Gläubige zeigen Dankbarkeit an 14 Stationen

Nennig · Seit 150 Jahren ist die Prozession entlang dem Stationenweg in der Karwoche Tradition für die Menschen in Nennig. Am Anfang des Weges steht in der Römerstraße die Todesangstkapelle (Ölbergkapelle). Erbaut wurde der Kreuzweg im Jahr 1866 als Dank für die Verschonung des Ortes vor der Cholera.

 In der Römerstraße in Nennig steht die Ölbergkapelle/Todesangstkapelle. Fotos: W.Bach

In der Römerstraße in Nennig steht die Ölbergkapelle/Todesangstkapelle. Fotos: W.Bach

Die Nenniger Katholiken pflegen eine 150 Jahre alte Tradition und gehen in der Karwoche freitags den Kreuzweg auf dem Stationenweg. Der Brauch geriet in Vergessenheit, bis vor einigen Jahren die Prozession von der früheren Vorsitzenden der Katholischen Frauengemeinschaf, Elisabeth Bier, wieder eingeführt wurde.

In der Römerstraße steht am Beginn eines Kreuzweges die denkmalgeschützte Todesangstkapelle. Über die Geschichte der Kapelle gibt die Pfarrchronik einige Hinweise. Vermutlich an gleicher Stelle wurde bereits im Jahre 1787 die erste Kapelle gebaut und stellte somit den Vorläuferbau der jetzigen Kapelle dar. An der Rückseite des Gebäudes ist ein Stein eingemauert, der aus der alten Kapelle stammt. Er trägt folgende Inschrift: "Im Jahre 1787 gebaut durch einige Junggesellen von Nennig und anderen Guttätern".

Pfarrer Löhr war Initiator

Im Erbauungsjahr leitete nach den bekannten Quellen ein Pfarrer Löhr (1752-1792) die Pfarrei. Es kann davon ausgegangen werden, dass er auch der Initiator war, der zum Bau der ersten Kapelle aufgerufen hatte. Das Altarbild ist 1,12 Meter mal 0,80 Meter groß und stellt eine vollplastische Figurengruppe dar. Zugrunde liegen die Evangelien von Mathäus, Markus und Lukas. Das Altarbild der Kapelle ist ein erhabenes Beispiel einer plastischen Ölbergszene und wurde etwa ab dem 16. Jahrhundert verwendet gegen Furcht vor dem Gottesgericht gegen Seuchen, Pest und Cholera .

Im Anschluss an die Kapelle wurde "im Jahre 1866 der aus 14 Stationen bestehende Kreuzweg unter Pfarrer Cordel gebaut. Dieser wurde als Dank errichtet, weil auf Fürbitten der Jungfrau Maria, des Heiligen Rochus, des Heiligen Sebastian und des Heiligen Martinus der Ort Nennig vor einer in der Nachbarschaft wütenden Krankheit verschont wurde", heißt es in der Chronik. Bei dem Ort mit der wütenden Krankheit handelte es sich um Remich. Die Krankheit war Cholera . Sie wütete in 14 Ortschaften. Am 14. Juli 1866 wurden in Remich und umliegenden Orten 200 Fälle gemeldet.

Für den Kreuzweg wurden in der Pfarrei insgesamt 455 Taler gesammelt. Zu dieser Zeit war auch die 1787 erbaute Kapelle in einen schlechten Zustand geraten, "eine blose Reparatur war nicht mehr tunlist", vermerkt der Chronist. So sind die Jünglinge von Nennig dem frommem Beispiel gefolgt, im Jahre 1868 mit Geldspenden und Frondiensten die Kapelle wieder neu aufzubauen. "Auch dies war ein Dank an Gott dem Herrn, dass er im Jahre 1866 die Pfarrei Nennig von einer in der Nähe herrschenden Krankheit gnädigst verschont hatte". Nach der Spendenliste wurden von den Jünglingen und den anderen Guttätern insgesamt 129 Taler zusammengetragen. Diese Spende war zunächst für die Kapelle ohne Innenanstrich und Bilder. Für den Innenanstrich wurde erneut gespendet, und zwar 65 Taler. Ob der Standort der alten Kapelle identisch ist mit der 1868 gebauten, bedarf noch der Untersuchung.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle stark zerstört und während der Kriegshandlungen hatten die Amerikaner in die Kapelle einen Nachrichten-Jeep gestellt.

Im Rahmen der Dorferneuerung wurde die Kapelle unter Bürgermeister Heinz Bauer im Jahre 1981 restauriert. Die Einsegnung der restaurierten Kapelle wurde von Pfarrer Leo Schanen im Rahmen einer Feierstunde im Beisein der Bevölkerung vorgenommen.

Die Kreuzwegfrömmigkeit ist um 1700 aufgekommen und wurde bald weithin sehr beliebt. So wurde 1866 zum "Redenschornstein" ein Kreuzweg mit 14 Stationen, die den Leidensweg Jesus darstellten, gebaut. Die Bilder stammen aus einer Trierer Bildhauerwerkstatt. Die Pfarrangehörigen spendeten 455 Taler.

Großzügige Spenden

 Altarbild der Ölberg-Szene an einer der Stationen.

Altarbild der Ölberg-Szene an einer der Stationen.

Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde 1944/45 ein großer Teil der wertvollen Bildstöcke bis auf zwei völlig zerstört. Auf Initiative der Frauen - und Müttergemeinschaft Nennig wurden 1980 an deren Stelle Steinkreuze aus Brittener Sandstein errichtet, in die die jeweiligen Symbole der 14 Stationen eingehauen wurden. Gespendet wurden die Kreuze von Privatpersonen und Vereinen, wobei die stattliche Summe von 18 000 Mark (umgerechnet 9000 Euro) zusammenkam. Zwei alte vorhandene, aber beschädigte Kreuzwegstationen aus dem Jahre 1866 wurden im Jahre 2006 auf Initiative von Ortsvorsteher Karl Fuchs restauriert und auf ihrem alten Standort am Stationenweg belassen.

Noch heute geht in der Fastenzeit und am Karfreitag eine Prozession betend und singend den dramatischen Kreuzweg von der Kapelle bis zur 14. Station, als Dank dafür, dass die Pfarrei Nennig 1866 von der Cholera verschont wurde. Der Pfarrgemeinderat führt den Brauch fort. Er hat aber nur dann eine Zukunft, wenn er auch weiterhin von den Bürgern angenommen wird.

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