"Mehr Transparenz in der Kommunalpolitik""Verkrustete Strukturen aufbrechen"

Perl. Mit dem ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Hellbrück an der Spitze will die Moselfränkische Wählergemeinschaft (MWG) in den Kommunalwahlkampf ziehen. Hellbrück ist der zweite Christdemokrat an der Obermosel, der für eine freie Liste kandidert. Anfang März hatten sich bereits die Freien Wähler Besch gegründet

 Gerd Zeigan (r.) und Thomas Hellbrück von der MWG. Foto: rup

Gerd Zeigan (r.) und Thomas Hellbrück von der MWG. Foto: rup

Perl. Mit dem ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Hellbrück an der Spitze will die Moselfränkische Wählergemeinschaft (MWG) in den Kommunalwahlkampf ziehen. Hellbrück ist der zweite Christdemokrat an der Obermosel, der für eine freie Liste kandidert. Anfang März hatten sich bereits die Freien Wähler Besch gegründet. Ob die Bescher oder die 16 Gründungsmitglieder der MWG am Dienstagabend im Perler Centralhotel Greiveldinger: Die absolute Mehrheit der Christdemokraten brechen, ist eines der erklärten Ziele der freien Wählerlisten. Spitzenkandidat Hellbrück wie auch Gerd Zeigan, neugewählter Vorsitzender und Zweiter auf der Gebietsliste, forderten mehr Transparenz in der Perler Kommunalpolitik ein. Dafür werfe die MGW ihren Hut in den Ring. Es müsse endlich Schluss sein mit der Hinterzimmerpolitik. Wirtschaft und Tourismus müssten gestärkt werden, Vereine und Ehrenamt gefördert. Und für die Integration der EU-Neubürger müsse auch einiges getan werden. Man wolle nur mit einer Gebietsliste für den Gemeinderat kandidieren, sagten Zeigan und Hellbrück. "Ich will mithelfen, Informationslücken zu schließen", kommentierte die gebürtige Luxemburgerin Maryse Kelsen ihre Kandidatur. Auf Platz drei der Liste wurde die Frau aus Bettenburg gewählt - als Brücke zu den Luxemburgern, wie die Moselfränkische Wählergemeinschaft sagte. Ob Auto ummelden, Telefon anmelden und, und, und: "Es gibt viele Fragen, viele kleine Dinge, auf die es keine Antwort gibt", sagte Kelsen, als Schriftführerin in den Vorstand gewählt. "Wir müssen jetzt alles daran setzen, die notwendigen 81 Stimmen auf der Unterstützungsliste zu bekommen", warben Hellbrück und Zeigan. "Wenn jeder unserer Mitglieder drei bis vier Leute bringt, die Unterschriften leisten, haben wir es geschafft." Warum kandidieren Sie nicht für Ihre Partei - die CDU?Thomas Hellbrück: Es hat mit mir kein Mensch darüber gesprochen. Mit der MWG habe ich sehr interessante Gespräche, ich sehe hier Möglichkeiten, sich nicht Parteizwängen unterordnen zu müssen.Was kritisieren Sie an der CDU-Kommunalpolitik? Hellbrück: Die Hinterzimmerpolitik, die hier betrieben wird, diese Mauscheleien, und, und und. Es herrscht keine Tranparenz. Es wird nicht offen und ehrlich miteinander umgegangen wird. Seit vier Jahren beobachte ich das. Und dies missfällt mir.Welche Ziele hat sich die MWG gesteckt?Hellbrück: Wir wollen die absolute Mehrheit in Perl brechen. Es muss Schluss sein damit. Als Erstes wünsche ich mir einen offenen Umgang, einen Dialog mit allen, die sich zum Wohle der Gemeinde engagieren.Also nicht nur mit Politikern?Hellbrück: Natürlich nicht nur mit Politikern, sondern mit allen, die sich für das Kleinod, das wir hier haben, einbringen.Welche Aufgabe ist der MWG wichtig?Hellbrück: Unter anderem, dass die Ortskerne nicht aussterben. So wichtig Märkte auf der Grünen Wiese sind, die Kernorte dürfen aber darunter nicht leiden, sie müssen leben. Werden Sie Koalitionen eingehen?Hellbrück: Nein. Ich denke, wir müssen mit allen politischen Gruppierungen einen gemeinsamen Nenner finden. So unterschiedlich in der Sache auch diskutiert wird, man muss aufeinander zu gehen und einen Konsenz suchen.Ist es Ihrer Meinung nach für die CDU ein schwerer Schlag, dass gleich zwei prominente Politiker für freie Listen kandidieren? Hellbrück: Nein. So wichtig nehme ich mich nicht. Ich gehe die Sache locker an. Es ist keine Abrechnung mit der CDU. Wir versuchen, neue Wege zu gehen. Frischen Wind in die verkrusteten Strukturen reinbringen, ist nicht verkehrt. Wichtig ist das Miteinander und Füreinander, nicht das Ich-Denken. Letzteres muss aufhören. Meinung

Was ist faul in Perl?

Von SZ-RedakteurWolf Porz Da ist was faul im CDU-Staate Perl. Was sich bei der Bürgermeisterwahl abgezeichnet hat - die CDU erlitt in ihrer einstigen Hochburg eine böse Schlappe - könnte sich bei der Kommunalwahl fortsetzen. Prominente Christdemokraten kehren jetzt der Mutterpartei den Rücken, scharen Freunde um sich und treten bei der Kommunalwahl an. Es rumort noch immer in der CDU im Weinort. Es gibt wohl eine Parteiführung, die die Kritik der Basis womöglich nicht hört. Nach der Wahl könnte es heißen: Wer nicht hören will, muss fühlen. Rücktritte nicht ausgeschlossen. Auf einen BlickAm Freitag, 2. März, hatten sich die Freien Wähler Besch gegründet. Ihre Spitzenkandidatin: Ex-CDU-Frau Jutta Weber, Ortsvorsteherin von Besch. Die Freien haben Kandidaten für den Bescher Ortsrat aufgestellt, ebenso eine Gebietsliste mit Kandidaten für den Gemeinderat. mst

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