Paradies für Farne, Uhu und Co.

Orscholz · Rund 1087 Hektar groß ist das Naturschutzgebiet, das sich entlang der Saar von Saarhölzbach bis über die Gemarkung Besseringen erstreckt. Im Orscholzer Cloef-Atrium stellten jetzt Roland Krämer, Staatssekretär im Umweltministerium, und sein Mitarbeiter Udo Weyrath das künftige Natura-2000-Schutzgebiet „Steilhänge an der Saar“ vor.

 Die Saarschleife: ein touristischer Klassiker mit viel schützenswerter Natur. Foto: Fotolia

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Mit dem Uhu war Norbert Grün bereits auf du und du. "Ich habe auf dem Hochsitz gessesen, als ein Exemplar der größten Eulenart angeflogen kam und sich in unmittelbarer Nähe niederließ", berichtet der Mann aus Weiler, seit Jahren Jagdpächter eines Geländes in Nohn-Dreisbach, am Rande der Infoveranstaltung zu der Ausweisung des Naturschutzgebietes "Steilhänge der Saar" im Orscholzer Cloef-Atrium. Nicht nur wegen des nächtlichen Raubvogels mit seinen typischen orangegelben Augen hat sich das Umweltministerium entschlossen, das Gebiet entlang der Saar von Saarhölzbach bis auf das Terrain in Besseringen hinein zum Naturschutzgebiet "Steilhänge der Saar" auf rund 1087 Hektar auszuweisen - als Natura-2000-Gebiet, wie Roland Krämer , Staatssekretär im Umweltministerium, sagte (wir berichteten kurz). Zu den Naturschutzgebieten Lutwinuswald/Steilhänge der Saar, dem Steinbachtal westlich der Saarschleife und dem Hundscheiderbachtal mit einer Gesamtfläche von zirka 820 Hektar kommen nach seinen Worten rund 260 Hektar hinzu. Warum das Haus von Reinhold Jost den Schritt unternimmt, verriet Referatsleister der Abteilung Naturschutz , Udo Weyrath. Auch der Rotmilan hat laut Weyrath das Terrain zu seiner Heimat erkoren, ebenso Spechtarten, Neuntöter, Halsbandschnäpper, Charaktervogel insbesondere der Streuobstwiesen, Turteltaube und Kuckuck. Maximal acht Zentimeter groß wird ein Winzling, der sich das Terrain entlang der Saar ausgesucht hat: Der Steinkrebs liebt Bäche oder Seen, die frei von organischer Belastung und kommunalen Abwässer sind. Auch die Groppe, ein nachtaktiver Grundfisch, stellt nach Weyraths Worten große Ansprüche an die Wasserqualität. Der Süßwasserfisch, der 12 bis 16 Zentimeter groß wird, braucht eine hohe Sauerstoffkonzentration und niedrige Wassertemperaturen. Auch die Spanische Flagge, eine Schmetterlingsart aus der Familie der Bärenspinner, nennt der Referatsleiter als schützenswertes Tier. Es bewohnt unterschiedliche Lebensräume - ob schattige, feuchte Schluchten, Randgebiete von Magerrasen, Lichtungen oder Außen- und Binnensäume. In dem künftigen Natura-2000-Gebiet sind laut Weyrath auch veilchenblaue Wurzelhals-Schnellkäfer und Hirschkäfer zu finden. Direkt auf der Felsunterlage hat sich der prächtige Dünnfarn ausgebreitet, eine Pflanze, die immergrüne, unscheinbare, watteartige Polster bildet. Vielfältig zeigt sich das Gesicht des Waldes - mit Hainsimsen-Buchenwald mit seinen typischen Pflanzen wie Heidelbeere, Wald-Sauerklee und Drahtschmiele, Stieleichen- und Eichen-Hainbuchenwald, Schlucht- und Hangmischwald sowie Erlen-, Eschen- und Weichholzauenwald. Pfeifengraswiesen, trockene europäische Heiden und feuchte Hochstaudenfluren sind nach Weyraths Bekunden weitere Gründe für den Plan, das Gebiet unter Naturschutz zu stellen, ebenso wie natürliche, nährstoffreiche Seen, kieselhaltige Schutthalden und Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation, großflächige Gesteinsgebilde mit Flechten und Moosen. Von einer Bedrohung des Sonnentaus im Wabenborner Moor bei Saarhölzbach erfahren die obersten Naturschützer des Landes von dem Naturschutzbeauftragten Patrick Gasper und Nabu-Mitglied Eduard Klein aus Saarhölzbach. "Wir nehmen diese Infos sehr ernst, denn diese fleischfressende Pflanze ist sehr selten."

Entwarnung geben Krämer und Weyrath, die Wege durch das Naturschutzgebiet dürften nicht mehr von Spaziergängern und Radfahrern genutzt werden, Hunde müssten angeleint werden. "Einzige Bedingung ist, auf den Wegen zu bleiben, die Vierbeiner müssen in Sichtweite bleiben." Pilze dürfen laut Weyrath gesammelt werden - natürlich nur in pfleglicher Menge. In Kürze sollen laut Mettlachs Bürgermeister Daniel Kiefer die Pläne offengelegt werden. "Vier Wochen lang ist es möglich, Einsprüche zu erheben." Die werden nach Weyraths Bekunden vom Umweltministerium geprüft - eine persönliche Antwort eingeschlossen.

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Hintergrund Natura 2000 ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union, das seit 1992 nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschaffen wird. Ziel ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer natürlichen Lebensräume. Das Natura-2000-Netzwerk umfasste nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz von 2015 über 18 Prozent der Land- und über sieben Prozent der Meeresfläche der Europäischen Union. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) hat die Erhaltung der biologischen Vielfalt in der EU zum Ziel. Zur Umsetzung von Natura 2000 haben die Mitgliedsstaaten FFH-Gebiete ausgewählt und an die EU gemeldet. Die Auswahl der Gebiete richtete sich nach der Verbreitung und dem Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzarten sowie naturnaher Lebensraumtypen. Alle sechs Jahre erstellen die Mitgliedstaaten einen nationalen Fortschrittsbericht. Dieser enthält Informationen über Erhaltungsmaßnahmen und bewertet deren Auswirkungen auf den Zustand der Lebensräume. Rechtsgrundlagen: die EG-Vogelschutzrichtlinie von 1979 und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992. mtn

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