Entwicklungshilfe von der Obermosel Bildungshilfe für Uganda kommt aus der Region

Perl/Serrig · Seit Jahren engagieren sich die ehrenamtlichen Helfer vom Freundeskreis Ziegen für Lwala in der ländlichen Provinz Karamaldo in Uganda. Die Bevölkerung lebt dort sehr abgeschieden in ärmlichen Verhältnissen – ohne fließendes Wasser, ohne Strom und ohne Kontakt zur Außenwelt.

 Schulalltag in Uganda: Der Lehrer muss vom Fenster aus die Kinder unterrichten.

Schulalltag in Uganda: Der Lehrer muss vom Fenster aus die Kinder unterrichten.

Foto: Ingbert Dawen

Seit 2015, als Ingbert Dawen aus Serrig den Freundeskreis „Ziegen für Lwala“ gegründet hat, wurden von den Helfern mehrere Projekte ins Leben gerufen, um die Lebens-Situation der Menschen vor Ort zu verbessern. Die zu 100 Prozent ehrenamtlich betreuten und von privaten Sponsoren unterstützten Hilfsprojekte reichen von der Lieferung von Hilfsgütern über den Bau sowie die Instandsetzung und Instandhaltung von Schulen, vom Bau von Regenwasserzisternen oder den Kauf von Ziegen, welche als Notreserven für bedürftige Witwen vermittelt werden, bis hin zur Einstellung von zwei lokalen Aushilfslehrern.

„Jedes Jahr weiten sich unsere Projekte aus“, sagt Ingbert Dawen, der Gründer des Projektes. „Dank der Unterstützung vieler Helfer und Sponsoren aus Deutschland und Luxemburg konnte bereits vielen Menschen in Uganda geholfen werden.“ Der Bedarf an Förderung und Unterstützung bleibe aber weiter sehr groß. Ein besonderes Anliegen der Helfer ist die Bildung und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen in und um Lwala.

„Wir legen unseren besonderen Fokus auf die schulische Ausbildung“, erläutert Dawen. „Denn Bildung, Wissen und eine guten Ausbildung sind die Voraussetzungen für ein selbständiges, unabhängiges und eigenverantwortliches Leben der Kinder und Jugendlichen in Lwala und nur so gelingt es, der Spirale der Armut zu entkommen“.

Der Serriger war 2014 und 2015 in Lwala, um als Bauleiter für die Organisation Cap-Anamur das dortige Krankenhaus zu sanieren und die Infrastruktur zu verbessern. Als er wieder zu Hause war, war es ihm ein Bedürfnis, den Menschen, die er während seiner Zeit in Lwala kennen und lieben gelernt hatte, zu helfen. Und deshalb gründete er dann im September 2015 mit Hilfe einiger Ehrenamtlicher das Hilfsprojekt „Ziegen für Lwala“.

Er und etliche Helfer waren seit dieser Zeit einige Male in Uganda, um ihre Projekte „anzuschieben“ und mitzuhelfen, dass es vor Ort zügig vorangeht. Auch dieses Jahr waren wieder einige ehrenamtliche Helfer vor Ort. Es wurden neue Ziegen für bedürftige Witwen gekauft, Schulgelder für arme Familien wurden gezahlt, und ein weiteres Schulgebäude wurde fertig gestellt. „Bei unserem Besuch im Januar wurden wir mit einer neuen Art der Armut konfrontiert“, berichtet Christiane Wies, Mitarbeiterin im Freundeskreis. Die ugandische Regierung gebe an, jedes Kind in Uganda habe die Möglichkeit zur Schule zu gehen. „Die Realität ernüchtert diese Theorie, wie sich beim Besuch der Mädchenschule in Lwala herausstellte“, urteilt Wies.

Im Jahre 2018 teilten sich nach ihren Schilderungen acht Lehrer der Girls-School sieben Klassen mit insgesamt 1038 Schülerinnen. 276 Kinder seien es alleine in der ersten Klasse. Das Klassenzimmer mit den 276 Schülerinnen sei so überfüllt, dass der Lehrer den Unterricht von draußen durch das Fenster halten müsse. In dem viel zu kleinen Raum stehe eine Schulbank an die andere gereiht, und doch müssten noch viele Kinder auf dem Boden sitzen. Die meisten Kinder seien barfuß, und viele säßen in verschlissenen Schuluniformen auf dem nackten Fußboden. „Von diesen 276 Schülerinnen in der ersten Klasse werden weniger als 20 Prozent die sechste Klasse erreichen“, sagt Christiane Wies. Für etwa die Hälfte endet die schulische Ausbildung bereits nach der ersten Klasse.

Welche Ursachen gibt es für diese Zustände? Zum einen sicherlich der Kinderreichtum Afrikas zu nennen. In Uganda bekomme eine Frau im Durchschnitt 6 bis 7 Kinder. Dazu komme, dass manche Kinder täglich barfuß bis zu 15 Kilometer zur Schule laufen müssten. Das größte Problem ist nach den Worten der Freundeskreis-Vertreter jedoch die Armut der Menschen, denn in Uganda müsse man für die Schule bezahlen, hinzu kämen die Kosten für eine Schuluniform. Dies bedeute: Geld zu bezahlen, das die meisten Menschen dort nicht haben. So scheitere Bildung und eine Perspektive auf eine bessere Zukunft schon im Ansatz und meist an ein paar Euro. „Als wir das im Januar sahen, mussten wir handeln und das sofort“, meinen Dawen und Wies. In Zusammenarbeit mit der Schulleitung vor Ort wurden zwei Aushilfslehrer eingestellt und unter Vertrag genommen. Diese sollen die vorhandenen Lehrkräfte entlasten, und die Schülerzahl der ersten Klasse soll halbiert werden.

Auch in der Gemeinde Perl wurden in den beiden vergangenen Jahren zwei größere Hilfsaktionen für das Projekt „Ziegen für Lwala“ gestartet: Vor zwei Jahren spendete das Schuhhaus „Euroschuhe“ von Lisa und Vanessa Klein aus Perl über 200 Paar Schuhe für die Kinder der Jungen- und Mädchenschule sowie für das Krankenhaus in Lwala, und im vergangenen Jahre ließ der Sonnenhof in Hellendorf den Erlös seines Weihnachtsmarktes dem Projekt zukommen (die SZ berichtete).

Seit Jahren halten die Mitglieder des Freundeskreises in Deutschland Vorträge an Schulen und in Kindergärten. Über diesen Weg klären sie über das Schulwesen und das Kinderleben in Afrika auf, sensibilisieren Kinder und Lehrer, wie sie anderen Menschen eine bessere Zukunft durch Bildung ermöglichen können. „Es ist sehr interessant zu beobachten, wie unsere Kinder reagieren, wenn wir ihnen erzählen und Bilder und Filme zeigen, wie die Mädchen und Jungen  in Lwala/Uganda leben“, sagt Ingbert Dawen.

Wenn Schulen oder Kindergärten Interesse an einem Vortrag haben oder wenn sich jemand näher über die Projekte und die Arbeit des Freundeskreises unterrichten möchte, wird unter www.ziegen-fuer-lwala.org fündig.

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