Eiskalter Kraftakt auf dem Hasenberg

Perl · Fast auf den allerletzten Drücker gibt es nun doch noch einen Eiswein im Saarland. Als einzig verbliebener Winzer machte sich Matthias Herber (35) am frühen Montagmorgen mit einem halben Dutzend Helfern auf, um bei minus sieben Grad im Perler Hasenberg die letzten verbliebenen tiefgefrorenen Rieslingtrauben zu ernten.

 Dick eingepackt bei der Eisweinlese (von links): Jutta Heinzkill, Matthias Herber, Ruth Herber. Foto: Rolf Ruppenthal

Dick eingepackt bei der Eisweinlese (von links): Jutta Heinzkill, Matthias Herber, Ruth Herber. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Montagmorgen - es ist kurz nach fünf Uhr und eisig kalt. Frostig funkeln die Sterne vom wolkenlosen Nachthimmel auf den Perler Hasenberg. Und mittendrin Matthias Herber (35). Der Jungwinzer , Sohn von Winzerpräsident Helmut Herber, prüft vor Ort die Temperatur.

Minus sieben Grad Celsius: Das reicht. Bahn frei für die nicht mehr erhoffte Eisweinlese. Aufgrund der damals viel zu hohen Wintertemperaturen haben die meisten Winzerkollegen schon vor Wochen aufgegeben. Der ein oder andere versuchte, mit einer handgepflückten Beerenauslese zu retten, was zu retten war.

Eilig informiert Matthias Herber seine Schwester Ruth und ein halbes Dutzend Erntehelfer. Eine halbe Stunde später sind Jutta Heinzkill, Klaus Bidinger, Anni und Stephan Klang zur Stelle und rücken dick vermummt in den Perler Hasenberg aus.

Nachdem die Erntescheren verteilt sind, geht es auch schon los: Matthias Herber fährt den Traktor zwischen die Rebstockreihen und sorgt mit den Lampen des Treckers für das notwendige Flutlicht. Anni Klang hat sich zudem noch eine Stirnleuchte über den Kopf gestreift, um die tiefgefrorenen Traubenklötze - eigentlich sind es ja schon Rosinen - besser sehen zu können.

Im Scheinwerferlicht des Schleppers werden die Schutzplanen aus Kunststoff weggezogen, die Eistrauben geerntet. Stock für Stock geht es in drei Reihen talwärts.

Und immer wieder muss Matthias Herber mit dem Traktor nachrücken, um für das notwendige Licht zu sorgen. Sekunden später ist er jedes Mal wieder bei seiner Schwester Ruth, um selbst bei der frostigen Traubenlese Hand anzulegen.

Es dämmert bereits, als die Erntehelfer den Fuß des Hasenbergs erreichen, seit Jahren eine der besten Lagen im Dreiländereck. Viele rote Bottiche sind gut gefüllt. Die Erntehelfer rücken ein, um sich bei Herbers aufzuwärmen und bei einem gemeinsamen Frühstück zu stärken. Einer fehlt. Matthias Herber steht zu diesem Zeitpunkt bereits wieder im Keller, um die eisigen Trauben zu keltern. Viel Erfahrung und noch mehr Fingerspitzengefühl gehören dazu.

Am späten Vormittag ist das meiste geschafft. Und das Refraktometer zur Mostgewichtbestimmung misst stolze 160 Öchsle. Gerade einmal 100 Liter sind zusammengekommen nach diesem Kraftakt in der Kälte. Aber Matthias Herber ist zufrieden. Nach 2012 gab es endlich wieder einmal eine Eisweinlese an der Obermosel.

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