Thieser geht mit Badelt hart ins Gericht

Mettlach · Joachim Badelt hatte der CDU und SPD vorgeworfen, die Aufarbeitung der Immobilien-Affäre zu hintertreiben und damit einen politischen Neuanfang zu verhindern. Michael Thieser nimmt dazu in einem offenen Brief deutlich Stellung.

Michael Thieser ist der Kragen geplatzt: Der neue Fraktionsvorsitzende der CDU im Mettlacher Gemeinderat geht in einem offenen Brief, der auch unserer Redaktion vorliegt, hart mit seinem Ratskollegen von den Freien Bürgern Mettlach (FBM), Joachim Badelt, ins Gericht. Badelt hatte zuletzt erneut den Rücktritt des CDU-Beigeordneten und aktuellen Verwaltungschefs von Mettlach , Bernhard Schneider, wegen dessen Verwicklung in die Saarhölzbacher Flüchtlingsheim-Affäre verlangt (SZ vom 7. März).

Ebenso sollten Markus Rausch (Mitglied der SPD-Fraktion ) und Hans-Georg Stritter (Verwaltungsratsmitglied der Sparkasse Merzig-Wadern), zwei andere Protagonisten der Kappelt-Affäre, ihre Ämter zur Verfügung stellen, hatte Badelt gefordert. Im gleichen Zuge hatte er CDU und SPD vorgeworfen, die Aufarbeitung der Affäre zu hintertreiben und damit einen politischen Neuanfang nach dem Immobilien-Skandal zu verhindern. Beide Parteien sollten nach seiner Auffassung darauf verzichten, für die Bürgermeisterwahl am 19. Juni einen Kandidaten aus ihren Reihen zu benennen.

Die Klüngelei, die Badelt den beiden großen Parteien in Mettlach vorwirft, ist CDU-Mann Thieser nach eigenem Bekunden leid. "Ich kann es nicht mehr hören, dieses ewige ‚Die großen Parteien sind böse, nur die FBM ist gut und die einzige Rettung für die Gemeinde Mettlach '", wettert der CDU-Fraktionschef. Badelt hatte CDU und SPD vorgeworfen, in einer "Wagenburg-Mentalität" gefangen zu sein - für Thieser eine Beleidigung, nicht nur der 16 christdemokratischen Ratsmitglieder. "Sie engagieren sich ehrenamtlich und setzen dafür einen großen Teil ihrer Freizeit ein." Badelt beleidige mit dieser Äußerung "alle Ortsratsmitglieder und unsere fast 300 Mitglieder in der Gemeinde". Auch allen Bürgern, die die CDU gewählt haben, spreche Badelt eine sinnvolle Wahl ab. Wenn der FBM-Fraktionschef glaube, "ein Bernhard Schneider ist nicht der richtige erste Beigeordnete", soll er einen Abwahlantrag in der nächsten Gemeinderatsitzung stellen, sagt Thieser. "Warum hat er dies in der letzten Sitzung nicht schon getan?" Thieser weiter: Badelt soll einen Antrag auf die Auflösung des Gemeinderats stellen, wenn, wie er sagt, nur noch eine "Wagenburg der großen Parteien" dort zu finden ist. Der CDU-Fraktionschef gewinnt nach seinen Worten den Eindruck, als werfe die FBM nur mit Dreck, "in der Hoffnung, dass etwas hängen bleibt".

Thieser weiter: "Wir möchten dass die Gemeinde weiter arbeitsfähig ist. Wir möchten, dass aktuelle Projekte wie der Baumwipfelpfad oder der Stadtumbau Mettlach , Sanierung der Straßen und die Reparatur der Brücke in Saarhölzbach, sauber umgesetzt werden. Das geht nicht ohne eine erfahrene Verwaltungsspitze." Stillstand darf es laut dem CDU-Fraktionschef in den nächsten Monaten nicht geben. Falls Badelt jedoch diese Projekte nicht wolle, wäre er auf dem richtigen Weg, wenn er fordert, die Gemeinde soll in den nächsten Monaten alle Entscheidungen einstellen. "Der Einzige, der sich schon voll im Wahlkampf befindet, ist Joachim Badelt", bekräftigt der CDU-Mann. Es zeuge von "grober Unkenntnis", wenn Badelt der CDU unterstelle, dass keines ihrer Mitglieder als Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Frage komme. "Wir haben hervorragende Leute in unseren Reihen, und es wird in einer Versammlung am 21. März in Orscholz unter den Bewerbern ein Kandidat gewählt und aufgestellt. Von allen Mitgliedern." Und noch eines stellt Thieser klar: "Bernhard Schneider ist keiner von den Bewerbern."

Meinung:

Selbstkritik Fehlanzeige

Von SZ-RedakteurWolf Porz

Wie realitätsfern und damit auch fern von der Wählerbasis die beiden großen Parteien in Mettlach sind, zeigt die aktuelle Stellungnahme des CDU-Fraktionschefs Michael Thieser. Selbstkritik, Hinterfragen möglicher Fehler? Fehlanzeige. Stattdessen: Schelte für die Freien Bürger Mettlach und deren Sprecher Joachim Badelt. Was er getan hat? Er hat nur zusammengefasst, was die gefühlte Mehrheit der Mettlacher denkt und sagt. Aber statt die Argumente ernst zu nehmen, wird er in die Ecke des Nestbeschmutzers und Dreckwerfers geschoben. Ein feines Demokratieverständnis ist das.

Wer beim Immobilien-Skandal Mist gebaut hat, ist hinlänglich bekannt. Statt im eigenen Stall aufzuräumen und einen wirklichen Neuanfang zu demonstrieren, wird niedergeschrieben, wer Wahrheiten sagt oder schreibt. Alles schon mal dagewesen. Und dann gibt es eine Wahl, und alle reiben sich die Augen . . .

Zum Thema:

HintergrundMarkus Rausch (SPD ) hatte die Firma Grüner Kreis Immobilien (GKI) gegründet, die im Oktober 2015 das Gebäude der alten Schule "Auf Kappelt" in Saarhölzbach im Zuge einer Zwangsversteigerung erworben hatte. Hans-Georg Stritter (SPD ) ist Geschäftsführer der Gesellschaft, die das Gebäude später an die Gemeinde Mettlach zur Nutzung als Flüchtlingsunterkunft vermietet hatte. Den Mietvertrag hatte im Dezember 2015 der erste Beigeordnete Bernhard Schneider (CDU ) in Vertretung von Bürgermeister Carsten Wiemann (SPD ) unterschrieben. Wiemann war wegen seiner Rolle in der Affäre im Februar von seinem Amt zurückgetreten. Darum wählen die Bürger von Mettlach am Sonntag, 19. Juni, vorzeitig einen neuen Verwaltungschef. red

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