Transparenz-Versuche

Mettlach · Erst als in der SZ Details aus dem Mievertrag der GKI mit der Gemeinde Mettlach veröffentlicht worden waren, ging Bürgermeister Wiemann an die Öffentlichkeit. Beobachtungen während der Pressekonferenz.

Es ist ein Bild mit Symbolkraft: Mutterseelenallein sitzt Carsten Wiemann an diesem Montagnachmittag am Stirnende des Besprechungssaales im Mettlacher Rathauses. Die beiden Tischreihen links und rechts sind besetzt von Medienvertretern und einzelnen Mitgliedern des Gemeinderates. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Stefan Thielen aus Faha verfolgt, wie der SPD-Rathauschef Details aus dem bislang geheim gehaltenen Mietvertrag zwischen der Gemeinde und der Firma GKI erläutert. Seit Wochen war immer wieder gefordert worden, den Vertrag offen zu legen. Doch erst als am Wochenende in der SZ Details aus dem Kontrakt veröffentlicht worden waren, ging Wiemann, der sich in den Tagen zuvor noch hinter seinem Rechtsbeistand, einem Medienanwalt aus Köln, verschanzt hatte, in die Offensive.

Nun schickt er sich an, die Transparenz an den Tag zu legen, die er eine Woche zuvor, bei der Krisensitzung mit seinen Mettlacher SPD-Parteifreunden öffentlich verkündet hatte. Doch es ist einsam geworden um den Verwaltungschef, so wirkt es an diesem Nachmittag. Und es ist zu spüren, dass er sich nicht wohl fühlt in seiner Haut: Wiemann wirkt nervös, fahrig huschen seine Hände umher. Mal versteckt er sie unterm Tisch, mal liegen sie darauf, mal greift er sich ans Bein. Zum Einstieg legt er dar, warum aus seiner Sicht der Mietvertrag mit der GKI für die Gemeinde eine gute Lösung gewesen sei. Er liest diese Erläuterungen ab, starr verharrt sein Blick auf dem Manuskript, kaum blickt er in den Saal.

Dann, nach gut 20 Minuten, kommt der Satz, auf den die meisten Anwesenden wohl gewartet haben: "Gibt es Fragen ihrerseits?", will Wiemann wissen. Ja, die gibt es, eine ganze Menge sogar. Von verschiedenen Seiten prasseln Fragen auf den Verwaltungschef ein. Und Wiemann tut sich schwer, bei deren Beantwortung zu überzeugen. Einer der Presservertreter will wissen, welche unterschiedlichen Angebote zur Anmietung es von dem vorherigen Eigentümer von "Auf Kappelt", gegeben habe. Wiemann kündigt an, hier etwas ausholen zu müssen - und tut dies dann auch: Weitschweifig erzählt er vom traditionellen Kotelettenbraten am Kalten Mittwoch, von seinem vergeblichen Versuch, Verwandte in dem Hotel einzuquartieren, von einem ersten Gespräch mit Jacobs, von seinen Besuchen in dessen Gasthaus, von den Flüchtlingsmassen am Bahnhof in Budapest, von weiteren Gesprächen. Wiemann redet viel, sagt aber wenig. Nach einem minutenlangen Monolog muss der Pressemann nachhaken und die anfangs erbetene Auskunft nochmals einfordern. Dieses Abschweifen wiederholt sich im Laufe der Veranstaltung noch das ein oder andere Mal.

Wiederholt wechselt Wiemann in die dritte Person, wenn er von sich spricht, redet vom "Bürgermeister". So auch bei der Frage, ob der von ihm angerufene Rechtsbeistand im Auftrag der Gemeinde Mettlach in Aktion getreten ist. Wiemanns Antwort stiftet Verwirrung: "Nein, der Bürgermeister der Gemeinde Mettlach . Er hat das privat getan." Würde er die entsprechenden Honorarvereinbarungen offen legen, dann würde man sehen, "dass der Carsten Wiemann das getan hat". Aber auf eine weitere Nachfrage, ob denn auf die Gemeinde keinerlei Kosten für den Anwalt zukämen, kommen Sätze, die wieder irritieren: "Ich habe darüber noch nicht entschieden. Das ist ein Thema, mit dem ich mich irgendwann einmal ganz zum Schluss befassen will." Und dann geht Wiemann rasch über zur Kommunalaufsicht, zu deren laufenden Prüfung, zu der "grundsätzlichen Frage", die er geklärt haben möchte. Aber das ist nicht etwa die, ob ein Bürgermeister bei Presseanfragen einfach einen Anwalt vorschicken kann. Sondern die: "Darf ein Bürgermeister im Saarland, in Deutschland im Rahmen der Auftragsangelegenheit Objekte anmieten, und zwar in der Größenordnung, wie es jetzt geschehen ist?"

Oft bleibt Wiemanns Kopf nach unten geneigt oder sein Blick schweift leer durch den Raum. Den direkten Blickkontakt zu seinem Gesprächspartner sucht er nicht um jeden Preis. Die Sätze, die er, manchmal stockend, formuliert, wirken umständlich, wenig konkret. Als gegen Ende der gut einstündigen Konferenz die Frage kommt, ob der Bürgermeister sich vorstellen könne, das Gebäude "Auf Kappelt" nachträglich zu erwerben, wie es CDU und FBM im Rat gefordert hatten, kommt eine verblüffende Aussage: "In der ganzen Diskussion um ‚Auf Kappelt' fühle ich mich dermaßen befangen, dass ich eine Verhandlung darüber nicht führen werde, egal in welche Richtung das stattfindet." Auch der "zweite Beigeordnete" sehe sich dazu nicht mehr in der Lage, erinnert Wiemann an den offenen Brief seines ehrenamtlichen Vertreters Bernhard Schneider. "Der dritte Beigeordnete ist bekanntermaßen derjenige, der Herrn Rausch darum gebeten hat, sein Amt als Fraktionsvorsitzender niederzulegen" - Wiemann spricht von Hans-Josef Uder (SPD ), seinem zweiten Beigeordneten. Ob der eine objektive Verhandlung führen könne, "wage ich mal zu bezweifeln". Seine Schlussfolgerung: "Wenn wir also in eine Verhandlungsführung hineingehen, kann es eigentlich nur jemand sein, den die Gemeinde Mettlach beauftragt, die Verhandlungsführung durchzuführen." Nach dieser Argumentation wäre die Kommune also in der Angelegenheit mittlerweile handlungsunfähig - zumindest was deren offizielle Vertreter betrifft.

Für eine zielgerichtete Aussage müssen die Medienmenschen wiederholt nachbohren. "Sie werden auf keinen Fall zurücktreten?", will ein SZ-Redakteur ganz am Ende wissen. Zumindest diese Antwort ist klar: "Nach jetzigem Stand werde ich nicht zurücktreten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort