Baudenkmal Alter Weinberg soll wiederhergestellt werden

Perl · Bei Rodungsarbeiten in Perl wurden Mauern aus dem frühen 19. Jahrhundert entdeckt. Diese sollen als Baudenkmal erhalten werden.

 Bei Rodungsarbeiten Anfang des vergangenen Jahres wurden an einem Weinberg in Perl alte Mauerreste freigelegt.

Bei Rodungsarbeiten Anfang des vergangenen Jahres wurden an einem Weinberg in Perl alte Mauerreste freigelegt.

Foto: LVGL

Ein historischer Weinberg aus dem frühen 19. Jahrhundert könnte in Perl wiederhergestellt werden. Eine Kostenschätzung liegt bereits vor: 450 000 Euro zuzüglich Planungs- und Ingenieursleistungen soll das Projekt nach Angaben des Landesamts für Vermessung, Geoinformation und Landentwicklung (LVGL) kosten. Aufgrund der hohen Kosten wurde die Wiederherstellung des Weinberg jedoch in der Genehmigungsphase zurückgestellt.

Die betroffenen Akteure – die Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Perl-Oberperl-Sehndorf, die Flurbereinigungsbehörde, die Gemeinde Perl, der Denkmalschutz, der Winzerverband und sonstige Dritte – suchen derzeit nach Möglichkeiten zur Realisierung und Sponsoren. Denn sowohl ein gesichertes Finanzierungskonzept als auch die flurbereinigungsrechtliche Genehmigung des Projekts seien grundlegende Voraussetzungen für einen Beginn der Maßnahme.

Bereits 2014 wurden nach Angaben des LVGL im Flurbereinigungsverfahren Perl-Oberperl-Sehndorf Erweiterungen von Weinbergflächen für ortsansässige Winzer geprüft. Die Rekultivierung der alten Weinbergbrache in der Gemarkung Perl im Gewann „Im Grund“ stand dabei im Zentrum. Dort wurden alte Lesesteinmauern und-wälle vermutet, welche erhalten bleiben sollten. Im Januar 2015 wurde deshalb die Rodung der Fläche beschlossen. Als diese dann im Oktober und November 2015 in Angriff genommen wurde, tauchten jedoch nicht nur die vermuteten Lesesteinwälle auf. Zusätzlich wurde eine ausgeprägte Terrassenstruktur mit alten Trockenmauern freigelegt. Aufgrund der Größe und Ausprägung wurde das Landesdenkmalamt in die Arbeiten eingezogen, heißt es. Ende 2015 wurde dann die Schutzwürdigkeit der Terrassenanlage als Baudenkmal bestätigt.

Die bei der Rodung zu Tage getretenen Anhäufungen und mörtelfrei aufgesetzten Kalksteinlesemauern belegen die Nutzung der Parzellen als Weinberg. Die Kalksteinmauern begrenzen ein annähernd rechteckiges Areal von etwa 45 mal 92 Metern. Dieses Areal liegt nach Angaben des LVGL nach Süden ausgerichtet am Hang entlang.

Innerhalb des Bereiches unterteilt eine weitere Kalksteinanhäufung, die in Teilen noch Mauercharakter aufweist, die Fläche etwa hälftig in der Horizontalen. Diese vollzieht die Terrassierung des Geländes nach. Eine senkrecht zum Hang verlaufende Steinleseansammlung, die allerdings im nördlichen Verlauf nicht an den oberen Abschluss heranreicht, legt eine ursprüngliche Aufteilung der Fläche in vier Weinfelder nahe. An die ehemalige Rebnutzungsfläche schließen sich weitere Kalksteinaufschichtungen an, die jedoch ungeordnet erscheinen, heißt es weiter.

Die Nutzung des Geländes zum Anbau von Wein lässt sich durch Karten ab 1880 nachweisen. Die Strukturen und Setzungen dürften jedoch bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen. Terrassierungen steilerer Lagen gelten als herausragende Elemente historischer Urbarmachung und damit als zentrale Indikatoren von Kulturlandschaftswerdung, schreibt das LVGL. Die Weinbergmauerrelikte im Gewann „Im Grund” zählen laut LVGL zu den letzten erhaltenen Zeugnissen historischen Weinbaus im Saarland. Im Gegensatz zur regionalen Überlieferung weniger einzelner Mauerzüge ist hier der Zusammenhang zwischen Terrassierung und Steinsetzungen nahezu über die gesamte Hangfläche ausschnitthaft erhalten geblieben. Daher besitzen die Trockenmauern und Leseriegel dieses Weinbergs aus orts- wie weinbaugeschichtlichen Gründen den Wert eines Denkmals.

 Der historische Weinberg in Perl im Jahr 2015.

Der historische Weinberg in Perl im Jahr 2015.

Foto: LVGL
 Der Weinberg 2016 nach den Rodungsarbeiten.

Der Weinberg 2016 nach den Rodungsarbeiten.

Foto: LVGL

Aufgrund der Schutzwürdigkeit konnte die ursprüngliche Planung nicht mehr aufrecht erhalten werden, heißt es weiter. In der Folge wurde im Juni 2016 ein Ingenieurbüro beauftragt, das Baudenkmal zu dokumentieren und die Umplanung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes vorzunehmen. Es erfolgten eine Bestandsaufnahme und mehrere Untersuchungen, woraufhin ein Vorentwurf mit Kostenschätzung erarbeitet wurde. Die Wiederherstellung erfordere nach Angaben des LVGL sowohl den Erhalt vorhandener Strukturen als auch Neuaufbauten.Zudem gab es gemeinsam mit der Gemeinde Perl Gespräche über eine mögliche touristische Nutzung des Geländes.

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