Mettlach spart Abfall

Mettlach · Vor rund drei Jahren hat die Gemeinde Mettlach hat die Müll-Entsorgung in die Hand genommen, eine Superdreckskescht nach luxemburgischem Vorbild eröffnet. SZ-Redakteurin Margit Stark fragte bei Bürgermeister Carsten Wiemann nach.

 Bürgermeister Carsten Wiemann übergab im Januar 2013 den völlig neu konzipierten Wertstoffhof, angelehnt an das Modell SuperDrecksKescht Luxemburg, seiner Bestimmung. Foto: Rolf Ruppenthal

Bürgermeister Carsten Wiemann übergab im Januar 2013 den völlig neu konzipierten Wertstoffhof, angelehnt an das Modell SuperDrecksKescht Luxemburg, seiner Bestimmung. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Seit rund drei Jahren ist die Gemeinde Mettlach für die Abfallentsorgung verantwortlich. Welche Bilanz ziehen Sie nach dieser Zeit?

Carsten Wiemann : Die Eigenständigkeit hat zwei Seiten. Die Ziele zur Abfallverringerung und mehr Wertstoffe dem Recycling zuzuführen, sind mehr als erfolgreich umgesetzt worden. Im Saarland gehört die Gemeinde Mettlach zu den Kommunen deren Abfallmenge pro Einwohner erheblich gesunken ist. 2011: 204 Kilo pro Einwohner; 2012: 159 Kilo pro Einwohner; 2013: 115 Kilo pro Einwohner und 2014: 107 Kilo pro Einwohner. Meine Quelle ist der Jahresbericht von 2014 vom EVS. Vom letzten Platz auf den viertbesten aller saarländischen Kommunen innnerhalb von drei Jahren.

Und die andere Seite?

Wiemann: Die zweite Seite der Medaille sind die Kosten. Mettlach hat sein eigenes Rückkonsumzentrum seit 2013 in Betrieb. Es wurde ohne Unterstützung des Verbandes finanziert. Das heißt: Die Mettlacher Gebührenzahler finanzieren auch diese Kosten mit. Wir haben dafür aber ein Rückkonsumzentrum mit besten Service und Effizienz bei der Stoffverwertung. Die Bilanz ist daher weiter positiv zu bewerten.

Würden Sie diesen Schritt wieder tun?

Wiemann: Ja.

Haben die Bürger einen finanziellen Vorteil davon, dass die Gemeinde die Abfallentsorgung selbst regelt?

Wiemann: Jeder Haushalt hat es in der Hand, beim Verwiegesystem auf Vermeidung von Restabfall zu setzen, um Gebühren zu sparen. Nach Auffassung der Gemeinde schneidet der durchschnittliche Gebührenzahler in Mettlach immer noch besser ab, als wenn die Gemeinde Mettlach im EVS-Verbund beim Identsystem geblieben wäre. Für Haushalte mit Kindern im Windelalter sowie Inkontinente wird weiter auf Antrag ein Zuschuss in Höhe von 50 Euro aus dem Gemeindehaushalt gewährt, um Mehrbelastungen abzufangen. Eine Sperrmüllabholung pro Jahr ist kostenlos.

Wo liegt für die Bürger der Vorteil?

Wiemann: Wäre Mettlach im EVS-Sammelverbund geblieben und hätte sich wie 39 andere Kommunen für ein Identleerungssystem entschieden, wäre der Rückgang der Abfallmenge auf rund 145 Kilo pro Einwohner sicherlich geringer ausgefallen, als heute festgestellt. Dann sähe die Kalkulation der Kosten der Gebührenzahler sicherlich anders aus: EVS-Entleerung für eine 120-L-Tonne (beispielsweise eine Leerung im Monat) Basisgebühr + Leerungsgebühr = 84,20 + 58,40 = 142,60 Euro wären immer noch wesentlich höher als in Mettlach. Um Sperrmüll und ähnliche Stoffe umweltgerecht zu entsorgen, hätte die Mettlacher nach Losheim oder nach Besch fahren müssen, weil Merzig ebenso einen eigenen Wertstoffhof außerhalb des EVS betreibt. Bei der Abholung von Sperrmüll vor der Haustür durch den EVS wäre zudem eine Gebühr von 15 Euro pro vier Kubikmeter fällig.

Mussten in der Vergangenheit bereits Gebühren angehoben werden?

Wiemann: Für die Sammlung des Restmülls oder des Bioabfall: Nein. Für die Rückgabe von Sonderabfall im Rückkonsumzentrum wurde zuletzt im Mai 2015 eine gewichtsabhängige Lenkungsgebühr eingeführt.

Welche Differenz besteht zwischen den Entsorgungsgebühren in der Gemeinde Mettlach und einer Gemeinde, die dem EVS den Auftrag gegeben hat?

Wiemann: In einer EVS-Kommune mit Verwiegesystem und Wertstoffhof im Gemeindegebiet wären beispielhaft die Gebühren bei 107 kg Abfallmenge - wie in Mettlach 2014 ermittelt - wie folgt: EVS-Gemeinde Basisgebühr + Leerungsgebühr bei ca. 90 Euro pro Jahr bei 107 kg; in Mettlach ab 2016 Basisgebühr + Leerungsgebühr ca. 129 Euro pro Jahr bei 107 kg.

Wie kommt der Unterschied zustande?

Wiemann: Der Unterschied kommt daher zustande, dass die EVS-Kommunen ihre Wertstoffhöfe bei Bau und Betrieb vom Verband mit sechs-stelligen Beträgen unterstützt wurden; Mettlach nicht, denn in Mettlach war ein Wertstoffhof, betrieben durch den EVS, nicht vorgesehen gewesen.

Wie nehmen die Bürger das Rückkonsumzentrum in Mettlach an?

Wiemann: Gut. Über 20 000 Zutritte pro Jahr zeugen davon, dass rechnerisch jeder Haushalt viermal im Jahr in Rückkonsumzentrum fährt. Warum ist in der jüngsten Gemeinderatssitzung beschlossen worden, dass Anlieferung von Altholz und Sperrmüll Geld kostet?

Wiemann: Unsere Nachbarkommune hat einen Wertstoffhof, der Gebühren erhebt; das hat zu einem Sogeffekt nach Mettlach geführt; auch aus dem benachbarten Rheinland-Pfalz. In Mettlach musste bis dato nichts bezahlt werden. Und die gute Dienstleistung an diesem Zentrum (Service bei der Sortierung, Drive-Inn, Tauschbörse, etc.) hat sich über die Gemeindegrenzen rumgesprochen. Daher war eine Steuerung über die Gebühr nach drei Jahren unvermeidbar.

Warum werden Altholz und Sperrmüll kostenlos abgeholt?

Wiemann: Eben um den Gebührenzahlern in Mettlach weiter die Möglichkeit zu eröffnen, einmal im Jahr seinen Sperrmüll kostenfrei vor der Haustür auf Anmeldung zu entsorgen. Diese Leistung ist beim EVS mit 15 Euro pro 4 Kubikmeter taxiert. In Mettlach wollen wir die erste Abfuhr weiter kostenfrei gestalten und ist in die Gebühren inkludiert; also auch noch mal ein mehr an Leistung, welche wir neben dem Rückkonsumzentrum bieten.

Gibt es einen Unterschied zwischen denen, die Altholz und Sperrmüll abholen und dem Rückkonsumcenter?

Wiemann: Eigentlich nicht, nur dass dieser im Rückkonsumzentrum wesentlich besser sortiert werden kann.

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