Ziegelberg Mehr Leben einhauchen statt Verkauf

Mettlach · Der Ortsrat Mettlach wehrt sich einstimmig gegen die Veräußerung von Schloss Ziegelberg.

 Der Mettlacher Ortsrat fordert ein Konzept für Schloss Ziegelberg.

Der Mettlacher Ortsrat fordert ein Konzept für Schloss Ziegelberg.

Foto: BeckerBredel

Das einstimmige Votum des Mettlacher Ortsrates spricht den Zuhörern aus der Seele: Kein Verkauf von Schloss Ziegelberg und ein Konzept, um mehr Leben in das historische Gebäude und dessen idyllisches Umfeld zu bringen. Der Entschluss findet Beifall bei den rund 40 Gästen der Sitzung am Dienstagabend, ebenso wie die einstimmige Entscheidung, die Gäste in diesem Tagesordnungspunkt mitreden zu lassen. Der Ortsrat hatte sich vor einigen Monaten nach Worten von Günter Leinen, dem stellvertretenden Ortsvorsteher, bereits schon einmal mit dem Thema auseinander gesetzt – wenn auch nur wenige Minuten. Denn die einhellige Meinung aller Fraktionen war, dass die Öffentlichkeit unbedingt beteiligt werden muss. Nach Ansicht von SPD-Ortsratsmitglied Rudi Mohr kostet Schloss Ziegelberg die Gemeinde pro Jahr einen Klacks dessen, was das Cloef-Atrium in Orscholz verschlingt. Über Summen will Leinen nach eigenen Worten nicht sprechen, da er die Zahlen nicht kenne. Wohl aber darüber, wie die Zukunft des historischen Gebäudes von 1878 aussehen soll. Bereits in der ersten Sitzung sei man sich einig gewesen, dass das Schloss, seit 1939 im Besitz der Gemeinde, nicht verkauft werden dürfe. Der Musikverein habe in den Räumen eine Bleibe gefunden, ebenso das Jugendforum. Und die Ratsparteien haben ihre Fraktionszimmer. Im Keller und im Erdgeschoss befinde sich das Restaurant der Wirtsleute Stefan und Rita Müller, das regen Zuspruch finde. Im ersten Obergeschoss habe V&B seine Schulungsräume, zählt Ursula Graf-Rummel (CDU) auf Ihr Vorschlag: keine Veräußerung, statt dessen müsse ein Konzept her, das dem idyllisch gelegenen Anwesen, das über den Dächern Mettlachs thront, „mehr Leben einhaucht“. Nach ihren Worten soll die Saarschleifen-Touristik das Schloss mit vermarkten und managen – zumal V&B die Räume aufgebe und zurück in den Ort ziehe, sobald die Umbaumaßnahmen in der Alten Abtei seien, lautet auch ein Einwand aus dem Zuhörerkreis. Dem Vorstoß der CDU-Politikerin folgt der Ortsrat am Ende einstimmig.

Doch zunächst haben die Zuhörer das Wort. Und die machen davon reichlich Gebrauch. Handwerkermärkte und Märkte kann sich Dennis Oswald vorstellen, um „dem Juwel“ mehr Leben einzuhauchen. Schloss Ziegelberg ist nach Ansicht von Alfred Öhm aus Saarhölzbach nicht nur ein Schatz der Mettlacher, sondern der gesamten Gemeinde. Daher plädiert er für eine Befragung in allen Ortsräten. Auch rechtliche Fragen gelte es zu klären. „Wir wollen, dass diese Sache demokratisch gelöst wird, wir leben in einer Demokratie“, kontert Gert Spanier aus Mettlach. „Wir lassen uns das Konzept nicht aus der Hand nehmen.“ Vehement wehrt sich Josef Herrmann gegen das Ansinnen, das Schloss zu verkaufen. Er ist der Enkel des Gemeinderatsmitgliedes Josef Herrmann. Die Niederschrift über die Gemeinderatssitzung vom 1. Juni 1939, in der der Kauf der Wohn-Villa mit den von Bochs beschlossen worden war, trägt die Unterschrift des Seniors.

Derweil fordert Ulrich Schroeder die Ortsratsmitglieder auf, dafür zu sorgen, dass im Gemeinderat eine Mehrheit gegen eine Veräußerung steht. „Wir brauchen 17 Stimmen“, appelliert er. „Ihr seid gefordert, Einfluss zu nehmen“, sagt er mit Blick auf die Gemeinderatsmitglieder Ursula Graf-Rummel, Heiner Thul, Rudi Mohr und Reinhard Halberstadt, der aufmerksam die Sitzung verfolgt. Kritisch sehen viele Zuhörer, dass nur diese Handvoll Ratsmitglieder den Weg zu der Sitzung gefunden haben. Nach Darstellung von SPD-Ortsratsmitglied Rudi Mohr, der für die SPD-Fraktion im Gemeinderat sitzt, gibt es dafür Befürworter quer durch alle Fraktionen. „Ich bin auch gegen einen Verkauf von Schloss Ziegelberg“, sagt Reinhard Halberstadt, FDP-Sprecher im Gemeinderat – ebenso wie Joachim Badelt von den Freien Bürgern Mettlach (FBM). „Wir begrüßen das einmütige Votum des Ortsrates Mettlach gegen einen Verkauf von Schloss Ziegelberg.“ Gegenüber der SZ bedauert er, dass er nicht an der Sitzung teilnehmen konnte. Als Grund nennt der Leiter der VHS Lebach Aufräumarbeiten in der Volkshochschule nach dem Unwetter von Montag.

„Wir haben uns als einzige Gemeinderatsfraktion von Anfang an deutlich gegen einen Verkauf von Schloss Ziegelberg ausgesprochen. Nach dem einstimmigen Ortsratsbeschluss fordern wir nun Bürgermeister Daniel Kiefer dazu auf, öffentlich zu erklären, dass die Verkaufsabsichten von ihm nicht weiter betrieben werden.“ Der Gemeinderat sollte sich schon bald mit der künftigen Nutzung dieses Mettlacher Juwels befassen.“ Das Schloss müsse aus dem Dornröschenschlaf erweckt, die Bevölkerung unbedingt beteiligt werden. „Gute und kreative Ideen für eine sinnvolle Nutzung gibt es mit Sicherheit genug.“

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