Historischer Tag für Mettlacher Christen bei Lutwinus-Wallfahrt

Mettlach · Am Kirmestag in Mettlach am Montag haben deutsche Katholiken ihre Solidarität mit syrischen Christen und Bischof Youhanna Jihad Battah bekundet. Er schilderte die oft verzweifelte Lage der Menschen im Bürgerkrieg.

 Beim Gottesdienst: Pfarrer Joseph Al-Khoury, Bischof Youhanna Jihad Battah und Pfarrer Schmitt/Mettlach (von links). Foto: Bodo Bost

Beim Gottesdienst: Pfarrer Joseph Al-Khoury, Bischof Youhanna Jihad Battah und Pfarrer Schmitt/Mettlach (von links). Foto: Bodo Bost

Foto: Bodo Bost

Mit "Al Masih Qam" (arab. "Christus ist auferstanden"), dem Ostergruß der arabischen Christen , die erst eine Woche zuvor ihr Osterfest gefeiert hatten, begrüßte der Mettlacher Pfarrer Thomas Schmitt die Gottesdienstbesucher am Tag der Mettlacher Kirmes. Die Hälfte der mehreren Hundert Gottesdienstbesucher antwortete mit: "Va haqaqa qam" ("Er ist wahrhaft auferstanden"). Zuvor war die Lutwinusprozession mit dem Heiligenschrein durch die Heilige Pforte in die Lutwinuskirche eingezogen. Der Schrein des Heiligen war vorher bereits zur Lutwinusfigur am Marktplatz, zum Alten Turm und zurück zur Kirche getragen worden. Schon während der Prozession waren neben deutschen Gesängen auch Lieder in arabischer und aramäischer Sprache gesungen worden.

Denn die Mettlacher Kirmes, der Mittelpunkt der Lutwinus Wallfahrt, war in diesem Jahr erstmals ganz den orientalischen Christen gewidmet. "Die Heilige Pforte lädt uns ein, Gottes Barmherzigkeit anzunehmen und zugleich weiterzugeben. Die Christen im Vorderen Orient erleiden die größte Verfolgung seit Jahrhunderten. Darum möchten wir am Tag der Mettlacher Kirmes zu einem Begegnungsfest mit den orientalischen Christen einladen und den Gottesdienst mit dem syrisch-katholischen Bischof Youhanna Jihad Battah aus Beirut/Libanon feiern", hieß es in der Gottesdienstankündigung von Pfarrer Thomas Schmitt . Der Gottesdienst wurde abwechselnd nach dem syrischen und dem römischen Ritus gefeiert, auch in Gesängen beider Riten.

Gleich zur Begrüßung erklärte Pfarrer Schmitt, dass dieser Tag ein historischer Tag für Mettlach sei, denn seit 1000 Jahren gibt es in Mettlach einen syrischen Altartisch, an dem sich jetzt zum ersten Mal auch syrische Christen mit einem ihrer Bischöfe versammelt hätten. Dieser marmorne Altartisch stammt aus der alten Abtei und sei von dort in den Besitz der Firma Villeroy & Boch gelangt, die diesen Tisch im Jahre 1980 der Pfarrkirche St. Lutwinus überlassen habe.

Dieser Altartisch, so Bischof Youhanna Jihad Battah in seiner Erwiderung, erinnere ihn an einen Altartisch in der christlichen Stadt Maalula im Nordwesten von Damaskus, in der noch bis zur Zerstörung des Ortes durch islamische Fundamentalisten vor wenigen Jahren die westaramäische Muttersprache von Jesus Christus gesprochen wurde. Wie dort sei der Mettlacher Altartisch zuvor zur Darbringung von Opfertieren gebraucht worden, dies zeige noch eine Öffnung zum Abfluss des Opferblutes.

In seiner in italienischer Sprache gehaltenen und vom Pfarrer übersetzten Predigt schilderte Bischof Battah die schwierige und oft verzweifelte Lage der syrischen Christen , die zwischen die Fronten des syrischen Bürgerkrieges zwischen Alawiten um Präsident Assad und den Sunniten, die von der Türkei, Katar und Saudi Arabien unterstützt werden, geraten sind. Syrien, einst ein gastfreundliches und tolerantes Land, das zum Heiligen Land der Bibel gehöre, sei zum Schlachtfeld von vielen Ländern und vielen auch aus Europa stammenden Dschihadisten geworden, die das Land zugrunde gerichtet hätten.

Eine Lösung könne es nur geben, wenn der Islam sein Identitäts- und sein Autoritätsproblem in den Griff bekomme und vor allem auch die Frage der religiös motivierten Gewalt löse. Auch die ausländischen Kräfte müssten aus dem Land abgezogen werden und die Syrer die Chance erhalten ihre Probleme selbst zu lösen.

Einen Höhepunkt des Gottesdienstes stellte das "Vater Unser" in der Muttersprache Jesu dar, das von Bischof Battah und dem syrischen Pfarrer Joseph Al-Khoury aus Neuwied gemeinsam mit einer syrischen Schola gesungen wurde. Spätestens in diesem Teil der Liturgie spürten auch die römisch-katholischen Gottesdienstteilnehmer etwas von der Authentizität der Urkirche und einen Hauch aus der Entstehungszeit des Christentums. Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst gab es ein Begegnungsfest mit den orientalischen Christen aus dem Saarland und Trier, an dem viele Einheimische und einige Hundert zumeist syrische Christen teilnahmen. Den Abschluss des historischen Tages bildete nach dem Begegnungstag eine syrisch-deutsche Andacht in der Lutwinus-Kirche.

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