Pilger werden zu lebendigen Brücken "Mystisch, zauberhaft, einzigartig"

Perl/Schengen/Apach/Sierck. Wenn der 25. Juli auf einen Sonntag fällt, ist das für viele Christen, aber auch Wanderer, ein ganz besonderer Tag: Die Verehrer des heiligen Jakobus - und nicht nur die in Santiago de Compostela in Nordspanien - feiern diesen Tag als heiligen Tag, ein solches Jahr als heiliges Jahr

 Premiere feierte der genzüberschreitende St. Jakobus-Festag im Dreiländereck. Ein Empfang ging vor dem Koch-Haus in Schengen über die Bühne. Dort gab es auch den Ehrenwein. Fotos: Rolf Ruppenthal

Premiere feierte der genzüberschreitende St. Jakobus-Festag im Dreiländereck. Ein Empfang ging vor dem Koch-Haus in Schengen über die Bühne. Dort gab es auch den Ehrenwein. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Die Jakobsmuschel als Erkennungszeichen der Pilger.

Die Jakobsmuschel als Erkennungszeichen der Pilger.

Perl/Schengen/Apach/Sierck. Wenn der 25. Juli auf einen Sonntag fällt, ist das für viele Christen, aber auch Wanderer, ein ganz besonderer Tag: Die Verehrer des heiligen Jakobus - und nicht nur die in Santiago de Compostela in Nordspanien - feiern diesen Tag als heiligen Tag, ein solches Jahr als heiliges Jahr. Aus diesem Anlass gab es jetzt wenige Tage nach dem glanzvollen 25-jährigen Jubiläum der Schengener Verträge im Dreiländereck erstmalig für diese Region eine grenzüberschreitende St.-Jakobus-Veranstaltung. Gemeinsam mit der lothringischen Jakobus-Gesellschaft und der Luxemburger Bruderschaft organisierte die Trierer St.-Jakobus-Bruderschaft in Zusammenarbeit mit der St.-Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland zu diesem Datum einen Festtag in Perl, Sierck-les-Bains und in Schengen (die SZ berichtete bereits kurz).Wo Pilger und Pilgerwege zu lebendigen Brücken über Grenzen werden, bleibt dies nicht ohne Wirkung und ohne Folgen. Wenn in den letzten Jahren die Zahl der Pilger im Zeichen der Jakobsmuschel ständig angewachsen ist, immer mehr Menschen unter bescheidenen Bedingungen über weite Strecken auf teilweise uralten Verbindungswegen wandern, so ist dies für Reinhard Klimmt - der ehemalige saarländische Ministerpräsident und frühere Bundesverkehrsminister war Hauptredner beim Abschluss in Schengen - der Gegenentwurf zu den immer neuen Zerstreuungen in den großen Feriengebieten, bei denen wenig Zeit bleibt, in sich selber hineinzuhorchen. In den Wanderern und Pilgern auf den Jakobswegen lebt nach Klimmts Worten der Wunsch, in unserer immer komplizierter und rasanter werdenden Welt, Phasen der Ruhe zu finden. "Diese Menschen suchen", so Klimmt weiter, "und erhoffen sich von ihrer Wanderschaft neue Erkenntnisse, Einblicke in Landschaften und Natur, die sonst nur schnell wechselnde wahrgenommene Kulisse sind, und erhofften sich nicht zuletzt auch Einblicke in sich selbst." Dabei betonte er, dass die Wahl des Platzes für den Abschluss dieses ereignisreichen Tages nicht zufällig gewählt worden sei. Schengen nannte er in diesem Zusammenhang als den strahlenden Paten eines grenzenlosen Europas. " Dieser kleine Ort in seiner lieblichen Landschaft, umgeben von Weinbergen, verkörpert die friedliche und versöhnende Absicht des Schengener Abkommens, das hier besiegelt wurde", sagte Klimmt wörtlich. Klimmt bezeichnete es als einen bewegenden Moment, dass gerade hier die Jakobusgesellschaften aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, aus Lothringen und Luxemburg hier zusammen gekommen seien, um gemeinsam das Fest des heiligen Jakobus zu feiern. "Der frei gewählte Weg von Perl in Deutschland über das französische Apach nach Sierck und von dort wieder in das luxemburgische Schengen steht nach seinen Worten für die neue Zeit des Miteinanders, in der die Saar-Lor-Lux-Region Brückenland zwischen Nationen geworden sei und es auch sein wolle. Eingeläutet wurde der grenzüberschreitende St.-Jakobus-Festtag vormittags mit einem gemeinsamen Festgottesdienst in der voll besetzten Perler Pfarrkirche, an dem Dompropst Werner Rössel, Trier, Generalvikar Mathias Schiltz, Luxemburg, und Generalvikar Bernard Clément, Metz, teilnahmen. Nach der Pilgerrast im lothringischen Grenzort Apach fand in der historischen Pfarrkirche von Sierck-les-Bains ein Konzert des Männerkammerchors Ensembles 85 unter der Leitung von Martin Folz statt, der vor allem Pilgergesänge aus mehreren Jahrhunderten zu Gehör brachte. Das Schengerer Koch-Haus bildete dann mit einem Empfang und einem "Vin d'Honneur" die Abschluss-Station, wo neben Reinhard Klimmt und der erste Kreisbeigeordnete von Trier-Saarburg Dieter Schmitt auch die Bürgermeister von Perl, Apach und Schengen, Bruno Schmitt, Gérard Rolinger und Roger Weber, die Grenzen überwindende Bedeutung sowohl von Schengen als auch der Jakobus-Bewegung hervorhoben. Perl. Pilgerwanderungen auf dem Jakobsweg boomen. Aber nicht jeder ist von den Touren angetan.Ddenn erstens muss man religiös sein, zweitens sollte man die körperliche Konstitution haben, um derartige "Gewaltmärsche" auch bewältigen zu können, und drittens sollte man sich nicht fragen, wie der 44 nach Christi Geburt in Jerusalem hingerichtete Apostel Jakobus ins nordspanische Santiago de Compostela gekommen ist. Aber dennoch: Der Jakobsweg übt eine ganz besondere Faszination aus. Und die Begeisterung der Pilger, die auf ihm marschieren, ist oft ansteckend. "Mystisch, zauberhaft, einzigartig," schwärmen viele. Seit mehr als 1000 Jahren lockt der Jakobsweg Pilger und Reisende aus aller Welt über die europäischen Routen zur Grabesstätte des Apostels. Auf rund 130 Kilometer führen auch zwei Routen durch die unverwechselbare saarländische und lothringische Landschaft. Auf insgesamt 45 Kilometern läuft ein Teilstück des Jakobsweges vom rheinland-pfälzischen Trier nach Perl und führt von hier aus nach Fertigstellung des französischen Fernwanderweges GR 5, der alten historischen Römerstraße Köln-Marseille folgend, weiter nach Metz, Toul und Nancy. red "Diese Menschen erhoffen sich von ihrer Wanderschaft neue Erkenntnisse, Einblicke in Natur und Landschaften."Reinhard Klimmt

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