Fotografisches Erleben in den Formen eines Tagebuches

Saarbrücken. "Ich fahre gern dorthin, wo ich fotografieren möchte", sagt Berthold Koenig und reiste viele Jahre durch Asien. Amerika wollte er sich für später aufsparen, fügt er hinzu

Saarbrücken. "Ich fahre gern dorthin, wo ich fotografieren möchte", sagt Berthold Koenig und reiste viele Jahre durch Asien. Amerika wollte er sich für später aufsparen, fügt er hinzu. Und machte sich doch im letzten September nach dem Südwesten Amerikas, durch Utah, Arizona, Colorado und New Mexiko auf, angetrieben von der Frage: "Was gibt es da zu sehen, was man eigentlich schon weiß?" Denn Bilder von Amerika hat jeder im Kopf. So ging es auch Berthold Koenig, der einst den Beruf des Sozialpädagogen gegen den des Gastronoms tauschte und sich seit vielen Jahren mit Fotografie beschäftigt. Doch was ist, wenn das vorgefertigte Bild im Kopf auf die ganz andere Wirklichkeit dort prallt? "Das enttäuscht mich nicht. Es ist viel mehr Ansporn, die Augen noch mehr aufzumachen", erklärt Berthold Koenig. Er schaute und fand Kontraste, die Brüche im Bild, wenn sich an den endlosen Straßen schäbige von Leuchtreklamen überzogene Zweckbauten reihen und ein paar Kilometer weiter mit grandiose Landschaften mit bizarren Steinriesen wechseln. Das hat er festgehalten, aber auch Touristen, die sich im Monument-Valley fürs Erinnerungsfoto in Szene setzten. Das macht den Unterschied aus: Das bewusste Beobachten verbunden mit der Frage: "Wie ist meine Reaktion auf die Bilder vor Ort?" Dafür hat er sich die Form des Tagebuchs gewählt, das diesem Nachdenken über das, was vor seinen Augen passiert Raum gibt. Berthold Koenig nennt seine Fotos "Notizen". Sie sind ihm Medium, um sich Menschen und Landschaft zwischen unmittelbarem Erleben und in Bildkomposition geschulten Blick anzueignen. Davon erzählen die aus vielen hundert ausgewählten 62 Fotografien in kleinem und mittlerem Format in seinem Amerikanischen Tagebuch, das in der Galerie N(auwieser) N(eunzehn) in der Nauwieserstraße 19 sich über die Wände erstreckt. Die Ausstellung gehört in die Reihe "Galerie Besch außer Haus". Galeristin Ingeborg Besch begleitet auf diesem Weg Projekte, die interessant sind, aber nicht im Schnittpunkt des Galerieprogramms liegen: "Es geht darum, verschiedene Linien aufzubauen." Weitergehen, weitermachen eben. So plant auch Berthold Koenig bereits die nächste Amerikatour: "Vielleicht von New Orleans bis zu den Großen Seen."Die Ausstellung ist noch bis zum Dienstag, 13. Januar, täglich von 16 bis 21 Uhr zu sehen.

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