Geschichtsunterricht hautnah erlebt

Orscholz · Henriette Kretz, polnische Jüdin, berichtete den Orscholzer Schülern aus ihrer Kindheit während des Holocausts. Ihr anschaulicher und lebensnaher Bericht machte die Schüler betroffen und nachdenklich.

 Henriette Kretz sprach vor den Schülern. Foto: Schule

Henriette Kretz sprach vor den Schülern. Foto: Schule

Foto: Schule

Die Schüler der Klassenstufe 9 der Gesamt- und Gemeinschaftsschule Orscholz erlebten mit dem Besuch von Henriette Kretz als Referentin Geschichtsunterricht hautnah. Der Gast berichtete, wie sie in ihrer Kindheit als polnische Jüdin die Ausgrenzung, Verfolgung und systematische Tötung der jüdischen Bevölkerung erlebte und überlebte.

Wenn mehr als 120 Jugendliche über 90 Minuten in absoluter Stille einer älteren Dame zuhören, dann muss das Thema sie in den Bann ziehen. Als Henriette Kretz , eine polnische Jüdin, aus ihrer Kindheit während des Holocausts berichtete, tat sie das weder vorwurfsvoll noch hasserfüllt. Ihr anschaulicher und lebensnaher Bericht sorgte für tiefe Betroffenheit bei den Schülern. Bis zum Beginn des Krieges erlebte die Tochter eines Arztes eine glückliche Kindheit . Als Kind konnte sie nicht verstehen, warum sie von einem Tag auf den anderen ausgegrenzt wurde. Der lange Winter, während dem sie als kleines Mädchen nicht aus dem Versteck im Kohlenkeller durfte, war eine unvorstellbare Qual, die aber in ihrem Fall durch die Verhaftung und den folgenden Aufenthalt im Gefängnis noch übertroffen wurde. Als ihr Vater sich dem Abtransport in ein Vernichtungslager widersetzte, bot sich dem jungen Mädchen die Gelegenheit zur Flucht. Die Schüsse, die sie hröte, während sie davonlief, gaben ihr Gewissheit, dass sie ab diesem Zeitpunkt keine Eltern mehr hatte. In einem Waisenhaus fand sie Zuflucht und konnte sich dort bis zum Kriegsende verstecken.

Ihre Geschichte sei nichts Besonderes, sagte Kretz : "Es ging ja allen jüdischen Kindern in dieser Zeit so." Vielmehr sieht sie die Menschen als ganz besonders an, die in dieser Zeit ihr Leben riskierten, um anderen zu helfen. Eindringlich sensibilisierte sie die Jugendlichen für die Situation der Kinder in den aktuellen Krisengebieten.

Diese 90 Minuten "Geschichte zum Anfassen" wurden, wie in den vergangenen Jahren schon, durch das Maximilian-Kolbe-Werk, namentlich durch Georg Hasenmüller, ermöglicht.

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