Hera Lind: „Mein Mann seine Frauen und ich“ Die Unterhaltung steht an erster Stelle

Erfolgsautorin Hera Lind kommt zu einer Lesung nach Orscholz. Vorab sprach sie mit der SZ über ihr neuestes Werk und ihre Karriere.

 Autorin Hera Lind.

Autorin Hera Lind.

Foto: Tina Graf

In Ihrem Buch „Mein Mann, seine Frauen und ich“ geht es um eine Frau, Nadia, die einen schon verheirateten Muslim, Karim, heiratet. Als eine Weitere dazukommt, ist das Drama perfekt. Was inspirierte Sie dazu über das Thema Moslem-Ehe zu schreiben und diese wahre Begebenheit aufzugreifen?

Hera Lind: Ja, die Geschichte hat sich so zugetragen. Die Dame, der das alles passiert ist, hat mir ihre Geschichte geschickt. Da es sich um eine außergewöhnlich schöne Liebesgeschichte handelt, ganz entgegen aller Vorurteile, die man sonst über Ehen mit Muslimen hört, habe Ich mich entschieden, genau diese Geschichte aufzuschreiben. Die Frau hatte eine wundervolle Ehe und war zwölf Jahre lang mit ihrem muslimischen Ehemann sehr glücklich.

Die Ehe im Buch verläuft, wie Sie bereits betonten, sehr liebevoll und vor allem ohne Gewalt. Wollten Sie mit dem Buch einen Ausgleich zu Filmen wie „Nicht ohne meine Tochter“ schaffen?

Lind: Absolut. Es gibt sicher viele Vorurteile und es gibt auch einige Bücher und berechtigte Lebenserfahrungen, die diese Vorurteile bestärken. Aber es gibt eben auch, wie die Geschichte meiner Protagonistin zeigt, die friedliche muslimische Ehe, in der respektvoll miteinander umgegangen wird. Und deswegen hat dieses Buch auch eine Daseins-Berechtigung.

Wollen Sie den Menschen mit Ihrem Buch die arabische Kultur von „Tausendundeiner Nacht“ ein Stück näherbringen oder geht es Ihnen rein um den Weg, den Nadia für ihr Leben wählte, der sie fasziniert?

Lind: Letztlich suche ich die Geschichten danach aus, ob sie spannend sind, ob sie von tapferen und mutigen Frauen handeln, die sich etwas trauen, die etwas Außergewöhnliches erlebt haben. Dass es sich in diesem Fall um eine Vielehe handelt, ist mehr oder weniger Zufall. Es ist eine von zwölf wahren Geschichten, die ich bis jetzt geschrieben habe. Das Buch handelt von einer mutigen starken Protagonistin, die sich einfach nicht darum schert, was andere sagen, und ihren Weg geht, weil sie spürt, dass das für sie der richtige Weg ist. Eine solche Geschichte, die dieses Potenzial hat, ist ein Grund für mich, darüber ein Buch zu schreiben.

Wir haben ja zurzeit hier in Deutschland einen aktuellen Bezug zum Thema. Durch die Flüchtlingskrise prallen die Kulturen aufeinander. Im Buch wird der Islam ziemlich genau beschrieben und ist für die Hauptperson Nadia eine Art Zuflucht, etwas Gutes und Schönes. Hat das Buch auch einen Aufklärungsfaktor?

Lind: Ich will meine Leserinnen in erster Linie unterhalten und nicht aufklären, aber die Werte des Islams spielen zum Verständnis dieser Geschichte eine sehr große Rolle. Nadia hat am eigenen Leibe gespürt, welchen Sinn diese Werte haben, wenn Sie denn nicht missbraucht werden. Anfänglich lebt sie sehr respektvoll mit dieser für sie fremden Religion und nimmt vieles als positiv, sinnvoll und gut wahr. Erst in dem Moment, als Karim sich dann eine dritte und später eine vierte Frau nimmt und sich dabei auf den Koran bezieht, stimmt es nicht mehr mit ihren Wertevorstellungen überein. Diesen Konflikt zu schildern war für mich eine sehr spannende Herausforderung.

Heute sind Sie als Autorin bekannt. In den Jahren 1995 bis 1997 hatten sie eine eigene Talkshow, „Hera Lind und Leute“, und haben danach ein Jahr lang Herzblatt moderiert. Was vermissen Sie an dieser Zeit?

Lind: Eigentlich nichts. Mein Herzblatt ist inzwischen 20 Jahre alt. Meine Mutterrolle ist mir nun so viel wichtiger als Fernsehauftritte, ständiges Unterwegssein oder auf irgendwelchen roten Teppichen zu stehen. Das war damals aufregend und interessant für mich und ich war noch sehr lebenshungrig. Heute weiß ich zu gut, dass das Leben ganz anders spielt, als eine Show vor der Kamera.

Ihre Gesangskarriere begann schon während Ihres Germanistik-, Musik- und Theologiestudiums in Köln. Sind Sie immer noch Vollblut-Sängerin oder ist auch der Gesang zu einer Nebensache in ihrem Leben geworden?

Lind: Mit meinen beinahe 60 Jahren finde ich es sehr vernünftig, nicht mehr als Sängerin seriös aufzutreten, sondern höchstens noch eine Kostprobe zu geben.

Wollen Sie in Orscholz eine dieser Kostproben geben?

Lind: Ja natürlich. Damit der Zuhörer sich ein Bild machen kann, wie das geklungen hat und was mein Leben vorher bestimmt hat, denn ich war 16 Jahre lang Profi-Sängerin und habe damit mein Geld verdient.

Sie schrieben Ihr erstes Buch in Ihrer ersten Schwangerschaft. Dachten Sie damals, dass Sie solchen Erfolg damit haben würden?

Lind: Das erste Buch habe ich eigentlich geschrieben, um meine Langeweile in der Schwangerschaft zu bekämpfen und mich selbst bei Laune zu halten. Ich hätte nie gedacht, dass es ein Erfolg wird, sondern ich habe das nur gemacht, um mir die Zeit zu vertreiben. Ich habe außerdem beim Schreiben sehr viel gelacht, um dann festzustellen, dass Millionen von Leserinnen meinen Humor offensichtlich teilen. Das war ein wunderbarerer Zufallstreffer.

War es insgeheim immer ein Traum von Ihnen, eine bekannte Autorin zu werden, oder etwas, das sich einfach ergeben hat?

Lind: Ich habe immer Tagebuch geschrieben und habe auch immer den Drang zu schreiben verspürt. Im Inneren habe ich mir vielleicht schon gewünscht, dass es jemanden gäbe, der das gerne lesen würde. Aber dass es zu solch einem Erfolg führen würde, inzwischen habe ich 30 Bücher geschrieben, und mein weiteres Leben bestimmen würde, das hätte ich nie zu träumen gewagt.

Werden sie auch zukünftig weiter wahre Begebenheiten aufschreiben und Bücher veröffentlichen?

Lind: Auf jeden Fall werde ich weitermachen, denn ich bekomme dankenswerterweise sehr viele Zusendungen wahrer Geschichten und diejenigen, die außergewöhnlich sind, die von wirklich großer Liebe erzählen oder von starken Protagonistinnen, die sich etwas trauen, die mal andere Wege gehen als wir „Durchschnittsfrauen“, die schreibe ich nach wie vor gerne auf und freue mich auch weiterhin über Zusendungen. Die nächsten drei Geschichten habe ich schon im Kopf und im Herzen.

„Best of Bestsellers! Zwischen Superweib und Schleuderprogramm, Verwechseljahren und Kuckucksnest“ heißt das Motto am Donnerstag, 7. September, im Cloef-Atrium in Orscholz wenn Hera Lind über ihre erfolgreichsten Geschichten spricht. Vor allem aber stellt sie auch ihr neustes Buch „Mein Mann, seine Frauen und ich“ vor. Der Eintritt kostet zwölf Euro. Karten gibt es unter Telefon (0 68 61) 9 36 70.
Ihr neues Buch „Mein Mann, seine Frauen und ich“ ist im Diana Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro.

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