Herbergseltern mit Leib und Seele

Dreisbach · Fast 40 Jahre haben Monika und Friedhelm Borrmann in Jugendherbergen gearbeitet – darunter 15 Jahre als Betriebsleiter der Unterkunft in Dreisbach. Bei einer Feier wurde das Ehepaar verabschiedet und ihre Nachfolgerin Kristin Wagner vorgestellt (die SZ berichtete).

 Stabwechsel in der Jugendherberge Dreisbach: Friedhelm und Monika Borrmann mit Nachfolgerin Kristin Wagner (M).

Stabwechsel in der Jugendherberge Dreisbach: Friedhelm und Monika Borrmann mit Nachfolgerin Kristin Wagner (M).

Foto: Ruppenthal

Der Abschied fällt Monika Borrmann sichtlich schwer. Fast 40 Jahre waren Jugendherbergen ihre Arbeitsstelle, ihr Zuhause, ihr Leben. "Hier sind meine Kinder groß geworden, teilweise auch meine Enkel", verrät die 63-jährige gebürtige Merzigerin und ringt mit den Tränen. "Es war ein Stück Heimat", sinniert die Frau, die sich 38 Jahre lang in den Dienst der Gästebetreuung gestellt hat, davon 15 Jahre in Dreisbach . Ehemann Friedhelm, seit 36 Jahren im Job, nickt zustimmend: "Vieles hat sich im Laufe der Zeit geändert". zieht der 64-Jährige Bilanz. Längst ist ihr Haus keine reine Anlaufstelle von Schülern und jungen Wanderern mehr. Längst haben Familien nach seiner Darstellung die Unterkunft mit den 39 Zimmern und den 124 Betten erobert, ebenso Vereine, Musikgruppen, Senioren und Firmen. Freizeitprogramme für Familien haben sie ausgearbeitet - Angebote zu Ostern, Halloween, den Advent oder Silvester.

Was geblieben ist: die Arbeit, das eingespannt sein von morgens bis abends. "Wir hatten noch Residenzpflicht, haben hier gewohnt", erzählen die Betriebsleiter. "Nur an Heilig Abend und am ersten Weihnachtstag waren wir unter uns." Der Umbau war noch nicht ganz abgeschlossen, als das Ehepaar 2000 in das Haus eingezogen ist. Darauf verweist der Vorstandsvorsitzende der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Jacob Geditz bei der Verabschiedung der Borrmanns. Kümmerte er sich um die Technik im Haus, war sie nach seinen Worten für Küche und Bewirtung der Gäste zuständig. Und sie habe der Unterkunft ihren Stempel aufgedrückt, bemerkt er mit Blick auf die fantasievolle Herbst-Dekoration, eine aparte Mischung aus Kürbissen, Nüssen, Äpfeln und Birnen. "Eine Ära geht zu Ende", kommentiert er den Weggang der Eheleute, die am 12. November ihren Ruhestand antreten. Von Geditz gibt es einen in Orangetönen gehaltenen Blumenstrauß, von Mettlachs Beigeordnetem Hans-Josef Uder einen leckeren Tropfen von heimischen Winzern und jede Menge Lob für ihr Engagement. "1,3 Millionen Übernachtungen habe ich im Laufe der Zeit gezählt", sagt Monika Borrmann, die 1. März 1977 in der Jugendherberge in Traben-Trabach begonnen hatte. "In Oberwesel hatten wir pro Jahr 50 000 Übernachtungen", rechnet sie den Gästen vor, darunter viele Verwandte und Freunde. All die Arbeit zu stemmen ist nach ihren Worten nur mit gutem Personal möglich. "Ich danke euch für eure Treue, auch wenn die Chefin mal motzig was", wenn sie sich sichtlich bewegt an ihr 15-köpfiges Team - eine Feststellung, die ihre Nachfolgerin Kristin Wagner nur zu gerne aufgreift: "Als dienstälteste Mitarbeiterin kann ich nur sagen: Es hat Spaß gemacht." Vor rund zwölf Jahren hat die 39-jährige fünffache Mutter in dem Familien- und Jugendgasthaus, wie sich die Jugendherberge bezeichnet, angeheuert - für Arbeiten im Büro, an der Rezeption und vieles mehr. "Mein verstorbener Mann hat nach den ersten Tagen gesagt: Du übernimmst die Jugendherberge, wenn die Borrmanns aufhören, und er hatte wie immer recht." Die viele Arbeit fürchtet sie nicht - im Gegenteil. "Es war eine Chance, die ich ergriffen habe." Die Angebote will sie nach ihren Worten beibehalten, ob Fackelwanderungen, Plätzchen backen im Advent , GPS-Wanderungen oder andere Events - ganz gleich, zu welcher Jahreszeit. "30 Prozent unserer Gäste sind Schüler, denn wir sind auch Schullandheim, 30 Prozent sind Familien und 40 Prozent Wanderer aller Altersgruppen." Neu auf dem Programm: das Ausrichten von Geburtstagen. "Da es sich um eine Tagesveranstaltung handelt, braucht man nicht Mitglied im Jugendherbergswerk (DJH) zu sein."

 Die Herberge nahe der Saarschleife. Fotos: Rolf Ruppenthal

Die Herberge nahe der Saarschleife. Fotos: Rolf Ruppenthal

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Auf einen BlickDas Deutsche Jugendherbergswerk ist ein gemeinnütziger Verein und größtes Mitglied des internationalen Jugendherbergsverbandes Hostelling International. Gründer der Bewegung war Richard Schirrmann. Ihm kam 1909 bei einer Wanderung mit Schülern die Idee, Schlafmöglichkeiten für junge Wanderer anzubieten. Quelle: Wikipedia

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