„Motivation kann man vorleben“

Orscholz · Im Gesundheits- und Reha-Zentrum Saarschleife trafen sich Arbeitgeber aus der Region, um ihre Erfahrungen zum Thema Gesundheitsmanagement auszutauschen. Allgemeiner Tenor: Wichtig ist ein durchdachtes Konzept.

Die Ansprüche an die Mitarbeiter in Unternehmen steigen: Man muss ständig erreichbar sein, Abläufe sind heute straffer organisiert, Arbeit verdichtet. Dessen sind sich die Arbeitgeber bewusst - das zeigte der vierte Informationstag zum betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) im Gesundheits- und Reha-Zentrum Saarschleife in Orscholz .

Psychische Belastungen wie Burn-Out können zur Arbeitsunfähigkeit führen. Berufskrankheiten bedingen häufig lange Fehlzeiten, hohe Fluktuation oder gar Frühverentung.

Hier wollen die Arbeitgeber gegensteuern. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist ein Rezept dafür. Dieses Programm schafft Mitarbeiterzufriedenheit, Kreativität, Motivation, Identifikation mit dem Unternehmen und somit ein gutes Betriebsklima. "Einzelne Maßnahmen bewirken keine dauerhafte Besserung", sagte Bernd Baumbach, Klinikleiter des Gesundheits- und Reha-Zentrums Saarschleife beim BGM-Tag, "nur ein komplettes Konzept, bei dem Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind und aufeinander aufbauen, hilft den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der psychischen Belastung." Baumbach macht deutlich, dass ein tragfähiges BGM-Konzept langfristig angelegt ist und Zeit braucht.

Dr. Michaela Mittmann, die Leiterin des Gesundheitsdienstes der Ford-Werke Saarlouis, bestätigte: "Von dem ‚psych-direkt'-Angebot, das wir mit dem Gesundheits- und Reha-Zentrum Saarschleife aufgebaut haben, profitieren unsere Beschäftigten. Gleichzeitig entsteht für das Unternehmen ein Mehrwert: Denn die Mitarbeiter spüren, dass wir sie bei ihrer Gesundheitsvorsorge unterstützen. Sie fühlen sich aufgehoben." Neben dem Programm "psych direkt", das im BGM vor allem ansetzt, wenn die Beschäftigten bereits belastet und zum Teil auch arbeitsunfähig sind, interessierten sich die 100 Teilnehmer vor allem für die Prävention vor psychischen Problemen und Belastungen am Arbeitspatz. Denn mit betrieblichem Gesundheitsmanagement kann auch die drohende Arbeitsunfähigkeit psychisch belasteter Beschäftigter abgewendet werden. Den Vertretern öffentlicher Verwaltungen und Behörden wie zum Beispiel der Gemeinde Schwalbach, dem saarländischen Ministerium für Finanzen und Europa oder von Firmen wie Villeroy & Boch, der Stahl-Holding Saar sowie Thyssen Krupp riet Frank Becker, Chefarzt der Abteilung psychosomatische Medizin und Psychiatrie im Gesundheits- und Reha-Zentrum Saarschleife: "Gehen Sie nicht nur auf das Verhalten Ihrer Mitarbeiter ein; berücksichtigen Sie vor allem auch die Verhältnisse und Arbeitsabläufe in Ihrem Unternehmen." Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie plädierte für klare Strukturen; außerdem hob er die Vorbildfunktion der Führungskräfte heraus. "BGM ist Chefsache. Motivation kann man nicht erzwingen, aber vorleben", sagte Becker, auch wenn die Selbstfürsorge jedes Einzelnen wichtig sei. "Jeder ist für seine Gesundheit zuständig!"

Das nahmen sich auch die Teilnehmer, die in Workshops ihr Wissen zum BGM weiter vertieften, zu Herzen und nutzten die Pause für Gymnastikübungen, die jeder in den Arbeitsalltag einbauen kann. So hält betriebliches Gesundheitsmanagement nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Führungskräfte fit.

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