Orscholz Gegner gehen heute in die Offensive
Orscholz · „Cloef – Schutz für Mensch und Natur“ soll der Verein heißen, den Kritiker der touristischen Pläne heute Abend im Dietzenhaus in Orscholz gründen.
Heute suchen die Gegner den Schulterschluss, um sich gegen die Pläne der Gemeinde Mettlach zu wehren, die kurtouristische Zukunft rund um die Cloef mit einem neuen Hotel, mit hölzernen Glamping-Unterkünften und einem neugestalteten Waldspielplatz weiter auszubauen. Um 19 Uhr beginnt im Dietzenhaus die Versammlung, in der ein neuer Verein gegründet werden soll. Den Namen wurde schon gefunden: „Cloef – Schutz für Mensch und Natur“ soll er heißen.
Einer der Kritiker in der ersten Reihe: der ehemalige Orscholzer Ortsvorsteher Hermann Kiefer. Vor dem Beginn der drei Großbaustellen im kommenden Jahr müsse das Parkplatzproblem in Orscholz gelöst werden. Das hat er kürzlich in einer Stellungnahme, die der SZ vorliegt, von der Gemeindeverwaltung Mettlach gefordert. Die Errichtung eines Hotels mit Glamping-Resort, den Bau eines kostenpflichtigen Abenteuerspielplatzes und den Rückbau des alten Cloef-Parkplatzes bezeichnet er als „von der Gemeinde gewollt, von den Orscholzern ungewollt“.
Damit es in der kommenden Saison kein Chaos mehr gebe, soll jetzt bereits mit der Schaffung neuer Parkplätze begonnen werden, mahnt er an. Seit der Eröffnung des Baumwipfelpfades im Sommer 2016 würden die Anwohner der Cloefstraße, der Alfred-Becker-Straße und der Mius-Kiefer-Straße von Autoverkehr der Besucher nahezu überrollt. „Die Gemeinde, sprich Bürgermeister, Verwaltung, Gemeinde- und Ortsrat versündigen sich jetzt schon an den Bewohner der betroffenen Straßen.“
Außer Behelfsvorschlägen, wie Parken an der Gesamtschule, Dorfplatz an der Kirche, Parkplatz am Sportplatz, Lidl und Rewe-Parkplätze sei keine Lösung in Sicht. „Die Behelfsplätze haben alle Macken. Zum Beispiel ist der Parkplatz am Sportplatz am Wochenende den Fußballspielen vorbehalten, während der Woche dient er als Pendlerparkplatz für Luxemburg-Fahrer, auch an wenigen deutschen Feiertagen, die in Luxemburg keine Feiertage sind. An der Gesamtschule wird den Kindern der Bolzplatz genommen, die Firma Lidl hat sich gesperrt, ihren Parkplatz touristisch zu öffnen, von Rewe steht die Antwort noch aus.“
Die Planungen neuer Parkplätze vermisst er. Er befürchtet, dass durch Rückbau des alten Cloef-Parkplatzes mit seinen rund 100 Stellplätzen sich das Chaos noch vergrößert. Das wiederholt und jetzt erneut geforderte Parkleitsystem von der CDU kann nach seiner Meinung vielleicht etwas mehr Ordnung in das Parkgeschehen bringen, „schafft aber keinen einzigen, dringend benötigten Parkplatz. Was Orscholz brauche, seien neue Parkplätze, doch es gebe keine Planungen.
Den Schuldigen für die Problematik hat er für sich ausgemacht: der Baumwipfelpfad. „Sein Nutzen für die Gemeinde ist weitestgehend unbekannt. Vorteile habe zwar das umliegende gastronomische Gewerbe, „der Nutzen reicht aber nicht in den Ort hinein“.
Dagegen seien Nachteile und Kosten bekannt: Die Schaffung des neuen Parkplatzes an der Cloefstraße und die Umstrukturierung des Atrium-Parkplatzes hätten mit 1,6 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Die Kosten der neuen Toiletten am neuen Parkplatz an der Cloefstraße beziffert er auf 180 000 Euro. Damit laut Kiefer nicht genug. Die Nutzung der Sanitäranlage sei gratis. Die Gemeinde zahle zudem Reinigung, Strom, Wasser und Abwasser. Die Gründung des Vereins Vereins „Cloef – Schutz für Mensch und Natur“, der gegen die drei Baustellen kämpfen will, kündigte er in den nächsten Tagen an.
Derweil übt Margit Lion, eine der Initiatoren des neuen Vereins, Kritik an der Erlebnis-Akademie (EAK) aus dem bayerischen Bad Kötzting. „Die Vertreter in Mettlach haben sich über den Tisch ziehen lassen, die Reibungshitze auch noch als Nestwärme empfunden, und nun ist das Wahrzeichen des Saarlandes fest in bayerischer Hand“, sagt sie. Die EAK nennt sie ein „rein gewinnorientiertes Unternehmen“.
Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind laut Lion die Besucherzahlen an der Saarschleife um 16,9 Prozent zurückgegangen. Daher „vereinnahmt“ die EAK „vor Ort zum Ausgleich Gastronomie, baut Waldspielplätze – um die Kunden längerfristig an das Unternehmen zu binden“. Die weiteren Schritte werden nach Meinung der Orscholzerin folgen. Als mögliche Beispiele nennt sie die Einrichtung von Merchandising, den Verkauf regionaler Produkte, gebrandeter und ungebrandeter Ware und Souvenirs.
„Darüber hinaus werden Events und Tagungen in die Planung mit übernommen. Unsere Volksvertreter in Mettlach ziehen gemeinsam an deren Strang, statt hier für Gemeinde und Bürger einzutreten.“ Pachtverträge würden nicht mehr verlängert, oder nicht mehr neu ausgeschrieben.
Der Bau des Abenteuerspielplatzes und dessen Anfänge seien am 26. April im ersten Quartalsbericht gegenüber den Aktionären veröffentlicht worden, verrät sie. Ebenfalls datiert seien der Spatenstich in den ersten drei Monaten kommenden Jahres und die Fertigstellung im dritten Quartal. Was sie ärgert: Nichts sei der Bevölkerung von Orscholz oder Mettlach mitgeteilt worden – weder die Absprache mit EAK, den Spielplatz zu bauen, noch dessen Manifestierung durch eine Absichtserklärung des Bürgermeisters im September. „Wie fühlen sich die Bürger, die mit der ganzen vertrackten Situation, die uns der Baumwipfelpfad bisher beschert hat, tagein und tagaus leben müssen?“, fragt die Orscholzerin und gibt die Antwort: „Sie fühlen sich mit Recht übergangen und für unmündig erklärt.“