Das Konzept spricht an

Mettlach · Das Begegnungscafé hat den Bahnhof als Adresse. Dort hat die Flüchtlingsinitiative Saarschleife mit jungen Syrern eine leerstehende Wohnung in den neuen Treffpunkt umgewandelt (die SZ berichtet kurz).

 Pfarrer Thomas Schmitt weihte mit seiner evangelischen Kollegin Andrea Zarpentin (Mitte) das Begegnungscafé ein. Foto: Ruppenthal

Pfarrer Thomas Schmitt weihte mit seiner evangelischen Kollegin Andrea Zarpentin (Mitte) das Begegnungscafé ein. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

"Der Bahnhof ist doch ein passend gewählter Ort für ein Begegnungscafé", sagte Bürgermeister Daniel Kiefer (SPD ) bei der Eröffnung am Freitag. Auf dem Gelände des Bahnhofs in Mettlach haben Ehrenamtliche der Flüchtlingsinitiative Saarschleife gemeinsam mit syrischen Jugendlichen eine leerstehende Wohnung in ein Begegnungscafé mit Sozialem Kaufladen verwandelt. Das Konzept scheint die Mettlacher anzusprechen - die Räume waren bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. "Wir haben gehofft, dass so viele kommen. Aber wirklich damit gerechnet, haben wir nicht", freute sich Heidari. Das sei eine große Würdigung für das Projekt.

Gemütlicher Treffpunkt

In einem großen Raum laden mehrere große Tische mit bunten Stühlen und bunten Bildern zu einem gemütlichen Beisammensein ein. Ein langer Flur mit einer Küchenzeile führt auf die andere Seite der Wohnung mit den bunt bemalten Fenstern. Dort sind mehrere Räume zu einem kleinen Verkaufshaus ausgebaut worden, wo sich Kleiderständer mit dicken Winterjacken, Regale mit fein säuberlich gefalteter Kleidung und Schuhen in verschiedenen Größen reihen. Hier können Bedürftige ab sofort an vier Tagen der Woche preisgünstig Kleidung, Spielsachen, Haushaltsgegenstände und Ähnliches kaufen.

Vor etwa einem Jahr hatte sich die Gruppe der Flüchtlingsinitiative Saarschleife zusammengefunden. "Es hat sich schnell herumgesprochen, dass wir Patenschaften für Flüchtlinge übernommen haben. Freunde und Verwandte brachten daraufhin Kleidung und Ähnliches vorbei", erzählte Silvia Heidari, Helferin der ersten Stunde. "Wir haben uns dann an den damaligen Bürgermeister Carsten Wiemann gewandt. Er bot uns die alte Tourist-Info im Rathaus als zentrale Anlaufstelle an", berichtete sie. "Räumchen", so nannten die Ehrenamtlichen den viel zu kleinen Raum liebevoll. "Der Platz war grenzwertig. Wir haben von etwas Größerem geträumt", sagte Heidari.

Im April wurde Anja Hexamer, zu diesem Zeitpunkt bereits seit sieben Jahren Netzwerkerin im Familienzentrum, zur Integrationslotsin und damit auch zur Ansprechpartnerin für die sechs bis acht Frauen, die den Sozialen Kaufladen auf die Beine gestellt haben. "Ein erfolgreiches Ehrenamt braucht auch immer ein Hauptamt", sagte Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich bei der Eröffnung. Hexamer habe das Projekt erst richtig ins Laufen gebracht und Kontakt zur Seniorengenossenschaft Saarschleife und der Sparkasse hergestellt. Das Begegnungscafé falle in den Bereich "sozialraumorientiert arbeiten", erklärte Schlegel-Friedrich. Das heiße: "Nicht hinter verschlossenen Büroräumen darauf warten, dass sich Bedürftige melden, sondern aktiv agieren." Hexamer ist vor allem stolz auf "ihre syrischen Jungs", die in der letzten Woche tatkräftig mit angepackt haben.

Stets bereit zu helfen

"Zuerst haben wir die Sachen vom Rathaus hier hergebracht", sagte Abazed Mohammad Deeaa, einer der acht Jugendlichen, die alle vor ein bis zwei Jahren nach Deutschland gekommen sind. Zusammen besuchen sie die Fachoberschule in Merzig. "Dann haben wir die Regale, die Küche und Tische aufgebaut und anschließend aufgeräumt", berichtete er. Hexamer habe sie gebeten zu helfen und diesem Ruf seien sie selbstverständlich gefolgt. "Ich bin jedes Mal überwältigt. Wenn wir rufen, stehen sie parat", lobte Hexamer.

 Die Jugendlichen halfen bei der Einrichtung mit. Foto: Nina Drokur

Die Jugendlichen halfen bei der Einrichtung mit. Foto: Nina Drokur

Foto: Nina Drokur

Die Gruppe betonte ausdrücklich, dass der Soziale Kaufladen für alle Bedürftigen gedacht sei. "Wir planen auch Bastelnachmittage und Leseecken", informierte Ursula Graf-Rummel, eine der beteiligten Frauen. Häkel- oder Strickkurse könne man sich ebenfalls vorstellen, ergänzte Heidari. Im Café stehen zwei Nähmaschinen bereit. Dort sollen kleine Näharbeiten verrichtet werden können. Das Miteinander stehe bei dem Projekt im Vordergrund: "Durch Gespräche kann man viele Barrieren abbauen", sagte Bürgermeister Kiefer, der das Projekt in Zukunft unterstützen will.

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