Hängepartie um neue Märkte "Perler Ortskern wird ausbluten"

Perl. Weiter unbeantwortet ist eine Frage, die für Perl große Bedeutung hat: Macht die Gemeinde die Ansiedlung weiterer Handelsmärkte in Perl möglich? In der Gemeinderatssitzung am 19. November ging es wieder mal um diese Frage, und wieder gab es keine Entscheidung

Perl. Weiter unbeantwortet ist eine Frage, die für Perl große Bedeutung hat: Macht die Gemeinde die Ansiedlung weiterer Handelsmärkte in Perl möglich? In der Gemeinderatssitzung am 19. November ging es wieder mal um diese Frage, und wieder gab es keine Entscheidung. "Der Rat hat das Thema zurück in die Fraktionen gegeben, die darüber beraten sollen", erläutert Bürgermeister Bruno Schmitt (SPD). Er hoffe nun, dass in der letzten Ratssitzung des Jahres am 18. Dezember zumindest zu einem aktuell in der Diskussion stehenden Ansiedlungsvorhaben eine Entscheidung erfolgt.Vier potenzielle Investoren kamen am 19. November in die Sitzung, um unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihre Projekte vorzustellen. Besonders zwei Vorhaben sorgen in Perl für Diskussionen. Zum einen geht es um das Ansinnen des Autohauses Heisel, seinen Betrieb von Perl in das Gewerbegebiet Besch zu verlegen. "Die Firma möchte dort, ähnlich wie in Merzig, ein Mehrmarken-Autohaus errichten. Dazu fehle ihr auf dem derzeitigen Gelände der Platz", sagt der Bürgermeister. Heisel habe bereits einen entsprechenden Bauantrag gestellt, der vom Ortsrat Besch unterstützt werde. Ein wichtiger Punkt bei der geplanten Umsiedlung ist die Nutzung des bisherigen Standortes. Hier habe die Firma großes Interesse daran, dass dort ein Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel ausgewiesen wird. Dann könnte sich auf diesem Gelände der Rewe-Markt, der bislang in der Bahnhofstraße untergebracht ist, mit einem vergrößerten Geschäft niederlassen. Auch gibt es nach den Worten von Bruno Schmitt Bestrebungen, einen weiteren DM-Markt dort zu bauen, nur wenige hundert Meter vom bestehenden Geschäft entfernt. Der Ortsrat von Perl hat sich zustimmend zu dem Vorhaben geäußert. Was die Nutzung des Rewe-Gebäudes in der Bahnhofstraße betrifft, gibt es, so der Bürgermeister, noch keine konkreten Pläne. Aus Sicht des Verwaltungschefs ein "ganz anders gelagerter Fall" ist ein zweites Projekt: Auf einer Fläche in der Trierer Straße unterhalb des Penny-Marktes könnten mehrere Märkte errichtet werden. "Ein Projektplaner hat diese Idee der Verwaltung zunächst schriftlich und vor wenigen Tagen persönlich unterbreitet", bestätigt der Bürgermeister. Um welche Marken es dabei gehen soll, dazu kann Bruno Schmitt derzeit wenig sagen. Für ihn gilt es festzuhalten: "Wenn wir dieses Vorhaben umsetzen wollen, müssen wir ein komplett anderes Planungsverfahren einleiten als bei dem Heisel-Gelände." Bei Letzterem gehe es um die Ausweisung eines Sondergebietes für Einzelhandel auf einer bestehenden Gewerbefläche. Bei dem zweiten Projekt müsste die als Standort vorgesehene Fläche komplett neu ausgewiesen werden, da sie sich vollständig im Außenbereich befindet. Dazu müsste eine so genannte Unverträglichkeitsstudie erstellt werden, auch die Landesplanung müsste grünes Licht geben. Deswegen ist es für Schmitt nicht in Ordnung, dass mancher im Rat beide Projekte in einen Zusammenhang bringe. Zudem müsste der Rat einen vor zwei Jahren gefassten Grundsatzbeschluss wieder kippen, wonach keine neuen Flächen mehr für Einzelhandel ausgewiesen werden sollen. Wie die Diskussion im Rat ausgehen wird, dazu wagt der Bürgermeister keine Prognose: "Bei den unklaren Mehrheitsverhältnissen kann ich nicht sagen, was da rauskommt." Gleichwohl müsse in Sachen Heisel-Gelände ein Beschluss her, findet Schmitt: "Es liegt ein Antrag vor, die Geschichte ist seit über einem Jahr in der Diskussion und wurde schon mehrmals vertagt. Der Antragssteller hat ein Recht auf eine rasche Entscheidung."Perl. Gegen die Erschließung einer weiteren Gewerbefläche an der Trierer Straße regt sich in Perl Widerstand, nicht zuletzt aus den Reihen der Geschäftsleute. Sie befürchten durch die zunehmende Konkurrenz auf der "grünen Wiese" ein Ausbluten des Ortskerns. Hierzu stellt Bürgermeister Schmitt klar: "Es kann nicht sein, dass wir da was Neues bauen, und der Ortskern geht kaputt." Er sei für den Erhalt des Ortskernes und stehe hinter den Gewerbetreibenden. "Aber wir müssen darauf achten, dass wir uns als Gemeinde weiterentwickeln können." Zudem wurde Kritik laut, dass durch die Ansiedlung das Ortsbild massiv beeinträchtigt wird. So würde der Blick vom Perler "Katzenhäuschen" auf das Rathaus, den historischen Ortskern und das Palais durch einen Betonbau zerstört. Auch aus ökologischer Sicht sehen viele das Vorhaben kritisch, weiß der Bürgermeister: "Der frühere Ortsvorsteher von Perl hat mal gesagt, diese Fläche ist die grüne Lunge des Ortes."Anfang der Woche hat sich nun eine Bürgerinitiative "Zukunft Perl" gegründet. Ziel dieser Interessenvereinigung ist, "die weitere Umwandlung von Grünflächen der Gemeinde in Einzelhandelsflächen für Discounter zu verhindern". "Neben den ökologischen Schäden befürchtet die Bürgerinitiative den Verkehrsinfarkt auf der B407 sowie ein Aussterben des bürgernahen Gewerbes im Ortskern", heißt es in einer Erklärung der Initiative, der nach eigener Auskunft 20 Mitglieder angehören. Die BI plant, mit Infoveranstaltungen, Flugblättern, einer Unterschriftensammlung sowie Aktionen der Gewerbetreibenden die Bevölkerung zu mobilisieren. cbeKontakt zur BI per E-Mail: zukunft-perl@web.de

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