Natur- statt Massentourismus Dillschneider mahnt Tourismussteuer für Mettlach an

Mettlach · Wochenende und Sonnenschein – dann kann es in Orscholz oft sehr eng werden. Denn viele Ausflügler nutzen diese Zeit, um den Baumwipfelpfad oder die Cloef zu erklimmen oder den Abenteuerspielplatz zu erkunden.

 Georg  Dillschneider

Georg Dillschneider

Foto: eb

Damit sich der Weg zu den Top-Zielen nicht zu lang hinzieht, werden die Autos dabei auf den Plätzen abgestellt, die eben gerade frei sind. Stoßstange an Stoßstange reihen sich in den Straßen die Autos von Touristen aneinander.

Zwar weisen Schilder, unter anderem in der Saarbrücker Straße, auf ein absolutes Halteverbot hin, doch die scheinen von vielen Gästen großzügig übersehen zu werden – zum Verdruss vieler Orscholzer. Die Lärmbelästigung und die schlechte Luftqualität machten ihnen nach Ansicht der Mettlacher Grünen das Leben schwer. Und die Massen an Müll, die an touristischen Hotspots entsorgt werden, können die Mitarbeiter der Saarschleife-Touristik nach Ansicht von Georg Dillschneider, Fraktionschef der Grünen im Mettlacher Gemeinderat, „dem Anschein nach in der regulären Arbeitszeit nicht bewältigen“.

Dillschneider befürchtet, dass der neue Abenteuerspielplatz und die geplanten Glamping-Ressorts die Situation verschärfen werden. Statt Dingen wie Abenteuerwald an der Cloef oder dem Factory-Outlet in Mettlach, die Massen an Tagestouristen zu locken, favorisieren Dillschneider und seine Mitstreiter nach ihren Worten einen naturnahmen Tourismus, bei dem Wald eine große Rolle spielt, und ein Konzept, das die Gesamtgemeinde im Blick hat. „Die Naturlandschaft rund um die Cloef ist einzigartig und der eigentliche Grund, weshalb so viele Menschen unsere Heimat besuchen“, sagt Dillschneider. „Daher muss die Natur in der Gemeinde stärker geschützt werden. Dies gilt insbesondere für unser Naturschutzgebiet. Daher fordern wir die Gemeinde auf, bei Forstarbeiten auf den Einsatz von Harvestern zu verzichten“, sagt er. Die Schäden durch die Maschinen seien nach seiner Ansicht weitaus größer als ihr Nutzen. Trotz zahlreicher Rodungsmaßnahmen habe man den Borkenkäfer nicht erfolgreich bekämpfen können.

Zudem sollten nach seinen Worten Teile des Cloefwaldes zum Heilwald umgewidmet werden. „Seit Jahrhunderten ist die Heilkraft des Waldes unbestritten.“ Die positive Wirkung der grünen Lunge gelte es, zu nutzen und gesundheitstouristische Angebote zu unterbreiten – für Therapien und spezielle Indikationen. „Ein Heilwald in einem heilklimatischer Luftkurort wie Orscholz könnte beispielsweise bei Erkrankungen der Atemwege oder aber auch der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparats helfen“, sagt der Grünen-Politiker. Als Grundvoraussetzung nennt er einen gepflegten und naturnahen Wald in einer verkehrsberuhigten Lage. „Gesundheitsorientierte Einrichtungen in der Nähe sind ja bereits vorhanden“ – wie etwa die Reha-Klinik. „Die Wege in einem solchen Bereich sollten unversiegelt, kleine Bereiche auch rollstuhlgerecht sein.“ Ein Terrain, welches Gebiet für die Ausweisung in Frage kommen kann, hat er schon ausgemacht: das Stück Natur zwischen dem Gesundheits- und Rehazentrum Saarschleife und der Kleinen Cloef. „In diesem Bereich müssten dann die weiteren Waldnutzer besondere Rücksicht nehmen, selbst der Forst.“

Um den Lärm von Glamping und Spielplatz einzudämmen, sollten Hecken – etwa Buchen – Zäune ersetzen. „Solche Hecken sind für Tiere wesentlich durchlässiger und ungefährlicher als Zäune.“ Zum Kurwald umgestaltet könnte nach Dillschneiders Ansicht das Gebiet zwischen Orkelsfels und Cloef werden.

Wichtig sei auch, dass die Freizeitnutzung der Mettlacher Wälder durch Wanderer und Radfahrer in Einklang mit dem Umweltschutz gebracht werde. Ausweisung von Mountainbikestrecken und Trails in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden seinen nach seiner Ansicht von Nutzen. Zudem dürften keine weiteren Naturflächen für Parkplätze geopfert werden, was insbesondere bei der Diskussion über Stellplätze für Wohnmobile gelte.

Auch müssten die Bürger und die Gemeinde – anders als bisher – von dem Geldsegen, den die Touristen bringen, profitieren. Bislang habe die Gemeinde jedes Jahr erhebliche Summen aufbringen müssen, um die Defizite der Saarschleife-Touristik auszugleichen. Damit müsse Schluss sein. Dillschneider mahnt die Einführung einer Tourismussteuer an, wie sie der Landtag des Saarlandes gesetzlich möglich gemacht habe. „Die Erträge dieser Steuer sollen zum Ausgleich des jährlichen Defizits der Saarschleife Touristik eingesetzt werden. Eine solche Steuer ist in anderen Bundesländern schon lange üblich“, sagt er.

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