Perl Sensible Momentaufnahmen aus einer unbekannten Welt

Perl/Nennig · Kunstprojekt mit Flüchtlingen in Nennig stellt die gesammelten Zeichnungen und Collagen von bildhaften Eindrücken eines ganzen Jahres vor.

 Skizzentagebuch: Im Vereinshaus in Nennig stellten die Malerin Ursula Bauer und einige in Perl lebende Emigranten den Besuchern die Ergebnisse ihres insgesamt einjährigen Kunstprojektes vor.

Skizzentagebuch: Im Vereinshaus in Nennig stellten die Malerin Ursula Bauer und einige in Perl lebende Emigranten den Besuchern die Ergebnisse ihres insgesamt einjährigen Kunstprojektes vor.

Foto: Ruppenthal

Ein Jahr lang hat die renommierte Perler Malerin Ursula Bauer intensiv mit Flüchtlingen und Emigranten gearbeitet. Einmal wöchentlich traf man sich ganztägig, um gemeinsam zu zeichnen und malen. Bei Exkursionen in verschiedene Museen, auf Märkte und an die verschiedensten Orte im und ums Saarland herum wurden viele persönliche und bildhafte Eindrücke gesammelt, um die festgehaltenen Momentaufnahmen bei den Treffen in der Grundschule Perl zu be- und verarbeiten. Kamera und Skizzentagebuch waren deshalb unverzichtbare Begleiter.

In den regelmäßigen Workshops lernten die Eriträer, Kurden, Syrer und Palästinenser im Alter zwischen 18 und 26 Jahren verschiedene Zeichen- und Maltechniken, um ihre Eindrücke und Erfahrungen von den Exkursionen visuell umsetzen zu können Dabei lernten sie nicht nur die hiesige Kultur, sondern auch die deutsche Sprache besser kennen.

Bei diesen Aktivitäten entstanden ein Vielzahl zumeist ausdrucksstarker und zugleich sensibler Zeichnungen und Collagen. Diese wurde nun im Rahmen eines großen Abschlussfestes öffentlich vor- und ausgestellt. So konnten auch die teilnehmenden Perler die neue Heimat der Zuwanderer auch einmal aus der persönlichen Sicht der Teilnehmer kennenlernen.

Wie Ursula Bauer erklärte, fanden die jungen Flüchtlinge neben dem Erlernen einer neuen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeit im Rahmen dieses Kunstprojektes, auch einen unkonventionellen und spannenden Zugang zu dem kulturellen Umfeld ihrer neuen Heimat. Und ganz nebeni konnten sie quasi „spielerisch“ ihre Sprachkenntnisse verbessern.

Bauer war nicht nur von dem Engagement ihrer Projektteilnehmer beeindruckt und begeistert, sie freute sich auch riesig über den Zuspruch und den Erfolg dieses abschließenden Kulturfestes. „Nur schade, dass jetzt Schluss ist,“ bedauert sie die Entscheidung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung keine Anschlussförderung für das vom Bundesverband Bildender Künstler initiierte Kunstprojekt mehr bereit zu stellen.

„Dabei kann kulturelle Bildung dabei unterstützen,“ so Bauer, „Erlebtes zu verarbeiten und Neues zu verstehen.“ Vor allem bei Flüchtlingen im jungen Erwachsenenalter, die nicht mehr zur Schule gehen und oft eine längere Zeit bis zum Übergang in eine berufliche Ausbildung überbrücken müssen, könne kulturelle Bildung eine gute Möglichkeit bieten, die deutsche Sprache zu erlernen und gleichzeitig die Kultur in Deutschland kennenzulernen.

Das Abschlussfest konnte aufgrund des großen Zuspruchs nur mit Verspätung beginnen. Dieses Fest wurde zudem von den Projektteilnehmern selbst gestaltet, und es gab dabei auch allerlei kulinarische Leckerbissen aus ihrer Heimat zu kosten. In einer vom SZ-Redaktionsmitglied Barbara Scherer geleiteten Podiumsdiskussion konnten Projektteilnehmer ihre Eindrücke und Erfahrungen persönlich schildern. Zudem wurden eigenen Texte vorgelesen sowie Musik, Tänze und Lieder aus der jeweiligen Heimat der Flüchtlinge vorgestellt.

Bauer zeichnete zum Schluss ihr eigenes, durchaus positives Bild von einem erfolgreichen Kulturprojekt, wie auch das gelungene Finale zeige. „Malen und Zeichnen ist mein Leben, „ erklärte die renommierte Perler Künstlerin , „aber bei dieser Maßnahme habe ich selbst ganz viel gelernt.“ Bauer betonte abschließend, dass sie durch diese Maßnahme ein ganz anderes Verständnis für die Probleme der neuen Mitbürger bekommen habe.

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