Wie Flüchtlinge in ihrer Unterkunft in Saarhölzbach leben – Syrer Manhal Nasrallah erzählt

Saarhölzbach · Alle reden über die Flüchtlingsunterkunft „Auf Kappelt“. Aber wie sieht es in dem Gebäude für seine aktuellen Bewohner aus? Die SZ hat in Saarhölzbach mit einem der dort untergebrachten Syrer gesprochen.

 Im Flüchtlingsheim ein Zimmer mit Doppelbett und Elektrokocher auf dem Boden. Foto: Becker & Bredel

Im Flüchtlingsheim ein Zimmer mit Doppelbett und Elektrokocher auf dem Boden. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Das Haus, ehemaliges Gasthaus und Hotel "Auf Kappelt", ist gut belegt. 18 Namen stehen auf einem ausgedruckten Blatt Papier, das am Briefkasten aushängt. Das Gebäude bietet kleine Zimmer im Obergeschoss, einen ehemaligen Frühstücksraum und eine Rezeption im Erdgeschoss sowie unter dem Dach ein größeres Zimmer, das von einer Familie mit Kindern belegt wird.

Auf den ersten Blick wirken die Räume, als hätten sie länger leer gestanden, eine gründliche Renovierung hat es dem Anschein nach gegeben. Und jetzt sind hier Flüchtlinge . Einer von ihnen ist Manhal Nasrallah. Er wohnt in Zimmer sechs gemeinsam mit seiner Frau. Er fühlt sich gar nicht wohl. Das kleine Zimmer mit Bad ist mit dem Doppelbett nahezu ausgefüllt, auf dem Boden steht ein Elektrokocher.
Kein Geld fürs Taxi

"Das ist unsere Küche", sagt er in gutem Englisch. Er sei Syrer, kein Moslem, Apotheker aus einem kultivierten Land. Es falle ihm schwer, so zu leben. Er leide an Bluthochdruck, die Lage des Hotels auf dem Felsen sei schlimm für ihn, denn der steile Weg zum Bahnhof oder zur Bäckerei mache ihm gesundheitlich zu schaffen. Geld für ein Taxi habe er nicht.

Er reklamiert Schimmelflecken an der Wand, die isolierte Lage, den unsauberen Keller, der als Waschküche für das ganze Haus diene. "Hier leben ehemalige Kriegsgegner alle in einem Haus", beschreibt er seine Nachbarn. "Die meisten sind Männer. Ich gehe mit meiner Frau niemals in den Frühstücksraum, ich ertrage die Blicke der anderen nicht", sagt er.
Schnell Deutsch lernen

Seine Frau verstecke sich im Zimmer, das nie Sonne bekomme. Singles seien in größeren Zimmern auf der anderen Seite, der Sonnenseite des Hauses, untergebracht worden - das findet er nicht logisch. Auf der Sonnenseite sei ein Leben auf der Flucht nie, das wisse er. Aber er wolle ankommen in Deutschland, schnell die Sprache lernen.

Mitbewohner kommen gerade vom Einkaufen zurück, erklimmen mit Tragetaschen den Berg. Auskunft geben sie nicht. Dass ihre aktuelle Unterkunft gerade für Diskussionen sorgt, beschäftigt sie laut Nasrallah nicht. Die Menschen, die gerade "Auf Kappelt" leben, haben ganz andere Sorgen, und eine deutsche Zeitung lesen, können sie nicht.

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