Suppe kochen für Soldaten auf Durchreise

Die Einnahme Lüttichs war ein überaus wichtiges Ziel. Solange diese Stadt nicht genommen und der Festungsgürtel unschädlich gemacht war, hatte der rechte deutsche Flügel keine Bewegungsfreiheit. Entsprechend groß war natürlich der Jubel in der Bevölkerung, als die Merziger Zeitung bereits am 8. August 1914 melden konnte: "Die belgische Grenzfestung Lüttich wurde gestern Abend von den deutschen Truppen im Sturm genommen, wobei auch ein Zeppelin mit Bomben mitwirkte.” Allerdings war an diesem Tag außer der Stadt selbst noch keines der mächtigen Forts des Festungsgürtels eingenommen worden. Die Belgier hielten vielmehr die Befestigungswerke, die die Stadt in einem Umkreis von über 40 Kilometern umgaben. Nicht zuletzt im Hinblick auf die Stärke der Panzerforts von Lüttich hatte die Essener Kanonenschmiede Krupp den Auftrag bekommen, eine entsprechend starke Haubitze zu entwickeln. Die Ingenieure verdoppelten das Kaliber der schweren Korpsartillerie und bauten ein 42-cm-Steilfeuergeschütz, das in Anspielung auf die recht füllige älteste Krupptochter den Spitznamen "Dicke Bertha" erhielt. Der Bau dieser Waffe fand unter strengster Geheimhaltung statt und tatsächlich waren die Belgier überrascht, als die Deutschen über ein Geschütz verfügten, mit dem sich die Sperrforts von Lüttich zertrümmern ließen. Erst als am 12. August 1914 diese neuen Belagerungsgeschütze eingetroffen waren, fiel eines der Forts nach dem anderen, nachdem sie zuvor praktisch sturmreif geschossen worden waren. Als am 16. August das letzte Fort des Festungsgürtel von Lüttich gefallen war, setzte sich die Masse des rechten deutschen Angriffsflügels zum Vormarsch durch Belgien in Bewegung. Der Krieg an der Heimatfront

Die Einnahme Lüttichs war ein überaus wichtiges Ziel. Solange diese Stadt nicht genommen und der Festungsgürtel unschädlich gemacht war, hatte der rechte deutsche Flügel keine Bewegungsfreiheit.

Entsprechend groß war natürlich der Jubel in der Bevölkerung, als die Merziger Zeitung bereits am 8. August 1914 melden konnte: "Die belgische Grenzfestung Lüttich wurde gestern Abend von den deutschen Truppen im Sturm genommen, wobei auch ein Zeppelin mit Bomben mitwirkte.”

Allerdings war an diesem Tag außer der Stadt selbst noch keines der mächtigen Forts des Festungsgürtels eingenommen worden. Die Belgier hielten vielmehr die Befestigungswerke, die die Stadt in einem Umkreis von über 40 Kilometern umgaben. Nicht zuletzt im Hinblick auf die Stärke der Panzerforts von Lüttich hatte die Essener Kanonenschmiede Krupp den Auftrag bekommen, eine entsprechend starke Haubitze zu entwickeln.

Die Ingenieure verdoppelten das Kaliber der schweren Korpsartillerie und bauten ein 42-cm-Steilfeuergeschütz, das in Anspielung auf die recht füllige älteste Krupptochter den Spitznamen "Dicke Bertha" erhielt. Der Bau dieser Waffe fand unter strengster Geheimhaltung statt und tatsächlich waren die Belgier überrascht, als die Deutschen über ein Geschütz verfügten, mit dem sich die Sperrforts von Lüttich zertrümmern ließen.

Erst als am 12. August 1914 diese neuen Belagerungsgeschütze eingetroffen waren, fiel eines der Forts nach dem anderen, nachdem sie zuvor praktisch sturmreif geschossen worden waren. Als am 16. August das letzte Fort des Festungsgürtel von Lüttich gefallen war, setzte sich die Masse des rechten deutschen Angriffsflügels zum Vormarsch durch Belgien in Bewegung.

Der Krieg an der Heimatfront

Der Sommer des Jahres 1914 zeichnete sich durch eine besonders große Hitze aus, die nicht zuletzt den Soldaten in den Transportzügen schwer zu schaffen machte. Durst und Hunger quälten sie auf der langen Zugreise. Die Bevölkerung war aufgefordert worden, sich für Hilfstätigkeiten auf dem Bahnhof zur Verfügung zu stellen. Bereitwillig leisteten vor allem Frauen dieser Aufforderung Folge. "Man gehe nur mal an den Bahnhof und sehe die aufopfernde Tätigkeit unserer Frauen, Jungfrauen und Jünglinge bei Tag und bei Nacht”, berichtete die Merziger Zeitung am 6. August 1914. "Die durchfahrenden Vaterlandsverteidiger werden hier mit Speis' und Trank erquickt und sind, wie man hört, voll des Dankes über die empfangenen Liebesgaben, und ihre Stimmung zeugt von Mut und Tapferkeit.”

Auch auf dem Mettlacher Bahnhof nahmen sich Angehörige des Roten Kreuzes der Nöte der durchfahrenden Soldaten in den Truppentransportzügen an, wie einer Zeitungsnotiz vom 10. August 1914 zu entnehmen ist, in der es heißt: "Man hat dort zehn größere Buden zum Kaffeekochen etc. errichtet. Eine größere Anzahl von Damen ist damit beschäftigt, die durchfahrenden Soldaten mit Speis' und Trank zu erquicken.”

Dass die durchfahrenden Truppen nicht überall so gut verpflegt wurden wie in Merzig oder Mettlach , geht aus dem folgenden Zeitungsbericht vom 8. August 1914 hervor: "Seit dem ersten Mobilmachungstag ist eine größere Anzahl hiesiger Damen unter der Leitung von Frau Landrat Haniel bestrebt, die unseren Bahnhof passierenden Soldaten durch Speise und Trank zu erquicken. Dankerfüllt scheiden die Krieger , die oft stundenlang ohne Stärkung aushalten mussten, von unserer gastlichen Stadt und beteuern, daß sie sich der Station Merzig stets dankbar erinnern werden. Es wäre zu wünschen, dass auch die größeren Städte unserer Umgebung dem Beispiel des Merziger Roten Kreuzes folgten. Bis jetzt scheint dies noch nicht der Fall, denn z.B. gestern Abend wurde von einem Reisenden die Beobachtung gemacht, dass bei einem der spät abends fahrenden Züge von Saarbrücken bis hier nirgends den Kriegern eine Erfrischung geboten wurde. Um so freudiger und dankbarer nahmen dieselben die hier gespendeten Gaben an.”

"Unsere Stadt steht im Zeichen des Krieges”, berichtete die Merziger Zeitung am 12. August 1914. "Jung und Alt, Groß und Klein, ist unermüdlich tätig, um den bei uns einquartierten Verteidigern des Vaterlandes alles mögliche Gute zu tun. Allgemein hört man von den Soldaten das Lob ihrer guten Quartiere. Dies ist eine Ehre für unsere Stadt und die Tapferen unserer Westgrenze werden ihr gewiss ein freundliches Andenken bewahren. - Auch für die durchziehenden Soldaten werden von allen Seiten der Bevölkerung aus Stadt und Land reiche Spenden an Geld und Erfrischungen aller Art aufgebracht. - Die Damen des Roten Kreuzes sind Tag und Nacht am Bahnhof in eifrigster Tätigkeit und verabreichten bei der gestrigen großen Hitze namentlich kühle Getränke in großen Mengen an die durchfahrenden Soldaten. Über 200 Zitronen wurden zur Bereitung von Limonade verwendet, welche von den Durstigen mit Vorliebe genommen wurden. Der freudige Dank der erquickten Krieger ist der schönste Lohn für unsere opferfreudigen Damen.”

Allerdings sah sich die Merziger Zeitung genötigt unter der Überschrift "Kein Alkohol für die Truppen", folgenden Appell an die Helfer auf den Bahnhöfen zu richten: "Aus ärztlichen Kreisen wird darauf hingewiesen, dass es nicht ratsam ist, den aus- und durchziehenden Truppen Alkohol irgendwelcher Art mitzugeben, da dieser durchaus nicht als Stärkungsmittel angesehen werden kann. Vielmehr kann nur dringend empfohlen werden, die Soldaten mit kaltem Tee, kaltem Kaffee, haltbarem gutem Backwerk, wie Keks usw., Schokolade, Obst oder Früchten zu versehen."

Am 12. August notierte das Blatt: "Die Hitze ist noch immer sehr drückend und macht den Truppen viel zu schaffen. Fortwährend werden Marode durch Sanitätsleute hereingebracht, die sich aber im Kreiskrankenhaus bald wieder erholen und dann weiter marschieren zu ihrem Truppenteil. Abkühlung durch Gewitterregen wäre erwünscht, wird wohl bald kommen."

Im Gegensatz zu den Städten und Dörfern im Saartal, bekamen die abseits der Bahnstrecke gelegenen Dörfer des Kreisgebietes vom Aufmarsch der deutschen Armeen weitaus weniger zu spüren. Der folgende Eintrag der Haustadter Schulchronik belegt dies beispielsweise: "Vom Transport der Truppen war hier nichts zu bemerken. Allerdings war eine Trainabteilung in Haustadt einquartiert, die Sonntag, den 16. August, hier eintraf und den Ort, Dienstag, den 18. August, nachmittags verließ, um sich bei Metz zu betätigen."

Der deutsche Aufmarsch an der Westgrenze und damit auch die Masse der Truppentransporte war nach rund 3 Wochen weitgehend abgeschlossen. Die Merziger Zeitung notierte am 21. August: "Die Kommandantur auf hiesigem Bahnhof ist seit gestern aufgehoben worden. Die Truppentransporte können also vorläufig als beendet angesehen werden. Dem Bahnhofs-Kommandanten war die Aufgabe zuteil, den durchfahrenden Truppen ihre Route anzuweisen.”

Nachdem der Aufmarsch der deutschen Truppen an der Westgrenze abgeschlossen war, hatte auch die Betreuungstätigkeit der Damen des "Vaterländischen Frauenvereins” für die den Bahnhof Merzig passierenden Soldaten ein vorübergehendes Ende gefunden. Doch bedeutete dies keineswegs, dass damit die wohltätigen Aktivitäten der Frauen beendet waren. Ganz im Gegenteil sollten Tätigkeiten solcher Art in der Folgezeit noch eine ganz massive Ausweitung erfahren.

"Nachdem nunmehr der Aufmarsch unserer Truppen an der Grenze beendigt ist”, schrieb die Merziger Zeitung am 24. August, "und seit einigen Tagen keine Truppentransporte, sei es nun per Bahn oder per Fußmarsch unsere Stadt passieren, haben die Damen des Vaterländischen Frauenvereins ihre von den durchfahrenden Kriegern mit so viel Dankbarkeit begrüßte Tätigkeit, Erfrischungen, Brot , Postkarten, Zigarren und Zigaretten zu spenden, auf dem hiesigen Bahnhof eingestellt. Es wäre aber ein Irrtum zu glauben, dass damit eine Unterbrechung ihrer emsigen Tätigkeit eingetreten wäre. Wem es vergönnt ist, einen Blick in den großen Tagesraum unseres Kreiskrankenhauses zu werfen, der wird erstaunt sein, dort von zahlreichen fleißigen Händen unserer städtischen Frauen und Mädchen Nadel und Schere führen zu sehen, um das in so reichlichem Maße gespendete Leinen für die Zwecke unseres Vereinslazaretts zuzurichten. Dazu werden Strohsäcke und Kopfkissen gestopft und in der Kleinkinderverwahranstalt reiht sich Bett an Bett, so dass in wenigen Tagen allein dort 50 verwundete Krieger gut Unterkunft finden können. Aber auch zu Hause ruht die Arbeit nicht. Hier wird eingemacht, um unsere in diesem Jahr so überreich gediehene Obsternte in Gläsern und Töpfen zu bergen und den verwundeten Kriegern auf diese Weise auch in den Wintermonaten die beste Erquickung zu sichern. Die eigentliche Arbeit wird erst beginnen, wenn die ersten Verwundetenzüge eintreffen, ob deren Insassen nun lediglich bei der Durchfahrt auf dem Bahnhof gespeist und in Notfällen neu verbunden werden oder ob sie als dauernde Gäste unseres Vereinslazaretts hier ihrer Genesung entgegen sehen. Dann walten die vom Vaterländischen Frauenverein ausgebildeten Helferinnen ihres Amtes als Pflegerinnen der Verwundeten und werden auf diese Weise die schönste Aufgabe finden, die eine Frau ihrem Vaterlande gegenüber in solch schwerer Zeit erfüllen kann.”

Zwar war der Aufmarsch der Truppen in der zweiten Augusthälfte zunächst beendet. Die Verluste, die die deutschen Verbände mit dem Einsetzen größerer Kampfhandlungen zwangsläufig erlitten, führten jedoch dazu, dass den kämpfenden Einheiten entsprechender Nachschub zugeführt werden musste. So wurden auch im September 1914 wieder verstärkt per Bahn Truppenreserven an die Front transportiert.

Am 30. September 1914 berichtete die Merziger Zeitung in diesem Zusammenhang aus Merzig : "Die Truppentransporte sind beendet. Die Eisenbahn hat wieder wunderbar gearbeitet. Man hört auch diesmal von keinem Unfall. Die Truppen wurden hier und auf der ganzen Strecke nach Kräften von Damen des vaterländischen Frauenvereins und vielen Helferinnen und Helfern bewirtet. Alle haben sich Tag und Nacht große Verdienste erworben Gott wird sie belohnen und die dankbaren Blicke und Worte der durchfahrenden Krieger werden ihnen die Mühen bald vergessen machen. Außer vom vaterländischen Frauenverein wurden diesmal auch sehr viele Nahrungs- und Genussmittel von Familien gespendet: Zigaretten, Wurst, Bouillon, belegte Brote und dergleichen. Vorgestern wurde von einer hiesigen Hausfrau, die bekannt ist wegen ihres vorzüglichen Kochens, ein großer Kessel Linsen mit Wurstscheiben zur Bahn geschickt. Als die Soldaten am Essen waren, rief einer aus dem Wagen: "Sagen Sie der Dame, die diese delikate Suppe kochte, sie hätte das Eiserne Kreuz verdient." Das Beispiel der betreffenden Dame hat bereits große Nachahmung gefunden."

Auch Anfang Oktober waren die Helferinnen des Merziger Roten Kreuzes bei der Versorgung der den Bahnhof passierenden Truppenteile stark gefordert, wie die Merziger Zeitung am 5. Oktober ihren Lesern berichtete: "Ein großartiger Betrieb herrschte gestern Nachmittag in der "Rot-Kreuz-Küche" am Bahnhof. Die ständig durchkommenden Militärzüge, meist Infanterie, brachten alle Hilfskräfte des Roten Kreuzes in Bewegung und in der Tat waren auch viele Hände nötig, um Speis' und Trank für unsere Krieger herzurichten. Es war eine Freude zu sehen, wie froh die gebotenen Erfrischungen von denselben begrüßt wurden. Wahrhaft rührend aber waren die Spenden, welche aus vielen Orten unserer nächsten Umgebung eingeliefert wurden. Brot in Mengen, Butter, Kuchen, Äpfel, Birnen, Wurst, Speck wurden zum Teil in Wagen gebracht und erregten bei unseren braven Kriegern eine solche Freude, dass es noch aus den abfahrenden Zügen heraus klang: "Vielen Dank, hurra Merzig , auf Wiedersehen". Augenscheinlich hatten unsere Soldaten nicht überall eine so gute Verpflegung gefunden und werden sicher die Station Merzig in guter Erinnerung behalten."

"Gestern, gegen Abend," hieß es dann weiter in der Zeitung "stellte sich auf der Erfrischungsstelle am hiesigen Bahnhof Brotmangel ein. Auf telefonische Bitte hat die Gemeinde Brotdorf in kürzester Frist etwa 130 Brote, einige Würste und etwas Fleisch zur Verfügung gestellt. Auch die Gemeinde Merchingen lieferte etwa 70 Brote, einige Würste und Fleisch. Die Gemeinde Hilbringen hatte schon am Nachmittag Brot usw. zur Verfügung gestellt, während die Gemeinde Ballern noch abends einen Wagen mit Brot usw. ablieferte. Allen Gebern hiermit herzlichen Dank. Sie können versichert sein, unseren braven Kriegern mit ihren Spenden einen großen Dienst erwiesen zu haben." < Wird fortgesetzt.

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