Blindgänger im Visier

Besch. Stich für Stich bahnt sich die Schnecke ihren Weg durch den Lehmboden - sieben Meter tief bis auf die Kiesschicht. Während Jörg Ernesti vom Bagger aus den Schwenkarm samt Schnecke dirigiert, wertet Truppführer und Feuerwerker Frank Wiemeyer die Ergebnisse aus. "Bis jetzt haben wir nichts Verdächtiges entdeckt", meint er

Besch. Stich für Stich bahnt sich die Schnecke ihren Weg durch den Lehmboden - sieben Meter tief bis auf die Kiesschicht. Während Jörg Ernesti vom Bagger aus den Schwenkarm samt Schnecke dirigiert, wertet Truppführer und Feuerwerker Frank Wiemeyer die Ergebnisse aus. "Bis jetzt haben wir nichts Verdächtiges entdeckt", meint er. "Ein paar Eisenteile, einen Metallkasten, das war's", Kollege Axel Merkel nickt zustimmend. Umkämpftes GebietNoch ist die Arbeit der drei Mitarbeiter der Firma Tauber nicht beendet. Ein paar 100 Bohrungen haben die Männer noch vor sich. Dann erst können sie Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Terrain der deutsch-luxemburgischen Kläranlage definitiv ausschließen. Die Vorsichtsmaßnahme des EVS kommt nicht von ungefähr. Schließlich war das grenznahe Gebiet im Zweiten Weltkrieg hart umkämpft, alliierte Piloten haben diesen Landstrich mit einen Bombenteppich überzogen. Einige Blindgänger, deren Stahlgehäuse sich ins Erdreich gebohrt haben, ohne bei der Explosion einen Bombentrichter zu reißen, sind im Laufe der Zeit bereits gefunden worden, "zum Beispiel in dem nahe gelegenen Kieswerk", wie Oberbauleiter Hans-Peter Schramm weiß. Weitere, so vermutet man, ruhen noch in der Erde. Um auf Nummer sicher zu gehen und weder die Arbeiter noch das auf 11,9 Millionen geschätzte Projekt zu gefährden, engagierte man die Jungs mit dem feinen Gespür für scharfe Sachen. Der Hauptsitz der Kampfmittelräumer ist im westfälischen Münster, die Drei kommen aus einer Filiale nahe Darmstadt. Auf rund 45000 Euro wird ihr Einsatz geschätzt. Standardverfahren, die bis zu zwei Meter tief ins Erdreich gehen, führten nicht zum Erfolg. Das Gebiet war nach dem Krieg etwa zwei Meter mit Lehm künstlich aufgefüllt worden - eine Bodenart, die sehr weich ist. "Würden wir auf dem Lehm die Becken für die mechanische und biologische Klärung bauen, würden beide absacken", sagt Bauingenieur Schramm. Es sei daher notwendig, Rüttelstopfpfosten auf dem festen Kiesuntergrund zu verankern, erläutert der Fachmann. Löcher bis zu einer Tiefe von sieben Meter werden von dem Gerät gebohrt. Danach komme das Rüttelstopfverfahren zum Einsatz. Schotter wird in die vorbereiteten Löcher gefüllt und noch tiefer gestopft. Der Schotter verdränge den Lehm, verbessere den Boden und bilde die Grundlage, dass die Bassins nicht absacken. Das Rüttelstopfverfahren sei - wenn auch sehr vereinfacht - mit dem Nachfüllen von Kaffee in eine Büchse zu vergleichen. Mit "Rasterfahndung"Doch vor dem Start dieser Arbeiten müsse man jegliche Blindgänger ausschalten. Auf dem Terrain, auf dem das mechanische Klärbecken einmal stehen wird, haben Wiemeyer und seine Männer ihre "Rasterfahndung" erfolgreich beendet. Nur die riesigen "117 Maulwurfshügel", die der Bagger geschlagen hat, erinnern noch an die Präzisionsarbeit. "Alle zwei Meter bohren wir ein sieben Meter tiefes Loch", sagt Feuerwerker Wiemeyer, seit 20 Jahren in dem Job. "In dieses wird eine Schutzverrohrung aus PVC eingeführt. Mit einem Bohrlochmagnetometer untersuchen wir dann den Boden nach verdächtigen Metallteilen." Ein Computer werte die Ergebnisse der Messungen aus. So können wir feststellen, welche Gegenstände in welcher Größe wie tief im Boden verborgen sind." Bis Ende kommender Woche, so schätzt Wiemeyer, seien alle 600 Löcher gebohrt sein. Natürlich hoffe, man, keine Blindgänger auf dem Gelände zu finden.

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