Drogerie-Gigant setzt auf Großregion Europas größter dm-Markt öffnet in Perl
Perl · Die Lage im Dreiländereck macht die saarländische Gemeinde zu einem perfekten Standort für die größte Filiale des Drogerie-Giganten.
Die Vorbereitungen für den entscheidenden Tag laufen auf Hochtouren. Die letzten Regale werden aufgefüllt, der Boden blitzblank geputzt, Nadine Hennrich schaut sich noch einmal mit einem prüfenden Blick um, scheint zufrieden. „Wir sind schon alle sehr aufgeregt“, sagt sie schließlich. Hennrich ist die Filialleiterin von Europas größtem dm-Markt, der am Montag, 13. August, eröffnet wird. Nicht etwa in Berlin, Hamburg oder irgendeiner anderen Großstadt der Bundesrepublik. Ausgerechnet die Gemeinde Perl darf sich künftig mit diesem Superlativ schmücken.
Auf insgesamt 1250 Quadratmeter sollen sich die Kunden ab Montag in der neuen Filiale durch das gesamte Sortiment der Drogerie-Kette wühlen können. „Die durchschnittliche Verkaufsfläche beträgt rund 610 Quadratmeter. Unser neuer Markt ist damit mehr als doppelt so groß“, konstatiert dm-Gebietsleiter Christian Schick. Damit sich die Kunden beim Einkaufen nicht verirrten, seien auch deutlich mehr Mitarbeiter gefragt, die im Ernstfall zu Hilfe eilen und mit Rat und Tat zur Seite stehen könnten: 62 Beschäftigte zählt die größte dm-Filiale in Europa.
Dürfen die Kunden dementsprechend ein größeres Angebot an Produkten erwarten? „Bei uns wird es das gleiche zu kaufen geben wie in jedem anderen dm-Markt auch“, erklärt die stellvertetende Filialleiterin Guiseppina Chiapparo. Dennoch biete der geräumige Laden Vorteile, vor allem für Eltern, die mit Kinderwagen unterwegs seien. Besonderen Wert habe man denn auch auf die „familienfreundliche Gestaltung der dm-Kinderwelt“ gelegt. „Wir sind sehr stolz auf das, was wir alle zusammen als Team geleistet haben und freuen uns darauf, unsere ersten Kunden am Montag begrüßen zu dürfen“, so Hennrich.
Ein dm-Markt ist keineswegs eine Neuheit in Perl, im Gegenteil. ln der Gemeinde gibt es bereits zwei gut frequentierte Filialen des Drogerie-Giganten, nun wird die dritte ihre Pforten öffnen – wenige hundert Meter Luftlinie von den beiden anderen entfernt. Drei sollen es auch bleiben. „Sowohl der dm-Markt in der ,Trierer Straße 43’ als auch ,In der Dörrwiese 4’ sind weiterhin für unsere Kunden geöffnet“, erklärt Schick. Die dort angestellten Mitarbeiter müssten demnach nicht um ihre Jobs bangen, versichert Hennrich. Man rechne ebenso nicht damit, dass ihnen künftig die Kunden ausblieben, vielmehr würden sie sich auf alle drei Filialen verteilen.
Davon ist auch Anita A. aus dem luxemburgischen Düdelingen überzeugt. Sie fährt ein- bis zweimal im Monat nach Perl, um sich mit Kosmetika einzudecken. „Ich denke, der neue Markt wird die bestehenden entlasten. Hier ist besonders an Wochenenden immer extrem viel los. Da muss man dann schon mal eine halbe Stunde in der Schlange an der Kasse warten“, berichtet sie. Sie hofft, dass sich das mit der Eröffnung der neuen Filiale ändere.
Perl ist aufgrund seiner Lage im Dreiländereck besonders attraktiv für Unternehmen im Einzelhandel. In der direkten Nachbarschaft hinter der Grenze ist das Leben teils deutlich teurer, was viele Kunden aus Frankreich und Luxemburg zum Einkaufen ins Saarland zieht. So hat eine Studie der Konsum- und Verhaltensforschung an der Universität Saarbrücken mit 226 Franzosen ergeben, dass 21 Prozent der Verbraucher mehrmals pro Monat in die saarländischen Geschäfte strömten. 53 Prozent nannten die niedrigeren Preise als Grund, für 33 Prozent ist die größere Auswahl hierzulande ausschlaggebend. Neben Kleidung und Accessoires (65 Prozent) sowie Lebensmitteln (40 Prozent) stehen Kosmetika (19 Prozent) auf der Einkaufsliste der Nachbarn ganz oben. Ihre beliebtesten Anlaufstellen sind dabei Globus (17 Prozent) und dm (16 Prozent), gefolgt vom Textil-Discounter Primark (8 Prozent).
Das erklärt dann auch, warum das Unternehmen gerade die Grenzregion als Standort für seine flächenmäßig größte Filiale europaweit ausgewählt hat. „In unseren neuen dm-Markt in Perl kommen sehr viele Kunden aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg“, prognostiziert Schick. Nicht jeder freut sich allerdings über den Zuwachs. Vanessa M. etwa fürchtet, dass der Verkehr in Perl noch weiter zunehmen wird. „Es gibt doch schon zwei dm-Märkte hier, wer braucht jetzt noch einen dritten. Ich find‘s nicht gut“, beklagt sie. Sinnvoller sei es ihrer Ansicht nach eine Filiale in Frankreich oder Luxemburg zu eröffnen. Bisher gebe es dort schließlich keine einzige.
Und was sagt die Gemeinde zum neuen Superlativ? „Für das Unternehmen und seine Kunden mag das vielleicht schön sein, doch ist Europas größte dm-Filiale nun wirklich nichts, womit wir Touristen nach Perl locken würden“, sagt der Büroleitende Beamte der Gemeinde, Winfried Steffes, unbeeindruckt. Immerhin gebe es keinen anderen Einzelhändler im Umkreis, der durch die Neueröffnung Konkurrenz fürchten müsse.