Plitsch, platsch - oh wie ist das Wasser nass!

Mettlach. "Plitsch, platsch" im Mettlacher Keramikmuseum präsentiert keramisches Spielzeug, aber auch Kostbarkeiten aus zwei Jahrhunderten. Kostbar sind die ausgestellten Kleingeschirre und Möbel gewiss als begehrte Sammelobjekte, während sie früher als beliebtes Spielzeug der Kinder und vielleicht auch der Erwachsenen dienten. Dementsprechend war und ist die Funktion vielseitig

Mettlach. "Plitsch, platsch" im Mettlacher Keramikmuseum präsentiert keramisches Spielzeug, aber auch Kostbarkeiten aus zwei Jahrhunderten. Kostbar sind die ausgestellten Kleingeschirre und Möbel gewiss als begehrte Sammelobjekte, während sie früher als beliebtes Spielzeug der Kinder und vielleicht auch der Erwachsenen dienten. Dementsprechend war und ist die Funktion vielseitig. Denn neben der ästhetisch-künstlerischen Sicht ist in sozialgeschichtlichem Blickwinkel zu beachten, dass in bürgerlichen Familien des 19. und noch des 20. Jahrhunderts diesen Kleingeschirren und Hygiene Accessoires auch eine erzieherische Funktion beigemessen wurde. Die Mentalität des Norm gebenden Bürgertums schuf im westlichen Europa die Voraussetzung für eine breite Produktion von Kinder-, Puppen- und Miniaturgeschirren. Die im 19. Jahrhundert stattfindende Ausgestaltung bürgerlicher Kultur sorgte grundsätzlich für eine enorme Vergrößerung der Steingutfabrikation, weil Porzellan als Adelsgeschirr in demokratisch denkenden Bürgerkreisen nicht standardgerecht war. Am Anfang des genannten Jahrhunderts entstand eine nach innen gerichtete blühende Bürgerkultur, der Geist biedermeierlicher Gemütlichkeit.Die Wohnung galt als familiäres Refugium. Die Kinder waren integraler Bestandteil der bürgerlichen Familie. Die von der bürgerlich-kapitalistischen Industrie wirtschaftlich erschlossenen Märkte erlaubten die serienmäßige Herstellung von Keramik. Parallel zum Gebrauchsgeschirr der Erwachsenen konnten die Kleingeschirre in preisgünstiger Serienproduktion hergestellt werden. Unter dem Einfluss der dargelegten Erziehungsvorstellungen stieg die Nachfrage pädagogisch wertvollen Spielzeugs, auch in Form von Kleingeschirren. Hierzu kam, dass die bürgerlichen Familien nach einer Ausstattung ihrer Wohnungen mit Zierkeramik trachteten. Nach 1870 wurde dieses Streben wegen des gestiegenen Repräsentationsbedarfs des wohlhabenden Bürgertums besonders wichtig.Fabeln als Dekor Die für Kleingeschirr benutzen Dekore waren im frühen 19. Jahrhundert lediglich verkleinerte Nachbildungen von Mustern der Normalgeschirre. Im letzten Drittel des Jahrhunderts entstanden zusätzlich bildliche Darstellungen, die Kinder kindgemäß ansprechen sollten. Kinderspiele, Märchen oder Fabeln zieren die Geschirre ebenso wie die Mode oder das aus Sicht des Kindes oft unverständliche und daher humoristisch dargestellte Verhalten der Erwachsenen.In der Ausstellung werden rund 100 Objekteinheiten präsentiert aus vorwiegend privaten Sammlungen aus Frankreich und dem Saarland.red Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: neun bis 18 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage: 9.30 bis 18 Uhr. Kontakt: Tel. (0 68 64) 81 12 94www.keramikmuseum-mettlach.de

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