In Orscholz die Nase weit vorn

Orscholz · Aus der Stichwahl ging CDU-Kandidat Christian Schmitt mit 2164 Stimmen hervor – ein Plus von rund 60 Prozent gegenüber dem ersten Wahlgang. Es reichte nicht, um das Stimmenpolster aus Orscholz für Kiefer zu egalisieren.

 Daniel Kiefer, künftiger Bürgermeister von Mettlach, nimmt die Glückwünsche für seinen Wahlsieg entgegen.Fotos: Rolf Ruppenthal

Daniel Kiefer, künftiger Bürgermeister von Mettlach, nimmt die Glückwünsche für seinen Wahlsieg entgegen.Fotos: Rolf Ruppenthal

Die kurze Nacht, in der er mit Familie, Freunden, seinem Wahlkampfteam und "allen, die mir wichtig waren", gefeiert hat, ist für den Wahlsieger nach knapp fünf Stunden beendet. Um 6.30 Uhr reißt der Wecker Daniel Kiefer aus dem Schlaf. Den Terminen in der SPD-Fraktion im Landtag und in der Landespressekonferenz folgt am Abend noch die offizielle Bekanntgabe des Wahlergebnisses im Rathaus Mettlach.

"Zum Abschluss geht's zum Feuerwehrfest in Faha", verrät Mettlachs künftiger Bürgermeister. Die Arbeit als Expansionsleiter eines Markendiscounters fordert ebenfalls den ganzen Mann. "Ich will noch Projekte zu Ende bringen, meinen Nachfolger einarbeiten und muss kündigen", verrät der Sozialdemokrat. Anfang, spätestens Mitte Oktober wird der 35-jährige Orscholzer das Amt als Verwaltungschef antreten. Mit einem Vorsprung von fast zehn Prozent hat er die Stichwahl gegen Christian Schmitt am Sonntag gewonnen. 54,16 Prozent der Stimmen erhält Kiefer, Schmitt 45,84 Prozent.

Wie viele Hände der Genosse nach der Auszählung der Stimmen gedrückt, Küsschen erhalten hat, und wie oft er umarmt worden ist, vermag der passionierte Musiker nicht zu zählen. "Er ist der einzige Bürgermeister im Saarland, der die große Tuba spielt", lacht Hermann Kiefer, ehemaliger Ortsvorsteher von Orscholz , und gratuliert seinem Parteifreund herzlich. "In seinem Heimatort hat Daniel rund 74 Prozent der Stimmen geholt", sagt Wahlhelferin Esther Leick, die in Orscholzer Grundschule Dienst geschoben hat. "Das macht einen Vorsprung von fast 600 Stimmen aus", kommentiert die Genossin.

Als nach 48 Minuten auch die Stimmen der Briefwähler ausgezählt sind, lässt Hans-Josef Uder seiner Begeisterung freien Lauf: "Jaaa!!!", jubelt Mettlachs zweiter Beigeordneter und reißt die Arme als Siegeszeichen in die Luft. Schon am Morgen hatte er eine geringe Wahlbeteiligung vorausgesagt, und er sollte recht behalten. Lag die Wahlbeteiligung am 19. Juni bei 60,79 Prozent, so haben bei der Stichwahl nur 49,16 Prozent der Wahlberechtigten ihr Kreuzchen gemacht. "Für viele ist die Wahl gelaufen", meint Uder. Den Blumenstrauß, den er für Kiefer ins Cloef-Atrium mitgebracht hat, bleibt nur kurz bei dem künftigen Verwaltungschef. Der braucht seine Hände, um all die Honneurs entgegen zu nehmen, die nicht enden wollen.

Ungeachtet der Wahlergebnisse , die ab 18.08 Uhr im Minutentakt über die Riesen-Leinwand flimmern, lassen Maja (zwei Jahre), Michel (drei) und Lennox (fünf) einen weißen Luftballon durch den Saal tanzen - ein munteres Treiben, dem der Papa schnell Einhalt gebietet. Von dem fröhlichen Kindergelächter lässt sich Christian Schmitt nicht ablenken. Der CDU-Kandidat konzentriert sich im Kreise seiner Parteifreunde voll auf die Ergebnisse und rechnet. Dass es am Ende für den Christdemokraten nicht reicht, nimmt der Mann gelassen: "Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, auch wenn es kein Sieg ist," sagt Schmitt. Die Aufholjagd von knapp 22 auf knapp 46 Prozent, die er und sein Team in den vergangenen zwei Wochen absolviert haben, nennt er einen großen Erfolg. Das bestätigt ihm auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer über Handy. In einigen Ortsteilen hat er sehr gute Ergebnisse einfahren, wie in Mettlach, Saarhölzbach, Weiten oder Wehingen, aber den Vorsprung von Kiefer kann er nicht mehr aufholen.

Dass sein Mitwerber in Orscholz die Nase weit vorne hat, liegt nach seinem Bekunden in der Natur der Sache: "Daniel ist hier geboren, hier aufgewachsen, wohnt hier und ist in Vereinen verwurzelt." Ab Montag wird Schmitt nach eigenem Bekunden in erster Linie Familienvater sein - und künftig auch Mitglied des Gemeinderates. "Ich rücke für Dieter Kiefer nach, der sein Mandat abgegeben hat. Ich sitze an einem Tisch mit Daniel und werde mit ihm für einen Neuanfang in Mettlach sorgen", meint der Christdemokrat und gratuliert Kiefer zum Sieg. Es war ein ganz deutlicher Heimsieg für den SPD-Wahlgewinner Daniel Kiefer: Seinen Erfolg bei der Stichwahl um den Posten des Mettlacher Bürgermeisters am Sonntag hat er vor allem seinem überragenden Ergebnis in seinem Heimatort Orscholz zu verdanken. Mit 73,73 Prozent der Stimmen distanzierte er dort seinen CDU-Kontrahenten Christian Schmitt ganz klar - und holte sich zugleich einen üppigen Vorsprung von fast 600 Stimmen - was am Ende mitentscheidend war. Denn, auch das hat die Wahl von Sonntag gezeigt, das politische Schwergewicht der Gemeinde ist der Kurort an der Cloef. Dort lebt fast ein Drittel der knapp 10 000 Wahlberechtigten in ganz Mettlach, wer dort die Wähler auf seine Seite bringt, der hat sehr gute Chancen auf den Sieg.

Denn in vielen anderen Ortschaften hat CDU-Kandidat Schmitt, der zwar auch in Orcholz lebt, aber nicht von dort stammt, am Sonntag durchaus gute Ergebnisse erzielt. Er lag in dem von der Kappelt-Affäre gebeutelten Saarhölzbach mit 62 Prozent klar vorne. Aber in absoluten Zahlen brachte ihm das nur ein Plus von etwa 100 Stimmen gegenüber Kiefer.

Das beste Einzelergebnis holte Schmitt in Wehingen, wo er fast 80 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigte. Aber auch das machte in absoluten Zahlen nur einen Vorsprung von etwa 100 Stimmen aus. Nochmal 150 Stimmen mehr verbuchte der CDU-Kandidat im Hauptort Mettlach, den er mit rund 60 Prozent klar für sich entschied.

Das alles aber reichte nicht, um das Stimmenpolster aus Orscholz für Daniel Kiefer zu egalisieren. Der SPD-Kandidat hatte außer in seinem Heimatort auch in Tünsdorf etwas überraschend die Nase vorn, der Ort gilt nicht als Hochburg der Sozialdemokraten. Anders als Nohn, wo Kiefer ebenfalls klar gewann. Weitere Orte, die an Kiefer gingen, waren Dreisbach und Bethingen. In diesem Ort war das Rennen auch am knappsten: Gerade einmal drei Stimmen trennten die beiden Kontrahenten hier am Ende. Auch die 926 Briefwähler stimmten mehrheitlich für Daniel Kiefer, hier holte er gut 100 Stimmen mehr als sein Mitbewerber.

Die CDU-Kreisvorsitzende Helma Kuhn-Theis sagte am Wahlabend der Kandidat ihrer Partei habe eine tolle Aufholjagd hingelegt. Der Vergleich mit dem ersten Wahlgang zeigt, dass diese Einschätzung durchaus berechtigt war: Nur 1316 Stimmen hatte Christian Schmitt dort geholt, gerade einmal zwölf mehr als Joachim Badelt, der Kandidat der Freien Bürger Mettlach (FBM), und mit diesem hauchdünnen Vorsprung den Einzug in die Stichwahl geschafft. Aus der ging Schmitt mit 2164 Stimmen hervor - ein Plus von rund 60 Prozent. Aber auch Daniel Kiefer konnte seine Stimmenzahl steigern: Von 2122 Stimmen am 19. Juni kletterte er auf 2557 - ein Zugewinn von rund 20 Prozent.

 Die Wahlplakate in Mettlach haben ausgedient.

Die Wahlplakate in Mettlach haben ausgedient.

 Fast die gleichen Werbemittel: Wahlkkampf von Kiefer und Schmitt.

Fast die gleichen Werbemittel: Wahlkkampf von Kiefer und Schmitt.

Nachdenklich stimmen muss das Absacken der Wahlbeteiligung in der zweiten Runde: Von rund 60 Prozent am 19. Juni rutschte die Wahlbeteiligung am Sonntag auf unter 50 Prozent. Nur in Bethingen (59,16 Prozent), Faha (51,77 Prozent) und Wehingen (55,07 Prozent) nahm mehr als die Hälfte der Bürger ihr Wahlrecht wahr. Ganz schwach fiel die Wahlbeteiligung in Saarhölzbach (33,51 Prozent) und Mettlach (32,19 Prozent) aus - lag das im Hauptort eventuell auch daran, dass am Sonntag zwei Orscholzer Bürger zur Wahl standen?

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