Die Umwelt durch Musik erleben

Mettlach · Erfolgreich läuft das Projekt „Früh übt sich“, das Kinder schon in frühen Jahren an die Musik heranführen will. Das Angebot der Kreismusikschule erreicht inzwischen 719 Kinder in 19 Kindergärten im Grünen Kreis.

 Früh üben sich die Mettlacher Kinder im Umgang mit einfachen Musikinstrumenten. Foto: Gemeinde Mettlach/Josef Hammenstede

Früh üben sich die Mettlacher Kinder im Umgang mit einfachen Musikinstrumenten. Foto: Gemeinde Mettlach/Josef Hammenstede

Foto: Gemeinde Mettlach/Josef Hammenstede

Stolz hält Karl das Bild von der kleinen Kellerassel vor seine Brust, dreht sich im Kreis, während Noah, Marie Leon, Carolina und all die anderen aus der Mäusegruppe mit Feuereifer so manchen Reim auf das Tierchen machen - zum Klang von Rasseln. Den Rhythmus-Instrumenten Töne zu entlocken, macht den drei- bis vierjährigen Schützlingen des Mettlacher Kindergartens am Bahnhof einen solchen Spaß, dass Evi Kremer die quecksilbrigen Jungen und Mädchen ermahnen muss, sie aus der Hand zu legen.

Seit Monaten bringt die Diplom-Fachpädagogin für aktive Musiktherapie, unterstützt von Früherzieherin Vanessa Spanier, den Jungen und Mädchen Lieder bei, lehrt sie, einfache Instrumente zu spielen. Sind es bei den Minis die Rasseln, geben die Vier- bis Sechsjährigen auf Klanghölzern den Rhythmus vor, präsentieren stolz ihr neues Taktgefühl, entführen in Liedern zu Rittern und Piraten - getreu dem Motto: "Früh übt sich". So heißt das Projekt der Musikschule im Grünen Kreis, das sie im vergangenen Jahr gestartet hat.
Keiner wird ausgeschlossen

Für Geld ist fast alles zu haben - Tennisstunden, Reitunterricht oder Musikstunden . Doch was passiert mit den Jungen und Mädchen , deren Eltern keinen dicken Geldbeutel haben, jeden Cent dreimal rumdrehen müssen und den Nachwuchs nicht zum Musikunterricht schicken können? Genau hier setzt das Projekt nach Worten von Dieter Boden, Leiter der Musikschule, an. "Wir wollen, dass alle Kinder - unabhängig von gesellschaftlichem Hintergrund oder finanzieller Situation - den Zugang zur regionalen Kultur und zur Musik ermöglichen", umreißt er sein Ziel. "Die Kinder sollen ihre Umwelt durch Singen und Musik - und auch durch Sprechen - erleben und die Stimme als kreatives und künstlerisches Ausdrucksmittel entdecken", sagt Boden. Er ist sich sicher: Auch die Kinder von Flüchtlingen werden von "früh übt sich" profitieren. "Musik ist eine Sprache, die jeder versteht." Ausschließen will er niemanden. "Sonst würden wir ja wieder ein Ghetto aufbauen - eine Zweiklassengesellschaft." Und das will er auf keinen Fall, wie er sagt. So zählt er mittlerweile 719 Jungen und Mädchen in 19 Kindergärten im Grünen Kreis.

Um viele benachteiligte Kinder zu erreichen, hat sich die Musikschule laut Boden an das Kreisjugendamt gewandt, um herauszufinden, in welchen Kindergärten im Kreis es viele benachteiligte Jungen und Mädchen gibt. "Die Familienzentren kennen die Situationen und die Probleme, wissen, welche der Kinder Erziehungsbeistand erhalten", sagt Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich. Mit Mettlachs Bürgermeister Carsten Wiemann lässt sie sich von den Schützlingen des Kindergartens am Bahnhof zeigen, was sie im Laufe der Zeit gelernt haben. Die Mäuse, die Gruppe der Drei- bis Vierjährigen, singen und musizieren, ebenso die Eichhörnchen und Käfer, die Gruppen der Vier- bis Sechsjährigen. "Ich freue mich, dass die Musikschule das Projekt in Mettlach und Orscholz anbietet", sagt der Verwaltungschef.

Boden hofft, dass das Projekt über das Jahr 2017 weitergeht. "Es wird vollständig aus Mitteln des Programms ‚Bündnis für Familien' der Bundesregierung gezahlt."

Als Grund nennt er den Pisa-Schock Anfang 2000. Damals habe man festgestellt, dass Kinder und Jugendliche in den Ländern im Ranking den ersten Platz belegten, die im Unterricht musizierten.

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