Orscholz „Es war damals eine mutige Entscheidung“

Orscholz · 30 Jahre Gesamt- und Gemeinschaftsschule Orscholz – ein Erfolg. Hermann Kiefer, langjähriger Ortsvorsteher, erinnert sich an die Widerstände.

 Heute leitet er die Schule in Orscholz: Georg Dillschneider.

Heute leitet er die Schule in Orscholz: Georg Dillschneider.

Foto: Erich Brücker

Die Einladungskarten für das Jubiläum sind verschickt. Mit Feuereifer haben Schüler und Lehrer der Gesamt- und Gemeinschaftsschule Orscholz auf diesen Samstag, 22. September, hin gearbeitet. An diesem Tag lassen sie es beim Schulfest richtig krachen – von 9 bis 15 Uhr. Mit ihren Gästen feiern sie runden Geburtstag – 30 Jahre Gesamt- und Gemeinschaftsschule. Die Schulform, von Skeptikern zu Beginn als gleichmacherisch abgelehnt, hat sich längst zu einem Erfolgsmodell gemausert. Waren es beim Start am 29. August 1988 75 Kinder, die die Schulbank drückten, hat sich deren Zahl mehr als verneunfacht – auf rund 700 Schüler. Fast verzehnfacht hat sich die Zahl der Lehrer: von sechs auf 50.

An die bewegte Anfangsgeschichte erinnert sich Hermann Kiefer, langjähriger Ortsvorsteher von Orscholz. Auf Beschluss des Kreistages sollten zu beiden Seiten der Saar zwei weiterführende Schulen entstehen, erinnert er sich. Als Standort rechts des Flusses sei Losheim ausgesucht worden, als Standort links der Saar Orscholz. „Die Pläne für eine Gesamtschule in unserem Ort sollte politisch hintertrieben werden, waren aber nicht zu verhindern“, erzählt er. „Es war Kultusminister Diether Breitenbach, der im Saarland die Gesamtschule nach dem Vorbild der englischen Community Schools flächendeckend einführte. Die damals neuen Schulen sollten sich am Kleingruppen-Modell orientieren.“ Doch dagegen gab es nach den Worten von Kiefer viel Widerstand – vor allem aus den Reihen der CDU. „Ich weiß noch wie heute, dass Christdemokraten gegen die Schule protestiert haben. Einer der Demonstranten hielt ein Plakat hoch, worauf zu lesen war: Leukbach statt Breitenbach.“

Doch der damalige Bürgermeister Manfred Zimmer, ein Christdemokrat, wollte nach den Worten von  Kiefer ein ausreichendes Schulangebot für die Gemeinde. Da die CDU-Fraktion die Mehrheit im Gemeinderat hatte und der Gründung einer Gesamtschule ablehnend gegenüberstand, habe sich der Verwaltungschef eine neue Mehrheit gesucht – in der SPD-Fraktion um ihren Vorsitzenden Vincenz Lackas und dem FPD-Mann Guido Neisius.

„Es war eine mutige Entscheidung, mit der die Gemeinde Mettlach mit Weitsicht ‚ihr’ Schulproblem löste, als andere noch hinhaltend kämpften um den Erhalt bestehender Schulformen“, kommentierte der langjährige Schulleiter Klaus Schwarz den Beschluss in seiner Rede zur 20-Jahr-Feier der Schule 2008.

„Vorbereitet wurde die Entscheidung quasi durch eine große Koalition im Gemeinderat. Die Architekten dieser Entscheidung haben ihre Unterstützung für diese Schule nie aufgegeben und sind zu Freunden der Schule, auch zu persönlichen Freunden, geworden: der damalige Bürgermeister Manfred Zimmer (CDU) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Vincenz Lackas.“ Die Gemeinde Mettlach hatte laut Schwarz zwar die Gesamtschule später – mit einem Augenzwinkern – nach der Fertigstellung des Anbaus „gerne“ an den Landkreis abgegeben.

„Aber sie behielt den Nutzen: Während in den Kommunen um Mettlach herum, über die Landes- und Staatsgrenze hinweg, bis zum heutigen Tag mehrere Schulformen und Schulnamen sich ablösten und veränderten, hat Mettlach seit 1988 Ruhe an der Schulfront.“ Mit sechs Lehrern sei man an den Start gegangen. „Wir – das waren damals außer mir noch weitere fünf Lehrer Ulli Seeliger, Peter Schütz, Alfons Mohr, Reiner Wolf, Siegfried Theiß und eine Lehrerin, Gudrun Drießler“, wird Schwarz in der Schulchronik weiter zitiert. Nach 24 Jahren ging der Gründer-Rektor in Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Georg Dillschneider.

 Der langjährige Schulleiter Klaus Schwarz

Der langjährige Schulleiter Klaus Schwarz

Foto: Klaus Schwarz
 Im August 1988 wurde die Gesamtschule Mettlach-Orscholz aus der Taufe gehoben.

Im August 1988 wurde die Gesamtschule Mettlach-Orscholz aus der Taufe gehoben.

Foto: Nadine Gruber

Ob das Comenius-Projekt, bei dem die Schüler den europäischen Gedanken leben, oder die Schulpartnerschaften, etwa mit Bulgaren, Italienern oder Tschechen sind nach Ansicht von Hermann Kiefer ein Verdienst von Schwarz. „1993 hatte er Orscholzer Modell in Australien vorstellt – auf Einladung der Australian Teachers Union.“ Und noch eines sei ihm zu verdanken: Viele Schüler aus Rheinland-Pfalz drückten an der Cloef die Schulbank. Es sind die Kinder von Ehemaligen, die von der Schule begeistert waren und daher ihren Nachwuchs nach Orscholz schickten.

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