Der Berg hat gerufen

Perl · Seit rund einem Jahr üben die Mitglieder der Kletter-AG des Schengen-Lyzeum einmal in der Woche an der hauseigenen Kletterwand. Jetzt fand ein zweitägiges Klettercamp in den Kirner Dolomiten statt.

 Die Siebt- und Achtklässler waren begeistert. Foto: Schule

Die Siebt- und Achtklässler waren begeistert. Foto: Schule

Foto: Schule

"Ich kann da nicht vorbei gehen!", sagt das Mädchen aus der siebten Klasse. Sie steht in einem Felsmassiv 150 Meter hoch über Kirn vor einem Absatz, der weniger als eine Hand breit ist, und die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben. "Komm, du kannst dich da super mit den Händen festhalten, ich habs auch geschafft", ruft einer ihrer Kameraden ihr aufmunternd zu. Nach kurzem Zögern geht sie los und passiert die ausgesetzte Stelle an der senkrecht abfallenden Wand ohne Mühe.

Insgesamt dreizehn Schüler des Schengen-Lyzeums kletterten kürzlich bei einem zweitägigen Klettercamp kreuz und quer über die Kirner Dolomiten. Die Kinder aus den Klassenstufen 7 und 8 sind Teilnehmer der von Sven Nitschmann und Désirée Nenno geleiteten Kletter-AG des Schengen-Lyzeums, die einmal wöchentlich an der schuleigenen Kletterwand ist. "Nachdem die Schülerinnen und Schüler jetzt ein Jahr lang erste Klettererfahrungen sammeln konnten, wollten wir ihnen nun die Möglichkeit bieten, an Naturfels zu klettern. Das ist etwas ganz anderes!", so Nenno. Einen Monat zuvor mussten die Nachwuchskletterer bereits ihr Können unter Beweis stellen, indem sie die Prüfung zum DAV-Toprope-Schein absolvierten, der als Nachweis für Kletter-, vor allem aber Sicherungserfahrung dient. "Nicht umsonst gilt Klettern als hochgradig teambildende Maßnahme", sagt Prüfer Nitschmann, "denn der Sichernde hält das Leben seines Partners in der Hand - das schafft Vertrauen und schult das Verantwortungsbewusstsein." Geleitet wurde die Aktion von Leo Lauer, dem zweiten Vorsitzenden des Deutschen Alpenvereins, Sektion Saarbrücken. Am ersten Mittag des Camps in Kirn mussten die Jugendlichen zunächst selbst für ihre Unterkunft sorgen, also Zelte aufbauen, Feuerholz sammeln und aufschichten und immer wieder mit dem Kanister zum nahe gelegenen Sportplatz laufen und Wasser holen, denn es waren 38 Grad Celsius bei wolkenlosem Himmel. Währenddessen richtete Leo Lauer am Fels Toprope-Routen und einen Klettersteig ein, der an Routen in hochalpinem Gebirge erinnerte. Bei Letzterem wird der Kletternde, der sich, anders als beim Sportklettern, selbst durch ein Klettersteigset mit zwei Karabinern sichert, an einem Seil eine Route über und um den Fels herum geführt. Fällt er, so hängt er an seinem Steigset in der Wand.

Nach ausgiebiger Kletterei am Toprope wurde im Camp gegrillt, gegessen und gelacht, dann ging es zurück an den Fels zum Highlight des Tages. Lauer wies die Schüler in den Umgang mit dem Klettersteigset ein: "Ihr dürft niemals beide Karabiner gleichzeitig in den Händen halten. Dann seid ihr ungesichert." An diesem Abend fanden sich die Kinder an so manch ausgesetzter Stelle am Berg wieder. Völlig unvoreingenommen stellten sie sich dieser Grenzerfahrung, die viele Erwachsene das Fürchten lehren würde. "Schüler , die so furchtlos herumkrabbeln wie eure, hatte ich bisher noch nicht", bemerkte Lauer später, "die haben ein riesiges Vertrauen in uns, dass sie sich so darauf einlassen konnten." Für die Schüler war diese Erfahrung eine solche Bereicherung, dass sie den Steig am nächsten Morgen gleich wieder begehen wollten. Also ging es, diesmal im prallen Sonnenschein, in die zweite Runde. Gegenseitiges Ermuntern und Unterstützen war auch beim zweiten Mal selbstverständlich. In der abschließenden Feedbackrunde meinte die Siebtklässlerin: "Es war toll, von den anderen angefeuert zu werden. Jetzt sind wir erst wirklich ein Team geworden."

www.schengenlyzeum.eu

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