Wer überzeugt die Jury? Dieser Frage stellten sich vor einigen Tagen die vier besten Vorleserinnen aus der Jahrgangsstufe 6 der Gemeinschaftsschule an der Saarschleife. „Der Vorlesewettbewerb, der seit 62 Jahren die Leseratten deutschlandweit gegeneinander antreten lässt, musste in diesem Jahr andere Methoden des Wettstreites anwenden“, schreibt Deutschlehrerin Carolin Silvanus. Während die erste Phase innerhalb der Klassen noch im Präsenzunterricht von Lilli Reinert (Klasse 6a), Marie-Christine Piccione (Klasse 6b), Marie-Sophie Sonnier (6c) und Paula Broßette (Klasse 6d) gewonnen wurde, zwang der Lockdown dazu, in der zweiten Phase des Schulentscheids auf eine kontaktlose Möglichkeit auszuweichen. In der Videokonferenz, die laut Silvanus die Vorleserinnen in ihren Kinderzimmern, am heimischen Esstisch oder in der schulischen Notbetreuung miteinander verbanden, wurden die unterschiedlichsten Jugendromane vorgestellt und Auszüge daraus überraschend souverän vorgelesen. „Die Jury wurde besonders von Marie-Sophie Sonniers lebendigem Vortrag aus ‚Ronan Strongheart’ von Carter Roy beeindruckt, die auch dem fremden Textauszug aus ‚Harry Potter und der Feuerkelch’ von Joanne K. Rowling eine klare und energische Stimme gab.“ Die ungewöhnlichen Umstände brachten nach den Worten der Deutschlehrerin keine der vier Vorleserinnen aus der Ruhe, was auch Jurymitglied Carolin Heinz, ebenfalls Deutschlehrerin, am Ende mit einem herzlichen „Ich bin so stolz auf euch! Ihr habt das toll gemacht!“ bestätigte.

Alle vier können sich auf neuen Lesestoff – gesponsert von der Buchhandlung Rote Zora in Merzig -– freuen, den sie im Zuge der Zeugnisausgabe als Siegerpreis erhalten werden, schreibt die Schule weiter. Lena Reiland (Klasse 10b) wird in der Schülerzeitung „Saarloop“ ausführlicher über den Wettbewerb berichten. „Für Marie-Sophie geht es nun bald in den Kreisentscheid und – wer weiß – vielleicht auch in den Bezirks- und Landesentscheid, der in das bundesweite Finale im Juni mündet“, schreibt Silvanus weiter. „Auf welchem Wege auch immer – digital oder analog – was bleibt, ist das Leseerlebnis, das, wie so viele Dinge, am schönsten ist, wenn man es teilt.“