Nora Hildebrands „Freunde der Seele“

Nennig · Bis zu ihrem Tod vor fast genau einem Jahr gab Nora Hildebrand, die in Nennig lebte, ihre Gemälde nicht aus der Hand. Nun sind ihre Arbeiten erstmals in einer Ausstellung in der Landeshauptstadt zu sehen.

 Zersprungen, so heißt dieses Bild von Nora Hildebrand. Foto: Galerie

Zersprungen, so heißt dieses Bild von Nora Hildebrand. Foto: Galerie

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Nora Hildebrand war 95 Jahre alt, als sie an Weihnachten letzten Jahres starb. Die Künstlerin lebte allein in Nennig, aber nicht zurückgezogen. Im Gegenteil. Gerade in den letzten Jahren, seit einer Ausstellung im Jahr 2007 im Heimatmuseum St. Arnual, fand sie mit ihren Werken den Weg zurück in die Öffentlichkeit. Aktuell kann man sich in der Ausstellung "Nora Hildebrand. Freunde der Seele" in der Galerie am Pavillon einen guten Eindruck machen von der Schaffenskraft und dem Wesen der Künstlerin.

Nora Hildebrand wurde 1919 in Aachen geboren, studierte an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1945 kam sie ins Saarland, arbeitete als Kino-Plakatmalerin in Saarbrücken, wurde selbstständig. Bis 1972 beteiligte sie sich an Ausstellungen, darunter auch in der Modernen Galerie oder der Pfalzgalerie Kaiserslautern. Dann aber zog sie sich von dem Ausstellungsbetrieb zurück, malte jeden Tag, aber nur noch für sich selbst. Die Werke der Ausstellung stammen aus dem Nachlass der Künstlerin, und damit stellt die Ausstellung eine Besonderheit dar. Denn bisher vermied Nora Hildebrand es, ihre Gemälde zu zeigen. Die Ausstellungen der letzten Jahre legten immer den Schwerpunkt auf ihr ausdruckstarkes, umfangreiches, grafisches Werk. Das hatte seinen Grund. Nora Hildebrand wollte sich von ihren Gemälden nicht trennen, nicht einmal für eine Ausstellung. Denn sie waren ihr "Freunde der Seele". Sie hingen in ihrem großen Haus in Perl-Nennig und haben es teilweise jahrzehntelang nicht verlassen.

Nun, fast ein Jahr nach ihrem Tod, kann man sich in der Galerie am Pavillon überzeugen, dass Nora Hildebrand eine komplette Künstlerin war. Und so sind es in dieser Ausstellung besonders die Gemälde, die den Betrachter gefangen nehmen. Beeindruckend sind "Der kleine Prinz" und "Die diebische Elster", die bereits 1969 in der Ausstellung "Saar 69" zu sehen waren. Sie zeigen Motive, die losgelöst von der Realität nebeneinander schweben, kompakte Formen, in die man Figürliches hineininterpretieren kann. Die Farben dieser Werke sind, wie so häufig bei Nora Hildebrand, eigenwillig und stumpf, denn sie malte mit Eitempera. Ein Highlight der Ausstellung ist das Gemälde "Spaziergang im Grünen", das 1972 in der Pfalzgalerie Kaiserslautern gezeigt wurde. Hier gehen Spaziergänger und die grüne Landschaft eine Symbiose ein, beides verwächst miteinander, ganz neue Formen entstehen. Die Strahlkraft dieses Gemäldes ist zeitlos, wie bei so vielen Arbeiten von Nora Hildebrand, die sich selbst lange ihrer Zeit entzogen hatte.

Bis 19. Dezember, Galerie am Pavillon, Mainzer Straße 100. Di-Fr. 14 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 14 Uhr. Kontakt: (01 71) 1 77 57 38.

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