Die Kapitäne der Feldwege

Besch. Beim Frühschoppen in der Fischerhütte des Angelvereins Besch fing vor sechs Jahren alles an. Es war ein Sonntagmorgen und Albert Gehres saß mit seinem Bruder und ein paar Freunden zusammen, die alle einen alten Traktor hatten - geerbt, geschenkt, gekauft. "Da kam die Idee auf, mal einen Tagesausflug zu machen", erinnert sich der 55-Jährige Gehres. Gesagt, getan

Besch. Beim Frühschoppen in der Fischerhütte des Angelvereins Besch fing vor sechs Jahren alles an. Es war ein Sonntagmorgen und Albert Gehres saß mit seinem Bruder und ein paar Freunden zusammen, die alle einen alten Traktor hatten - geerbt, geschenkt, gekauft. "Da kam die Idee auf, mal einen Tagesausflug zu machen", erinnert sich der 55-Jährige Gehres. Gesagt, getan.Anfangs waren es fünf Männer, inzwischen sind es zehn, die sich regelmäßig treffen und Tagestrips machen oder sogar übers Wochenende wegfahren. Saarland, Luxemburg, Frankreich - die Ausflüge in der Region sollen vor allem Spaß machen. Wenn sie länger unterwegs sind, nehmen sie einen Bauwagen mit; Kühltruhe, Sitzgarnitur und Strom inklusive. Und wenn keine Fahrten anstehen, gehen die Männer zu Festen in benachbarten Orten und zeigen ihre Traktoren. Sie haben sich nicht nur Spaß, sondern auch den Erhalt der Traktor-Kultur auf ihre Fahnen geschrieben, denn viele alte Geräte wurden inzwischen verschrottet. Hergestellt werden diese alten Modelle nicht mehr.Sie nennen sich die "Traktorfreunde Besch", tragen ein grünes T-Shirt und eine norddeutsche Kappe, einen sogenannten "Elbsegler", den normalerweise Seeleute tragen. "Wir sind die Kapitäne der Feldwege", sagt Markus Hein. Acht Monate hat er an dem Umbau seines Traktors gearbeitet. Entrosten, Teile erneuern und frisch lackieren - das braucht seine Zeit. Er zeigt Fotos, wie das Gefährt aussah, als er es von einer Nachbarin gekauft hat. Jetzt erstrahlt das Schmuckstück in leuchtendem Grün und knalligem Gelb. Die Männer bevorzugen die Baujahre 1952 bis 1962, ein bis zwei Zylinder, nicht mehr als 28 PS. "Wir wollten kleine, feine Fahrzeuge, die leicht zu handhaben sind", erklärt Albert Gehres. Sein Bruder Wilhelm wird von allen nur Holder-Willi genannt, "Holder" steht für die Marke seines Traktors, er ist mit zwölf PS der kleinste in der Gruppe. Mit dem fährt Wilhelm Gehres überall hin, auch im Winter: Ein Auto besitzt er nicht. "Das hier ist mein Fahrzeug", sagt der 51-Jährige.Herbert Schmit fährt einen roten Porsche. Die Deutschlandfahne weht im Wind und weil die Hupe nicht funktioniert, hat er eine kleine Blechhupe neben dem Fahrersitz angebracht. Restauriert hat er die Maschine nicht, weil er viel in den Wald fährt und es sich nicht lohnen würde. "Aber er gefällt mir so, wie er ist, und solange er läuft, bin ich glücklich", sagt der 56-Jährige.Bei Geschwindigkeiten von nicht mehr als 20 Kilometern pro Stunde haben die Männer genügend Zeit, die Landschaft zu genießen. "Da kann man prima abschalten und mal nicht ständig auf die Uhr schauen", sagt der 39-jährige Markus Hein. "Und man kann die Welt und die Natur schön von oben betrachten."

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