Tünsdorf Lernen und Verantwortung übernehmen

Tünsdorf · Entschleunigung vom Alltag mithilfe von Pausen oder Meditation ist ein großes Thema.

() Susanne Becker sagt, es habe sich in den letzten Jahren nicht das Programm des Retreats geändert, wohl aber die Welt. Dadurch steige in der heutigen, schnelllebigen Zeit der Bedarf an Pausen. Burn-out sei mittlerweile ein großes Thema und durch die Entschleunigung des Alltags mithilfe von Pausen oder Meditation könne man dem vorbeugen.

Die Teilnehmer haben im vorgegebenen Rahmen die Möglichkeit, die Meditation zu erlernen und täglich auszuüben. Zudem müssen sie eigenverantwortlich dafür sorgen, dass gekocht und sauber gemacht wird. Das stärke die Gemeinschaft. Es werde viel gelacht und gescherzt. „Die sind hier so glücklich. Hier können sie Gefühle zulassen, für die im Alltag kein Platz ist“, hält Becker fest. Der 27-jährigen Anna aus Spanien ist es besonders wichtig, einen Ort und Raum zu haben, wo sie Menschen im gleichen Alter treffen und zeitgleich Meditation lernen kann. „Den habe ich hier gefunden. Wir reden nicht nur über Meditation, sondern auch über andere Dinge und tauschen Erfahrungen aus“, sagt sie. Sie ist das erste Mal Teilnehmerin des Retreats und sieht allerdings eine Schwierigkeit darin, täglich Zeit zum Meditieren zu finden.

Der 25-jährige Robin aus Amsterdam ist ihr da bereits voraus. Seit vier Jahren meditiert er jeden Tag. Durch Arbeit und Studium neige er dazu, viel analytisch zu denken. „Davon brauche ich eine Pause. Meditation hilft mir, meinen Geist zu kontrollieren“, sagt er.

Eine ähnliche Wirkung hat auch der 21-jährige Nico aus Deutschland erfahren. Nach seinem Schulabschluss reiste er für etwa 16 Monate durch Asien und kam dabei erstmals mit Meditation in Kontakt. Danach stellte er fest, dass er all die Jahre viel unnötigen inneren Ballast mit sich getragen hat. „Nachdem ich diesen Ballast abgeworfen hatte, fühlte ich mich freier“, berichtet er. Für ihn dient Meditation als beste Vorbereitung für das Leben, die er mit anderen teilen möchte.

Trotz aller Freiheiten müssen sich die Teilnehmer bewusst sein, dass von ihrer Mitarbeit das Programm abhängt: „Seid ihr nicht aufmerksam, leidet das ganze Programm darunter“, erinnert Susanne Becker. „Verspätet sich die Essensvorbereitung, können wir nicht weitermachen.“

Vor allem, weil sich das Seminar finanziell selbst trägt. Die Teilnahmegebühr reicht von 250 bis 490 Euro und umfasst Unterkunft, Verpflegung und das Seminar. „Das sind Preise, von denen wir wissen, dass die jungen Leute sie bezahlen können“, findet Becker. Sollte das Geld nicht reichen, greifen andere Teilnehmer mit unter die Arme und übernehmen die Kosten, damit jemand mit weniger Geld ebenfalls mitmachen kann.

In diesem Jahr können Interessierte erstmals an einer Unterweisung teilnehmen, um selbst Meditationslehrer zu werden. Dabei schlüpft ein Teilnehmer in die Rolle eines Neulings, der sich unterrichten und Meditation beibringen lässt. Karl-Ludwig Leiter hält derweil sein waches Auge darüber und gibt anschließend Anregungen, Tipps und Verbesserungsvorschläge, aber auch Lob. Im nächsten Jahr soll das Sommer-Retreat wieder stattfinden: „Wir arbeiten mit der Prämisse, dass wir das Angebot wie im Winter auch die nächsten zehn Jahre im Sommer anbieten“, betont Becker.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort