Geflügelte Säugetiere bestimmen ihr Leben

Saarbrücken/Keßlingen. Schon beim Betreten von Christine Harbuschs Haus in Keßlingen wird deutlich, was ihre Leidenschaft ist: Fledermäuse. Die erste hängt in Keramik am Klingelschild, die nächste ist in Holz in die Tür geschnitzt. Und im Haus geht's weiter: Plüschtiere, Kühlschrank-Magneten, Bilder an der Wand. Und in der Tiefkühltruhe eine Tüte mit eingefrorenen Exponaten

Saarbrücken/Keßlingen. Schon beim Betreten von Christine Harbuschs Haus in Keßlingen wird deutlich, was ihre Leidenschaft ist: Fledermäuse. Die erste hängt in Keramik am Klingelschild, die nächste ist in Holz in die Tür geschnitzt. Und im Haus geht's weiter: Plüschtiere, Kühlschrank-Magneten, Bilder an der Wand. Und in der Tiefkühltruhe eine Tüte mit eingefrorenen Exponaten.Seit 25 Jahren dreht sich im Leben von Christine Harbusch viel um die geflügelten Säugetiere, deren Erforschung und Schutz. Den Ausschlag gab die Suche nach einem Thema für die Diplom-Arbeit als Abschluss des Bio-Geographie-Studiums in Saarbrücken. "Ich wollte unbedingt etwas über Säugetiere machen", erinnert sich die 48-Jährige, "und über Fledermäuse war damals im Saarland nichts bekannt. Es gab keine Artenlisten." Zwei Jahre lang hat sie Quartiere gesucht, ist in Stollen und Kirchtürmen rumgekrabbelt und hat mit Ultraschall-Geräten die verschiedenen artspezifischen Laute ausfindig gemacht. "Dieses völlige Unwissen hat mich herausgefordert."Anschließend arbeitete Harbusch zwei Jahre beim Umweltministerium und danach beim BUND und seit 1993 ist sie selbstständig. Über Fledermäuse gäbe es immer wieder neues zu entdecken, sagt sie, "wir stehen immer wieder vor neuen Rätseln." Die meiste Arbeit findet von April bis Oktober statt und dann natürlich nachts, wenn die pelzigen Flieger aktiv sind. Harbusch hat dann ihren VW-Bus dabei, in dem sie schlafen kann, wenn sie die Nacht durchgearbeitet hat. Die rüstige Frau liebt die Arbeit in der freien Natur, hat auf ihrem großen Grundstück Hühner, Kühe und ein Pony, außerdem einen Gemüsegarten: "Landwirtschaft ist mein Hobby". In den vergangenen Jahren hat Christine Harbusch den Fledermaus-Schutz entscheidend vorangebracht. Sie ist aktiv im Nabu und vertritt den Naturschutzbund auch bei Eurobats, einem europaweiten Abkommen, das sich für die Tiere einsetzt. Im Saarland findet sie gute Bedingungen vor: "Die gesetzliche Verpflichtung zur Bestandsüberprüfung wird hier sehr ernst genommen." Denn alle 19 Arten, die hier zu Lande vorkommen, stehen unter besonderem Schutz. Und so hat Christine Harbusch nicht nur beruflich mit Fledermäusen zu tun, wenn sie deren Verhalten beobachtet, sich für den Quartier-Schutz einsetzt oder Gutachten schreibt für Bauprojekte, die eventuell den Lebensraum der Tiere gefährden könnten. Saarlandweit verbindet man den Fledermausschutz mit ihrem Namen und so kommen immer wieder Menschen mit verletzten Tieren, die Harbusch dann mit Milch aus der Pipette aufzieht, bis sie wieder in die Freiheit entlassen werden können. "Und wenn ich Menschen davon überzeugen kann, dass Fledermäuse nicht schädlich sind, habe ich schon viel erreicht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort