Gegenzug einen Berg bei Saarburg als "Leihgabe auf Zeit" (Prekarie-Vertrag), zur Errichtung einer Burg zu erhalten. Diese Urkunde, die Oberleuken aus dem Dunkel der Geschichte holte, ist zudem der erste schriftliche Nachweis der Stadt Saarburg . Obwohl es eine Leihgabe auf Zeit war, konnte der Bischof von Trier den Vertrag, wie durchaus üblich, nach einer oder zwei Generationen verlängern oder erneuern. So blieb der Besitz der Kirche erhalten, die Grafenfamilie hatte die Nutznießung. Dass das Dorf, mittlerweile ein Ortsteil der Gemeinde Perl, älter ist, beweisen die Fundstücke aus der Steinzeit, die der Oberleuker Lehrer Johann Schneider zusammentrug. Jener Mann, der vor gut 100 Jahren auch die römische Siedlung um die heutige Villa Borg entdeckte, belegte, dass sich in der Prähistorie Jäger und Sammler an der Leuk aufhielten. Es waren die Kelten, die sich gegen 700 vor Christus in dem Tal ansiedelten. Heimatforscher gehen mit Sicherheit davon aus, dass die 124 Gräber, die in dem Neubaugebiet freigelegt wurden, aus der Spätlatènezeit zwischen 160 bis 80 vor Christus stammen. "Es ist anzunehmen, dass sich damals aus einem keltischen Einzelhof im Laufe der Zeit eine größere Keltensiedlung entwickelte." Um 57 vor Christus nahmen die Römer die Region in Besitz. Ihr Erbe: das berühmte Mosaik in Nennig und die Villa Borg. Das Großgehöft in der Organisationsform eines römischen Landgutes mit Hauptgebäude und mehreren Wirtschafts- und Nebengebäuden zählt zu den bekanntesten und größten römischen Villenanlagen im Saar-Mosel-Raum. Im Jahre 406 nach Christus fielen fränkische Stämme in die Region ein. In den jahrzehntelangen Kämpfen mit den Römern gingen Trier und viele römische Gutshöfe in Flammen auf - so auch der römische Gutshof, der "vicus" von Borg. Um 475 hatten die Franken die Römer von Saar und Mosel verdrängt, teilten das Land in Gaue auf. Die Grenze zwischen dem Bidgau und dem Saargau verlief zwischen Faha und Keßlingen. An der Spitze der Gaue stand der Gaugraf. Bestehende Siedlungen wurden genutzt, neue Gehöfte gegründet. Einer dieser neuen Grundherren am Oberlauf der Leuk war "audoin" oder "odwin", von dem die Siedlung "odowines luica" ihren Namen erhielt. Nachweis von 1222

 Fast 100 Jahre alt ist diese Aufnahme der Schmitzgasse. Zu sehen darauf ist die Familie Hein-Ludwig, die in einem der abgebildeten Häuser wohnte. Fotos: Peter Kiefer

Fast 100 Jahre alt ist diese Aufnahme der Schmitzgasse. Zu sehen darauf ist die Familie Hein-Ludwig, die in einem der abgebildeten Häuser wohnte. Fotos: Peter Kiefer

Einem gewieften Schachzug von Graf Siegfried I. verdanken die Oberleuker, dass ihr Ort erstmals erwähnt wurde. Die Urkunde trägt das Datum 17. September 964. Der Adlige, der dem königlichen Geschlecht der Karolinger entstammte, schenkte seine Besitztümer in Oberleuken (damals odowines luica) dem Trierer Erzbischof Heinrich I., um im Gegenzug einen Berg bei Saarburg als "Leihgabe auf Zeit" (Prekarie-Vertrag), zur Errichtung einer Burg zu erhalten.

Diese Urkunde, die Oberleuken aus dem Dunkel der Geschichte holte, ist zudem der erste schriftliche Nachweis der Stadt Saarburg . Obwohl es eine Leihgabe auf Zeit war, konnte der Bischof von Trier den Vertrag, wie durchaus üblich, nach einer oder zwei Generationen verlängern oder erneuern. So blieb der Besitz der Kirche erhalten, die Grafenfamilie hatte die Nutznießung.

Dass das Dorf, mittlerweile ein Ortsteil der Gemeinde Perl, älter ist, beweisen die Fundstücke aus der Steinzeit, die der Oberleuker Lehrer Johann Schneider zusammentrug. Jener Mann, der vor gut 100 Jahren auch die römische Siedlung um die heutige Villa Borg entdeckte, belegte, dass sich in der Prähistorie Jäger und Sammler an der Leuk aufhielten. Es waren die Kelten, die sich gegen 700 vor Christus in dem Tal ansiedelten. Heimatforscher gehen mit Sicherheit davon aus, dass die 124 Gräber, die in dem Neubaugebiet freigelegt wurden, aus der Spätlatènezeit zwischen 160 bis 80 vor Christus stammen. "Es ist anzunehmen, dass sich damals aus einem keltischen Einzelhof im Laufe der Zeit eine größere Keltensiedlung entwickelte." Um 57 vor Christus nahmen die Römer die Region in Besitz. Ihr Erbe: das berühmte Mosaik in Nennig und die Villa Borg. Das Großgehöft in der Organisationsform eines römischen Landgutes mit Hauptgebäude und mehreren Wirtschafts- und Nebengebäuden zählt zu den bekanntesten und größten römischen Villenanlagen im Saar-Mosel-Raum.

Im Jahre 406 nach Christus fielen fränkische Stämme in die Region ein. In den jahrzehntelangen Kämpfen mit den Römern gingen Trier und viele römische Gutshöfe in Flammen auf - so auch der römische Gutshof, der "vicus" von Borg. Um 475 hatten die Franken die Römer von Saar und Mosel verdrängt, teilten das Land in Gaue auf. Die Grenze zwischen dem Bidgau und dem Saargau verlief zwischen Faha und Keßlingen. An der Spitze der Gaue stand der Gaugraf. Bestehende Siedlungen wurden genutzt, neue Gehöfte gegründet.

Einer dieser neuen Grundherren am Oberlauf der Leuk war "audoin" oder "odwin", von dem die Siedlung "odowines luica" ihren Namen erhielt.

Nachweis von 1222

 Im Zweiten Weltkrieg wurde Oberleuken zerstört. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen. Den Dorfbewohnern, deren Häuser zweimal evakuiert wurden, bot sich bei ihrer Rückkehr ein Bild der Verwüstung.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Oberleuken zerstört. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen. Den Dorfbewohnern, deren Häuser zweimal evakuiert wurden, bot sich bei ihrer Rückkehr ein Bild der Verwüstung.

 Das Oberleuker Wappen.

Das Oberleuker Wappen.

 Ein Dorf-Original: Der letzte Oberleuker Schweinehirte Nikolaus Resch („Pigga“) mit seiner Trompete unterm Arm.

Ein Dorf-Original: Der letzte Oberleuker Schweinehirte Nikolaus Resch („Pigga“) mit seiner Trompete unterm Arm.

Nachdem Frankenkönig Chlodwig zwischen 496 und 497 den christlichen Glauben angenommen hatte, wurde auch die Bevölkerung christianisiert. Forscher haben herausgefunden, dass Oberleuken bereits um 800 eine Kirche hatte. Den ältesten schriftlichen Nachweis einer Pfarrei in Oberleuken (lukyn) hält eine Wallfahrtsliste von 1222 fest. Bewohner von 26 Orten, die aufgelistet sind, waren verpflichtet, einmal jährlich nach Taben zu wallfahren - darunter die Mitglieder der Pfarrei Oberleuken .

Das 15. und 16. Jahrhundert waren geprägt von Kriegen, Hungersnöten, Pestepidemien und Hexenverfolgungen. Auf seinen Raubzügen durch das Moseltal überfiel Markgraf Albrecht von Brandenburg 1552 Oberleuken und verwüstete Kirche und Pfarrhaus.

Im Dreißigjährigen Krieg, dessen Auswirkungen in der Region um 1632 spürbar wurden und erst 1661 ihr Ende fanden, misshandelten plündernde Söldnerhorden die Bevölkerung der Gaudörfer. Die Überlebenden flüchteten in die Wälder. Die Felder konnten nicht mehr bestellt werden. Die Folge: Hungersnot und Seuchen. Im Jahre 1635 meldete der lothringische Meyer Oberleukens mit Namen Matheiß Leuck, dass "alles verdorben sei".

Mit den Territorialstaaten im Mittelalter kam ein Wirrwarr der Besitzverhältnisse auf dem Gau auf. Die Landeshoheit über Oberleuken beanspruchten der Erzbischof und Kurfürst von Trier und der Herzog von Lothringen. Die Folge: Der Ort wurde durch den Leukbach in einen lothringischen und einen trierischen Teil getrennt.

Rechts des Baches wohnten die Lothringer, links die Trierer - eine Trennung, die weit über die Französische Revolution hinaus bestand. So waren die ehemaligen Lothringer in Oberleuken dem Moseldepartement zugeteilt, die ehemaligen Trierer dem Saardepartement. Wenig Änderung brachte die Preußenzeit. Die Teile des Dorfes auf den beiden Leukseiten gehörten zu unterschiedlichen Bürgermeistereien. Das änderte sich am 1. Dezember 1835, als die rechte Dorfhälfte von der Bürgermeisterei Orscholz zur Bürgermeisterei Perl wechselte.

Kirchlich gehörten bis zur Zeit Napoleons beide Leukseiten zum Bistum Trier . Von 1802 bis 1815 war Oberleuken zwischen den Diözesen Trier und Metz aufgeteilt. Die Lothringer wurden Metz, die Trierer der Diözese Trier angegliedert. Die Verwaltung des Metzer Teiles hatte zeitweilig der Pfarrer von Tünsdorf inne.

Der Zweite Weltkrieg traf Oberleuken besonders hart. Zweimal wurde evakuiert und die Bewohner mussten ihre Häuser verlassen. Bei ihrer Rückkehr fanden sie ein Trümmerfeld vor. Fast 80 Prozent des Dorfes war vom Krieg zerstört worden. Von 495 Einwohnern waren 53 umgekommen, zwölf wurden als vermisst gemeldet. Die Zurückgekehrten bauten ihren Ort wieder auf.

Seit der Gebiets- und Verwaltungsreform von 1974 bildet Oberleuken zusammen mit Keßlingen und Münzingen einen Bebezirk der Gesamtgemeinde Perl. Heute zählt Oberleuken 536 Einwohner, davon 104 Ausländer.



Nur zu gerne erinnern sich viele ältere Oberleuker an das Jahr 1964 , als sie das 1000-jährige Bestehen ihres Ortes feierten. Es war wohl das größte und aufwendigste Fest, das bis dahin in dem kleinen Dorf jemals auf die Beine gestellt wurde. Drei Tage lang sei der Geburtstag in einem riesigen Zelt gewürdigt worden. Mit von der Partie: 16 Vereine von Oberleuken .

Ein halbes Jahrhundert später schicken sich die Oberleuker an, es ihren Vorfahren in Sachen Geburtstagsfete gleich zu tun - zur 1050-Jahr-Feier des Ortes. "Seit gut neun Monaten arbeiten wir an dem Programm", verrät Edmund Kütten, Mitglied des Festkomitees und Schirmherr der Geburtstagsfeier, die von Samstag, 6. September, bis einschließlich Montag, 8. September, auf dem Dorfplatz steigt. Dass die Oberleuker im Jubiläumsjahr die Bürger-Weltmeisterschaft der Radiostation RPR1 für sich entschieden haben, freut ihn besonders. Der Preis: ein Public Viewing. Das Vereinsteam, das dieses Ereignis organisiert hatte, ging als Sieger vom Platz. Von den Fans gab's nach dem WM-Spiel Deutschland gegen Ghana nur Lob. Für die Fest-Tage am ersten September-Wochenende haben die Oberleuker ein interessantes Programm aufgelegt. Den Auftakt macht am Samstag ein Festgottesdienst ab 18 Uhr in der Kirche. Für 19.30 Uhr ist ein Fassanstich auf dem Dorfplatz geplant. Historische Filme stehen ab 20 Uhr im Festzelt auf dem Plan. Um 22 Uhr wird der Bach in buntes Licht gehüllt - für "Leuk in Flammen". Sonntags gibt es von 10 bis 18 Uhr einen Kunsthandwerker- und Bauernmarkt. Ab 10.30 Uhr spielt der Musikverein Perl-Besch auf. Kettensägenkunst gibt es ab 14 Uhr zu bestaunen. Derjenige, der dem Gewicht der Figur am nächsten kommt, darf die Arbeit mit nach Hause nehmen. Ab 14 Uhr rollt ein Kinderprogramm ab. Ab 20 Uhr steht Musik im Festzelt auf dem Plan. Montags gestaltet der Ortsrat ab 12 Uhr einen Seniorennachmittag - mit Aufführungen der Lejker Kids und Filmvorführungen.

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