Ein Stück Völkerverbindung

Nennig · Brücken verbinden – und sie haben so manches Mal auch eine wechselhafte und spannende Vergangenheit. So wie die Moselbrücke bei Nennig. Sie wurde vor 150 Jahren fertiggestellt, im Krieg zerstört und neu errichtet.

 Die Moselbrücke zwischen Nennig und Remich während der großen Sanierung 2009. Vor 150 Jahren wurde an dieser Stelle die erste Brücke über die Mosel fertiggestellt. Foto: Rolf Ruppenthal

Die Moselbrücke zwischen Nennig und Remich während der großen Sanierung 2009. Vor 150 Jahren wurde an dieser Stelle die erste Brücke über die Mosel fertiggestellt. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Brücken sind im weitesten Sinne Kulturbauten. Ihre Aufgabe besteht darin: zu verbinden. Sie haben eine Entwicklungsgeschichte wie jedes andere Kulturbauwerk und unterscheiden sich in ihrer Gestalt je nach Funktion, aber auch nach ihrem Aussehen und Alter. Brückenbauwerke begegnen uns in Städten und Dörfern, aber auch unabhängig von Siedlungsarealen an markanten Punkten der Landschaft. Vor 150 Jahren wurde eine der bekanntesten und am stärksten frequentierten Brücken unserer Region fertiggestellt: die Moselbrücke bei Nennig.

Grenzverkehr mit Fähre

Solange keine Brücke vorhanden war, wurde der kleine Grenzverkehr mit einer Ponte (Fähre) durchgeführt. Bereits im 15. Jahrhundert ist im Remicher Weistum von einer Ponte die Rede. Weiter ist in den Akten vermerkt, dass Remich im Jahre 1799 für die Überquerung der Mosel eine Fähre, eine Schiffsbrücke, einen Kahn und ein "passe-cheval" (kleine Fähre zum Übersetzen eines Pferdes) besaß.

Nach einer langen Verhandlungsphase hatte endlich der Stadtrat von Remich am 23. März 1865 beschlossen, eine Brücke über die Mosel nach Nennig zu bauen. Die Pläne stammten von einem französischen Ingenieur, und gebaut wurde sie von einem holländischen Unternehmer. Die Bauzeit betrug 18 Monate, und die Gemeinde Remich trug die größte finanzielle Last. Daher konnte sie auch ab 1866/67 den so genannten Brückenzoll 90 Jahre lang erheben, der alle drei Jahre öffentlich verpachtet wurde. Jeder, der die Brücke passierte, musste das Brückengeld an die Pächterin, die auf der Brücke einen eigenen überdachten Zahlstand hatte, abführen. Die letzte Pächterin Anna Gretsch (Brecken-Ännchen genannt) übte diese Tätigkeit bis 1939 aus. Ab diesem Zeitpunkt wurde kein Brückengeld mehr erhoben.

Beim Rückzug der Wehrmacht aus Luxemburg begannen die deutschen Truppen am 20. September 1944 mit der Sprengung der Brücke, die in der Nacht vom 24. auf den 25. September abgeschlossen wurde. Im Februar 1945 wurde bereits von einer amerikanischen Pioniereinheit über die zerstörte Steinbrücke in Form einer Holzkonstruktion eine Notbrücke errichtet.

Der Bau der neuen Brücke über die Mosel ließ nicht lange auf sich warten. Nach Ausschreibung der Baumaßnahme erfolgte die Submission Anfang 1958 in Luxemburg. Den Zuschlag erhielt eine deutsche Baufirma. Baubeginn war im Juli 1958 und ein Jahr später, im Juli 1959, konnte die neue Spannbetonbrücke bereits dem Verkehr übergeben werden.

Am alten Standort neu erbaut

Während der Bauzeit wurde die Moselüberquerung zwischen Nennig und Remich mit einem Fährbetrieb aufrechterhalten. Auf Anraten des Remicher Gemeinderates wurde auch der Plan fallen gelassen, die Brücke beim Neubau ein Stück moselabwärts Richtung Caves St. Martin neu zu bauen. Die Moselbrücke steht heute im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland und im Zuständigkeitsbereich des saarländischen Landesbetriebs für Straßenbau (LfS). Zwischen Mai und Oktober 2009 wurde die Brücke von Grund auf saniert. Während der Bauphase war das Bauwerk für den Verkehr komplett gesperrt, ersatzweise wurde wieder eine (kostenlose) Fähre in Betrieb genommen. Die Kosten der Sanierung in Höhe von rund zwei Millionen Euro wurden vom Großherzogtum Luxemburg und der Bundesrepublik Deutschland zu gleichen Teilen getragen. Die Brücke wird täglich von etwa 10 000 Fahrzeugen befahren.

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