Ein Argentinier in Tünsdorf

Tünsdorf. Piero Monti hält den Stahlstab mit einer Zange in die rote Glut, wartet, zieht ihn wieder raus und legt ihn auf den Amboss. Dann schlägt er kraftvoll mit dem Hammer zu. Immer wieder. Der Stahl verformt sich, wird langsam kalt, und das Prozedere beginnt von vorn. Nach 20 Minuten hat Monti ein kleines Herz geformt

Tünsdorf. Piero Monti hält den Stahlstab mit einer Zange in die rote Glut, wartet, zieht ihn wieder raus und legt ihn auf den Amboss. Dann schlägt er kraftvoll mit dem Hammer zu. Immer wieder. Der Stahl verformt sich, wird langsam kalt, und das Prozedere beginnt von vorn. Nach 20 Minuten hat Monti ein kleines Herz geformt.Seit drei Jahren im Saarland Der 23-Jährige ist in seinem zweiten Jahr in der Ausbildung zum Metallbauer bei der Schlosserei Biringer. Vor drei Jahren kam der Argentinier ins Saarland. Über einen Freund seines Vaters wohnen auch schon sein älterer Bruder und seine zwei Schwestern in Tünsdorf. Piero Monti fühlt sich in dem Dorfleben auf dem Saargau wohl. "Man kennt die Leute, und es ist leicht, zum Abschalten in die umliegenden Berge zu gehen", sagt er. "Ich mag keine Großstädte."Piero Monti ist groß, breitschultrig, hat einen wirren Lockenkopf, einen dunklen Bart und dunkle Augen. Seine großen Hände sind vom Ruß geschwärzt, von der harten Arbeit rau. In die Kulisse aus alten Wagenrädern, Zängen und jeder Menge Metall passt er perfekt. Monti treibt gern Sport oder trommelt. Für sich, wenn er Entspannung sucht. Er ist einer, der gern mit den Händen arbeitet. Das hat auch Geschäftsführer Reinhard Biringer entdeckt, bei dem Monti schon vor drei Jahren anfing zu arbeiten. "Er wollte erst Kaufmann lernen", erinnert sich Biringer, "aber davon habe ich ihm gleich abgeraten."Und es war die richtige Entscheidung. Inzwischen schmiedet Monti eigene kleine Kunstwerke, die auf Märkten verkauft werden, schweißt Türen und Tore, montiert Fenster und fertigt sogar Edelstahl-Schwenker an. Aber am Liebsten arbeitet er an einem Stück. "Viele Teile zu holen und dann daraus was zu schweißen, das kann ja jeder." Er überlegt auch, im Anschluss an die Ausbildung seinen Meister zu machen. Sicher ist er aber nicht. Er träumt vom Reisen, von der weiten Welt, vom Arbeiten an unterschiedlichen Orten.Monti arbeitet auch bei den Schmiedeabenden mit, bei denen Besucher-Gruppen in das alte Handwerk eingeführt werden und auch selbst mitmachen können. Oder er geht mit der mobilen Feldschmiede auf Feste. "Kinder sind besonders leicht zu begeistern", sagt der junge Argentinier.Pause. Piero Monti wischt sich den Schweiß von der Stirn. Dann nimmt er ein kleines Stück kalten Stahl und schlägt so lange darauf ein, bis es durch die Energie anfängt, von innen heraus zu glühen. Monti steckt sich an dem Metall eine Zigarette an. Warum er das macht? "Warum nicht?", fragt er und grinst. www.ich-lebe-gern-in.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort