Orscholz feiert seinen 1100. GeburtstagSchöne Ansichten von Orscholz gesucht Mühsame Recherche im Trierer Stadtarchiv

Dieses Panorama dürfte wohl unzählige Generationen von Menschen begeistert haben: die Saar, die sich wie ein Band in den Schiefer des Hunsrücks gegraben hat. Wegen dieses bezaubernden Naturschauspiels haben sich Menschen der Steinzeit, Kelten und Römer auf diesem Fleckchen Erde wohlgefühlt. Funde belegen die frühe Besiedlung, wie Heimatforscher Dr. Albert Enderlein in der Dorfchronik schreibt

Dieses Panorama dürfte wohl unzählige Generationen von Menschen begeistert haben: die Saar, die sich wie ein Band in den Schiefer des Hunsrücks gegraben hat. Wegen dieses bezaubernden Naturschauspiels haben sich Menschen der Steinzeit, Kelten und Römer auf diesem Fleckchen Erde wohlgefühlt. Funde belegen die frühe Besiedlung, wie Heimatforscher Dr. Albert Enderlein in der Dorfchronik schreibt. "Die Geschichte des Ortes Orscholz" hat der pensionierte Zahnarzt diese Arbeit überschrieben, die er mit Manfred und Manuel Kiefer, Dieter Morgen und Bernd Gaub erstellt hatte.

Urkundlicher Nachweis

Kurze Zeit nach dem Erscheinen dieser Chronik entdeckte Enderlein im Stadtarchiv Trier einen urkundlichen Nachweis - ein Dokument, das Orscholz aus dem Dunkel der Historie holte. Es war das Geschenk von König Ludwig dem Kind an Erzbischof Radbod von Trier, dem Orscholz diese erste urkundliche Erwähnung verdankt. "Ludwig ist am 24. September 911 gestorben. Die Urkunde muss also vor seinem Tod oder früher angefertigt worden sein", sagt der Hobbyhistoriker. "Somit ist Orscholz mindestens 1100 Jahre alt", meint Enderlein. "Dieses Datum ist für uns Anlass, 1100-jährige Jubiläum zu feiern", ergänzt Ortsvorsteher Hermann Kiefer. "Das Jahr für Feierlichkeiten ist so gewählt worden, dass es sich um das spätestmöglichste Datum der urkundlichen Erwähnung handelt. Damit kann Orscholz mit Recht und ohne Zweifel dieses Ereignis feiern - ein Geburtstag, der gebührend gewürdigt wird."

Gemeinsam mit Gleichgesinnten stellten Kiefer und Albert Enderlein ein interessantes Programm für 2011 auf die Beine. "Es ist selten, dass ein Ortsvorsteher einen solchen Geburtstag seines Dorfes feiern kann", lacht Kiefer. Wie viele Stunden er mit seinem Festkomitee an den Veranstaltungen gefeilt hat, vermag der Vorsitzende nicht mehr zu sagen. Eines ist gewiss: "Ob Kirchenchor, Schlepperband, Musikverein, Gewerbeverein oder Sportverein: Alle Vereine werden sich mit Veranstaltungen an dem Festjahr beteiligen", meint er stolz, "und das unter einem gemeinsamen Logo". Das zeigt die Saarschleife mit einem Stück des Aussichtsturms Cloef, der 2006 150 Jahre alt wurde. Auch eine Münze ließen Kiefer und Enderlein prägen - die dritte für den Ort. "Eine Medaille gibt es anlässlich der Ernennung zum heilklimatischen Kurort, eine weitere zum Geburtstag des Aussichtsturmes an der Cloef, die dritte wird zum 1100-jährigen Geburtstag von Orscholz geprägt", zählt der Ortsvorsteher auf.

Start ins Jubiläumsjahr

Vorgestellt wird diese Medaille an diesem Samstag, 1. Januar, 18 Uhr, im Cloef-Atrium. An diesem Tag starten die Orscholzer gemeinsam mit ihren Gästen ins Jubiläumsjahr. Bei dieser Gala wird auch die Festschrift erstmals präsentiert, die Heimatforscher Albert Enderlein erstellt hat. Auf 64 Seiten schlägt er interessante Kapitel seines Heimatortes auf. "Wir beide haben diese Festschrift initiiert", sagt Enderlein mit Blick auf Hermann Kiefer.

Neben der Vorbereitung des festlichen Auftaktes laufen die Arbeiten für weitere Jubiläumsfeierlichkeiten auf Hochtouren, für den 14. August beispielsweise, wenn "auswärtige Orscholzer" mit Geburtstag feiern, für die Keltentage oder für den historischen Umzug am 18. September. Erntekönigin Katharina Weber und ihre beiden Prinzessinnen Salome Lackas und Michelle Rein werden anlässlich des Jubiläums ein Jahr länger im Amt bleiben. Orscholz. Orkelsfelsen, Saarschleife, Cloef, Ansichten von Orscholz, und, und, und: Motive gibt es in Hülle und Fülle von dem heilklimatischen Kurort und seiner zauberhaften Umgebung. Und Gelegenheiten, Schnappschüsse zu machen, gibt es noch genügend - ob zur Winterzeit, im Frühjahr oder Sommer. Bis Ende Juli haben Fotografen Zeit, um sich an dem Fotowettbewerb "Orscholz in den vier Jahreszeiten" zu beteiligen.

Den Wettbewerb hat der Orscholzer Festausschuss anlässlich der 1100-Jahr-Feier für Hobby- und Profifotografen ausgelobt. Für die drei Sieger hat das Gremium unter Vorsitz von Ortsvorsteher Hermann Kiefer interessante Preise festgesetzt. Für den Gewinner wird es ein Wellness-Wochenende im Gesundheitszentrum Saarschleife geben, für zwei Personen. Der Wert: 300 Euro. 200 Euro erhält der Zweitplatzierte, 100 der Drittplatzierte. Bis zum 29. Juli 2011 können noch Bilder eingereicht werden. Bei der Firma Reifen Kiefer in der Orscholzer Leukbachstraße 45 können die Aufnahmen abgegeben werden. Einige Bedingungen hat der Festausschuss an die Teilnahme geknüpft. So dürfen die Fotos nicht älter als fünf Jahre sein. Maximal vier Aufnahmen dürfen eingereicht werden, in einer Größe von 20 mal 30 Zentimeter auf Fotopapier aufgezogen. Die Rückseite soll mit dem Vornamen, Namen, Adresse und Telefonnummer beschriftet sein. Zudem werden ein Bildtitel und eine kurze Beschreibung verlangt, wann und wo das Bild aufgenommen worden ist. mst

Orscholz. Kelten und Römer haben ihre Spuren in der Umgebung jenes Ortes hinterlassen, der im ersten urkundlichen Nachweis Orsuels genannt wird. Heimatforscher Albert Enderlein machte dieses Dokument im Stadtarchiv Trier ausfindig. "Der Codex aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist eine Chronik des Bistums und Erzbistums Trier. Sie endet mit der Abschrift der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. aus dem Jahre 1356", sagt er.

"Anzunehmen ist, dass man bei der Abfassung des Textes auf ältere Urkunden Bezug genommen hat", meint er. "Diese Chronik mag wohl auch als Nachweis des territorialen Besitzes der Erzbischöfe von Trier gegolten haben. Sie endet mit der Abschrift der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. aus dem Jahre 1356."

Chronik als Besitznachweis

Enderlein geht davon aus, dass die Chronik auch als Nachweis des territorialen Besitzes gegolten hat. Über Orscholz ist zu lesen, dass Bischof Rathbod von König Ludwig neben Sierck auch Orsuels samt der Gutshöfe erhalten hat. "König Ludwig verstarb am 24. September 911. Also muss es in diesem Jahr oder früher gewesen sein", sagt Hobbyhistoriker Enderlein. "Der Hinweis auf die Quelle zur ersten Erwähnung von Orscholz befindet sich in der Gesta Trevirorum vom Jahre 1836", berichtet er. "Dort wird auf einen Codex ms. Trev. Nr. 1462 hingewiesen. Diese Nummerierung existiert schon lange nicht mehr." Es sei Rainer Nolden, der Chef des Stadtarchivs Trier gewesen, der dies entdeckt habe - eine Recherche auf Enderleins Fragen. "Es war sein Verdienst, diesen Codex und die entsprechende Seite im Codex dennoch zu finden", sagt Albert Enderlein. mst

Auf einen Blick

Der Name des Ortes hat sich im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet. Verschiedene Schreibweisen: 911: Orsuels, 1167: Orkesuels, 1350: Orsfeltz, 1409: Oirsoiltz, 1435: Orsvelz, 1490: Orsfoiltz, 1491: Oerschoeltz, 1493: Orsfels, Ursfels, 1563: Urßholtz, 1583: Orscheltz, 1609: Urschels, 1634: Urscholtz, 1816: Orschholz, 1828: Orscholz. mst

Auf einen Blick:

Das Programm am Neujahrstag im Cloef-Atrium: Böllerschuss durch Schützengilde am Samstagmittag am Aussichtspunkt Cloef, Mittelalterliche Musik (Ensemble der Musikschule), Begrüßung durch Hermann Kiefer, Ortsvorsteher, Ansprache Ministerpräsident Peter Müller per Videobotschaft, Gedicht "Mejn Urschelz", vorgetragen von Sybille Reichlinger und Marianne Mautes,Vorstellung Festschrift durch Gitte Kiefer, Grußwort von Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, Liedvortrag von F. Shin.

Vorstellung des Jahresprogramms und der Sondermünze anlässlich der 1100-Jahr-Feier, mittelalterliche Musik (Ensemble der Musikschule), MundartTheaterstück "Das Fischgerücht" von Hedwig Thul (Theatergruppe der Frauengemeinschaft), Kirchenchor und Musikverein:"O Fortuna" von Carl Orff. mst

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