Interview mit den Weinregentinnen „Mittlerweile sind wir in unserem Rhythmus“

Sie haben sich als Duo beworben, weil sie sich schon zehn Jahre kennen und gut miteinander auskommen – das Amt macht ihnen Spaß.

 ECHT Weinkönigin Ruth, rechts, und Prinzessin Lisa.

ECHT Weinkönigin Ruth, rechts, und Prinzessin Lisa.

Foto: Ruppenthal

Wie sind Sie zur Saarländischen Moselweinkönigin beziehungsweise zur Prinzessin geworden?

Ruth Capl: Es gab einen Aufruf in der „Mosella“, dem Amtsblatt der Gemeinde Perl, und auch im Saarländischen Rundfunk. Danach haben wir uns beworben und wurden im Juli von einem Festausschuss gewählt. Der Ausschuss hat uns dann eine zweite Prinzessin dazu gestellt, Jessica Fiedler aus Nennig. Wobei man dazu sagen muss, dass das in diesem Jahr etwas Besonderes ist: Es gab im letzten Jahr zwei Prinzessinnen anlässlich des 40. Saarländischen Moselweinfestes in Nennig.

Lisa Schmitz: Wie es der Zufall dann so wollte, kannten wir Jessica bereits, aber das war dann wirklich pures Glück. Sie ist nämlich eine Freundin meiner Schwester. Da es das 40. Weinfest war, war auch die Krönung im August eine größere Zeremonie als sonst. An diesem Tag waren alle Königinnen der vergangenen 40 Jahre eingeladen worden.

Wie genau verlief diese Bewerbung?

Capl: Ganz einfach, wir mussten Name und Alter angeben, ein Anschreiben verfassen und erklären, warum wir gerne Weinkönigin und Prinzessin werden wollen.

Schmitz: Soweit wir wissen, gab es in diesem Jahr zwölf Bewerbungen. Die freudige Nachricht überbrachte uns dann Karl Fuchs, der Ortsvorsteher von Nennig. Er kam an einem Tag plötzlich in den Kindergarten und hat uns beide mit der Neuigkeit überrascht.

Und woher kam die Idee, sich für diese Ämter als Wein-Majestäten zu bewerben?

Capl: Unsere Kollegin, Sandra Roersch, war damals die 14. Weinkönigin und hat uns schon oft von ihren Erlebnissen erzählt. Sie hat uns dann vorgeschlagen, uns doch auch einmal zu bewerben. Wir haben die Idee dann lange mit uns herumgetragen, und uns schließlich gedacht, das hört sich doch gut an.

Schmitz: Allerdings wollten wir nur zusammen dieses Amt antreten. Wir haben uns als Duo beworben, weil wir uns schon zehn Jahre lang kennen und gut miteinander auskommen. Wenn das nicht für uns beide geklappt hätte, hätte keiner von uns angenommen. Weil Sandra uns so viel erzählt hat, wussten wir, dass wir viel Zeit zusammen verbringen würden, und daher war es uns wichtig, dass wir das gemeinsam machen, weil wir einfach so ein gutes Team sind.

Wo arbeiten Sie in ihrem bürgerlichen Leben, wenn Sie nicht ihren Aufgaben als Weinregentinnen nachgehen?

Capl: Wir arbeiten beide als Erzieherinnen im Kindergarten in Nennig.

Wie war Ihre Beziehung zu Wein, bevor Sie gewählt wurden?

Capl: Mein Vater stammt aus Slowenien, und da gehört ein guter Wein immer mit zum Essen. Als wir größer wurden, hat mein Vater dann auch mir den Wein näher gebracht.

Ich nehme an, Ihr Terminkalender ist gut gefüllt?

Capl: Das kann man so sagen, es ging schon im September los. Da hatten wir praktisch jedes Wochenende einen anderen Termin. Im Winter wurden die Termine dann weniger, es gab zum Beispiel nur noch eine Weinsegnung. Aber jetzt, wo es Frühling wird, haben wir wieder mehr zu tun. Die nächsten drei Wochenenden sind schon komplett verplant.

Wie liefen dann diese ersten Termine für Sie?

Capl: Am Anfang ist das natürlich alles noch etwas ungewohnt, man muss sich erst einmal vorsichtig herantasten, aber mit der Zeit lernt man die Leute auf diesen Terminen kennen und ab da wird dann alles viel entspannter.

Gab es unter den Terminen ein spezielles Ereignis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Capl: Ja, wir haben eine Fahrt nach Brüssel gemacht, am Tag der Deutschen Einheit. Wir waren also an einem echten europäischen Abend dabei. Wir wurden eingeladen, weil das Saarland diese Veranstaltung im vergangenen Jahr organisiert hat.

Schmitz: Generell ist für mich das Beste an dieser Arbeit, dass ich die Arbeit der Winzer richtig kennen- und schätzen gelernt habe. Mir war so gar nicht bewusst, wie viel Aufwand, wie viel Zeit, was für ein Engagement die Winzer investieren, um am Ende einen guten Wein zu bekommen.

Wie hat ihr Freundeskreis reagiert, als er von Ihrer Wahl erfahren hatte?

Capl: Mein Verlobter sagte nur: „Bist du verrückt? Weißt du, was das für eine Arbeit ist? Überleg dir das gut!“ Im Gegensatz dazu war meine Schwester sofort begeistert. Im Großen und Ganzen waren die Reaktionen eher positiv als negativ.

Schmitz: Meine Freunde und Familie waren vor allem überrascht, weil alles so schnell gegangen ist. Ich hatte ihnen vorher auch nichts von der Bewerbung erzählt, daher traf es sie alle aus heiterem Himmel.

Was würden Sie anderen Frauen raten, die vielleicht auch mit dem Gedanken spielen, sich einmal als Weinkönigin zu bewerben?

Capl: Sie sollten sich darüber im Klaren sein, das man viel in der Öffentlichkeit steht, damit muss man eben klarkommen. Man sollte auch offen für alles sein.

Schmitz: Und man sollte sich natürlich auch mit Wein auskennen. Wir haben dazu extra eine Schulung bei Peter Petgen gemacht, damit wir für unsere Auftritte dann auch wirklich fit in Sachen Weinkenntnis waren.

Bisher war jede Weinkönigin immer nur ein Jahr im Amt. Wenn Sie könnten, würden Sie ihre Amtszeit als Repräsentantinnen des saarländischen Weins um ein Jahr verlängern?

Capl: Kurz, nachdem wir angefangen hatten, dachte ich, „Oh Gott, was haben wir uns da nur eingebrockt?“ Aber mittlerweile bin ich im Rhythmus und denke mir, ja, wenn ich noch ein Jahr weitermache, wäre schön. Andererseits kommt dann auch wieder viel Arbeit auf uns zu.

Schmitz: Um es kurz zu machen, wir sind hin- und hergerissen (lacht).

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