Schmerzhaft, aber dringend notwendigDer Zeitplan steht

Remich/Nennig. Es erinnert ein wenig an einen Zahnarztbesuch. Man möchte nicht, aber es muss einfach sein. Und danach ist man erleichtert, dass man es hinter sich hat. Ein ähnliches Szenario erwartet die Bewohner von Remich in diesem Jahr. Denn die Moselbrücke zwischen Remich und Nennig muss rund ein halbes Jahr komplett gesperrt werden (wir berichteten bereits mehrfach)

Remich/Nennig. Es erinnert ein wenig an einen Zahnarztbesuch. Man möchte nicht, aber es muss einfach sein. Und danach ist man erleichtert, dass man es hinter sich hat. Ein ähnliches Szenario erwartet die Bewohner von Remich in diesem Jahr. Denn die Moselbrücke zwischen Remich und Nennig muss rund ein halbes Jahr komplett gesperrt werden (wir berichteten bereits mehrfach). Über die Komplett-Sanierung der Brücke sowie die Folgen der Umleitungen fand am Mittwochabend im Remicher Kulturzentrum "Im Gewännchen" ein Info-Abend statt. Zuerst erklärten Mitarbeiter des Landesbetriebs für Straßenbau (LfS) die Arbeiten, ehe sie verschiedene Umleitungsstrecken aufzeigten.Angst um kleine Betriebe Von Mitte Mai bis November soll die 50 Jahre alte Brücke komplett gesperrt sein. Umgeleitet wird der Verkehr hauptsächlich über die Autobahnbrücke der A8 zwischen Perl und Nennig sowie über die Brücken zwischen Perl und Schengen sowie Wincheringen und Wormeldange.Für die Geschäftswelt im 3200-Einwohner-Ort Remich dürften dies harte Monate werden. "Auf 24 Wochen Vollsperrung lautet der Bauvertrag", erläuterte Mario Kindel vom LfS, auf die Frage aus dem Publikum, ob dieser Zeitplan auch eingehalten wird. Bürger informieren sichJeder Tag länger würde der Baufirma eine Vertragsstrafe einbringen. Der Remicher Bürgermeister Jeannot Belling befürchtet durch das Ausbleiben von Tanktouristen und die Umleitung von Pendlern finanzielle Folgen. "Da habe ich sehr viel Angst um die kleinen Betriebe wie Kneipen, Metzger oder Bäcker. Das wird eng, die zahlen schließlich bis zu 2500 Euro Miete pro Monat."Auf der Info-Veranstaltung war hingegen von Angst wenig zu spüren. Rund 80 Bürger waren gekommen. Und die fragten, ob auch in den Ferien gearbeitet werde oder nach möglichen Staus in Schengen. "Wir richten dort eine Ampel mit Kontaktschwelle ein, die mit drei Programmen getaktet werden kann", sagte Lucien Einsweiler vom luxemburgischen Pendant des LfS, dem Ponts et Chaussées. Eine genaue Prognose konnte Einsweiler nicht abgeben. Allerdings rechnen die Planer im Hinterkopf sogar damit, dass es etwas ruhiger wird, da viele Fahrer wegen der Baustellenumleitung auch Schengen meiden würden. Während der Bauarbeiten soll dann auch versucht werden, die Ampel in Remich abzustellen.80 Prozent Verluste Was die Geschäfte betrifft, versprach Bürgermeister Belling: "Wir wollen zeigen, dass wir eine Einkaufsstadt sind und bleiben." In diesem Zusammenhang hat Jeannot Belling auch eine Marketingfirma beauftragt, die mit diversen Aktionen zusammen mit den Geschäftsleuten die Umsatzrückgänge in Grenzen halten soll. Einbußen sind wohl programmiert, wenn zum Beispiel viele Deutsche dann in Schengen statt in Remich tanken werden.Die Stimmung im Saal brachte Nico Rock vom Vorstand des Remicher Geschäftsverbandes gut auf den Punkt: "Wir schreien nicht, streiten nicht, wir nehmen es hin. Denn wir wissen, dass die Brücke unsere Lebensader ist und dringend gemacht werden muss." Rock, Pächter einer der größten der acht Tankstellen des Ortes, rechnet mit Verlusten von 80 bis 85 Prozent in der Zeit der Vollsperrung Er will wie seine Kollegen versuchen, wenn möglich, sein Personal zu behalten, sagt er. "Man muss objektiv sehen, dass wir ein Leben lang gut davon gelebt haben. Jetzt muss man halt diese Einbußen hinnehmen." Angesichts der Verluste glaubt Rock, dass sich viele Pächter mit ihren Tankstellenketten um andere Konditionen bemühen werden.Nennig. Die Ausschreibung zu der Brücke endet Ende März, ab der ersten Aprilwoche wird die Baustelle eingerichtet. Die Instandsetzung des unteren Teils wie der Pfeiler beginnt Ende April und soll in der ersten Augustwoche abgeschlossen sein. Ab Mitte Mai beginnt die Renovierung auf der 1959 erbauten Brücke, so werden Fahrbahnbelag und Gehwege erneuert. Ab dann soll auch für 24 Wochen bis November komplett gesperrt sein. Durch eine frühzeitige und weitflächige Beschilderung sowie über die Presse soll die Sperrung kommuniziert werden.Die Hauptumleitung wird über die A8 führen. Für Fußgänger und Radfahrer wird von sechs bis 22 Uhr alle 15 Minuten kostenlos eine Fähre ans andere Ufer fahren.Die Kosten von rund zwei Millionen Euro teilen sich Deutschland und Luxemburg zu 50 Prozent, die Federführung beim Bau übernimmt Deutschland. In Sachen Statik bleibt die Belastbarkeit nach der Sanierung gleich. Auch die Länge (260 Meter), Breite (10,5) und Fahrbahnbreite (7) bleiben erhalten. raps

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