Orscholz Der Widerstand in Orscholz formiert sich

Orscholz · Gegner der Erschließungspläne für die Cloef bringen Vereinsgründung auf den Weg – Bürger sehen ihre Interessen vernachlässigt.

 Am „Vorstandstisch“: Hermann Kiefer, Andreas Boos und Margit Lion (von links).

Am „Vorstandstisch“: Hermann Kiefer, Andreas Boos und Margit Lion (von links).

Foto: Dieter Ackermann

Im benachbarten Merzig ringt eine Bürgerinitiative mit Verwaltung und Politik um die zukünftige Gestaltung des Gustav-Regler-Platzes. Auch in Orscholz suchen inzwischen viele Bürger den Schulterschluss, um sich gegen die Pläne der Gemeinde Mettlach zu wehren, die kurtouristische Zukunft rund um die Cloef mit einem neuen Hotel, mit hölzernen Glamping-Unterkünften und einem neugestalteten Waldspielplatz weiter auszubauen. Die empörten Orscholzer gehen bei ihrem Widerstand  noch einen Schritt weiter als die Merziger: Sie belassen es nicht mit der Gründung einer Bürgerinitiative. Stattdessen gründen sie jetzt einen eingetragenen Verein mit dem ausdrücklichen Ziel, notfalls gegen die Cloef-Pläne des Rathauses klagen zu können.

Aber bevor sie mit dem Gang zum Notar die Vereinsgründung juristisch auf den Weg bringen werden, trommelten die Wortführer am Mittwochabend noch einmal ihre Mitstreiter im Gemeindesaal über der Sparkasse zusammen. Hermann Kiefer (früherer Ortsvorsteher von Orscholz), Andreas Boos und Margit Lion begrüßten dort viele Nachbarn aus dem Cloef-Ort, um sich erneut über die Argumente pro und vor allem contra auszutauschen. Zahlreiche Plakate an den Wänden dokumentierten ihre Meinung zu den Planungen der Gemeinde. Überschriften wie „Das Maß ist voll!“,   „Mangelnde Transparenz“ oder „Schildbürgerstreich“ machten klar, woher der Wind weht.

Nicht einmal Helm und Mantel von St. Martin, die hinter dem „Vorstandstisch“ auf ihren baldigen Auftritt warteten, konnten die offensichtlich genervten Bürger nachhaltig besänftigen. Immer wieder drehten sich die Wortbeiträge in der fast dreistündigen Debatte um die heute schon insgesamt unbefriedigende Parksituation rund um die Cloef. Diese werde sich noch dramatisch verschärfen, sollten die neuen Erschließungspläne realisiert werden – da war sich die engagierte Runde einig. Dass der Rewe-Markt im Ort nach Auskunft Kiefers inzwischen klargestellt habe, seine Stellplätze seien ausschließlich für die Kunden und gerade nicht für die Touristen da, trug nicht unbedingt zur allgemeinen Entspannung bei.

Kiefer zitierte aus einer Antwort des Umweltministeriums auf seinen Brief, in dem er sich nach dem geplanten Rückbau des alten Cloef-Parkplatzes erkundigt hatte. Das Ministerium habe zwar den Rathausplänen aus naturschutzfachlicher Sicht zugestimmt, aber: „Natürlich wären prinzipiell auch andere geeignete Maßnahmen an anderer Stelle möglich gewesen.“

Unter dem Strich kristallisierte sich nach und nach heraus, dass die betroffenen Bürger sich gegen die aus ihrer Sicht eindeutige Vernachlässigung ihrer Interessen gegenüber den jetzt vorliegenden Plänen wehren wollen. Sie befürchten unverantwortliche Eingriffe in die vorhandene Natur und wollen nicht länger tatenlos zusehen, wie ihr als liebenswert klassifizierter Heimatort nach und nach dem Tourismus „geopfert“ wird.

Plötzlich stand auch die Frage im Raum, warum die zum kleinen Teil anwesenden Ratsmitglieder den Plänen zugestimmt haben. Jetzt geriet Ewa Tröger (Linke) etwas ins Stottern. Sie habe vor der entsprechenden Ratssitzung einen Hörsturz erlitten und sei gesundheitlich gar nicht in der Lage gewesen, die Situation richtig zu bewerten. Aus heutiger Sicht wolle aber auch sie gegen die umstrittenen Pläne vorgehen. Deutlich konzilianter meldete sich dagegen Michael Thieser (CDU) zu Wort. Er habe seit der Diskussion über den Baumwipfelpfad für Orscholz ein Parkleitsystem gefordert, das immer noch nicht umgesetzt worden sei. Angesichts vieler offener Fragen versprach er, die Eingaben der betroffenen Bürger in seiner Fraktion erneut zu beraten - „aber wir haben ja leider im Rat nicht das alleinige Sagen“.

Diese Eingaben liegen inzwischen im Rathaus vor. Hermann Kiefer berichtete, dass er dort gemeinsam mit Margit Lion die gegen diese Pläne gesammelten 322 Einsprüche abgegeben habe. „Wir waren  gerade wieder zu Hause, da wurde uns telefonisch streng untersagt, unser Foto von dieser Übergabe zu veröffentlichen.“ Die Versammlung registrierte die Auskunft mit einem betroffenen Kopfschütteln.

Wie geht es jetzt weiter? Kiefer ließ keinen Zweifel daran, dass aus seiner Sicht der anstehende Abwägungsprozess der Politik über die 322 Einsprüche für die Betroffenen negativ ausfallen werde. Deshalb würden jetzt bereits Mitglieder für den neuen Verein geworben, der möglichst bald mit notarieller Hilfe aus der Taufe gehoben werden solle: „Wir arbeiten bereits an einer Vorsatzung. Dieser eingetragene Verein soll mit dem Namen ‚Cloef – Schutz für Mensch und Natur’ firmieren.“ Die offizielle Vereinsgründung soll in den nächsten zwei bis zweieinhalb Wochen über die Bühne gehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort